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Der Liebespakt

Titel: Der Liebespakt
Autoren: Jacqueline Navin
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wäre.
    Caroline stellte fest, dass er am meisten an der Person des Earl selbst interessiert war.
    „Ich frage mich, warum er so gesund aussieht", überlegte er mit zusammengezogenen Augenbrauen. „Habt ihr über seine Krankheit gar nicht gesprochen?"
    Verwundert stellte Caroline fest, dass sie nicht einmal wusste, worin die Krankheit des Earl eigentlich bestand. „Weißt du, daran habe ich gar nicht gedacht. Ich war viel zu überwältigt von dem Ganzen. Es ist gut, dass du mich darauf aufmerksam machst. Ich werde ihn das nächste Mal fragen, wenn wir uns sehen."
    „Wann siehst du ihn denn wieder?", fragte er.
    Mittlerweile konnte er nur noch mühsam die Augen offen halten. Krankheitsbedingt ermüdete er schnell. Sie zerzauste ihm die Locken. „Er sagte, dass er meine
    Referenzen ünd meine Familiengeschichte überprüfen lassen wird. Solange muss ich mich gedulden."
    „Oh Caroline! Wie hältst du das nur aus? Ich möchte jetzt schon wissen, ob wir in seinem Schloss leben werden! Ich möchte die Nymphen sehen."
    Caroline blickte nervös zu ihrer Mutter. Sie hatte James dem Earl gegenüber nicht erwähnt, und zwar aus gutem Grund. Damit sie den bestmöglichen Eindruck machen konnte, hatten sie vorab beschlossen, dem Earl nichts von dem Jungen zu erzählen. Natürlich würden Nachforschungen ergeben, dass sie einen Bruder hatte, aber es war fast unmöglich, dass etwas über seine Lungenkrankheit bekannt wurde. Viele Menschen hatten ausgesprochene Angst vor Lungenkrankheiten, die oft sehr ansteckend waren. Sie befürchteten daher, dass die Krankheit ihres Bruders als Makel in ihrer Familiengeschichte gelten könnte. Sie fürchteten außerdem, dass ihr potenzieller Ehemann, wenn sie mit einer so schweren familiären Bürde wie einem todkranken Kind belastet war, ihr weniger wohlwollend gegenüberstehen würde, denn er musste davon ausgehen, dass sie sich dann nur halbherzig ihm und seinem Kind widmen würde.
    „Du wirst müde", wechselte sie das Thema. „Vermutlich hast du den ganzen Tag nicht geschlafen, oder? Nun, ruh dich aus, mein kleiner Liebling, und wenn du aufwachst, dann reden wir weiter."
    Gähnend protestierte James: „Aber ich bin überhaupt nicht müde"
    „Ach nein?" Sanft strich sie ihm über den Kopf. Er protestierte nicht weiter, als sie ihn tiefer bettete und die Kissen, die ihn gestützt hatten, beiseite legte. Nach kurzer Zeit schloss er die Augen, seine Atmung verlangsamte und vertiefte sich, als er in Morpheus Arme hinüberglitt.
    „Ein Glück", wisperte ihre Mutter, die neben sie getreten war. „Er hat sich geweigert, sich auszuruhen. Er war so entschlossen, wach zu sein, wenn du zurückkommst. I
    „Ist es nicht schön, dass er überhaupt so lange durchhalten konnte?"
    Die beiden Frauen wechselten einen langen Blick. Ohne noch etwas zu sagen, verließ Audrae das Zimmer. Ihre Tochter verweilte noch einen Augenblick an James' Bett und sah auf das bleiche Gesicht des unschuldigen, zerbrechlichen Jungen hinab. Lediglich seine Wangen waren ganz leicht gerötet, und sein kleiner Mund sah aus wie eine Rosenknospe. Der Anblick ihres friedlich schlummernden Bruders schmerzte sie, und Tränen verschleierten ihr die Sicht.
    Der Earl musste sie heiraten. Sie brauchten sein Geld so dringend!
    Mühsam blinzelte sie die Tränen weg, zog ihrem Bruder die Decke bis ans Kinn und folgte ihrer Mutter dann in den Salon.
    „Nun", sagte Audrae bestimmt, sobald Caroline die Tür leise hinter sich geschlossen hatte, „erzähl mir von ihm!"
    Caroline atmete tief ein. Ihre Mutter war fast einen Kopf kleiner als sie und sehr zart, dennoch strahlte sie eine Autorität aus, der sich kaum jemand entziehen konnte. In ihrer Jugend war Audrae Wembly eine gefeierte Schönheit gewesen. Ihre
    Lebensumstände hatten ihren Zügen nichts von ihrer Würde nehmen können, wenngleich sie nicht ohne Spuren gealtert war: Das einst für seine Pracht gerühmte Haar war nun schon fast ganz ergraut, und Sorgenfalten hatten sich auf ihrer Stirn und um ihren Mund eingegraben.
    „Er war sehr offen, Mama, und hat mir einiges über sich erzählt. Auch fragte er mich ein paar Dinge, die sonst wohl nicht erörtert werden. Sehr deutlich hat er darauf hingewiesen, dass er unbedingt einen Erben haben will." Sie erinnerte sich lebhaft an die impertinenten Worte des Earl und fuhr schnell fort: „Nun ja, ich fand ihn eigentlich sehr aufmerksam, jedoch manchmal ein bisschen provokant. Und obwohl ich nicht weiß, wie viele Frauen sich ihm sonst
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