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Der Liebespakt

Titel: Der Liebespakt
Autoren: Jacqueline Navin
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Fehdehandschuh zuwerfen. Ich war jedoch'in Paris, und so fiel er auf der Suche nach mir Wegelagerern in die Hände, die ihm wegen seiner Geldbörse die Kehle durchschnitten. Da es sehr viel romantischer war, seinen Tod mit mir in Verbindung zu bringen, ließen die Klatschmäuler ihrer Fantasie freien Lauf und machten eine interessante Geschichte aus seinem Tod."
    Caroline konnte sich die Frage nicht verkneifen: „Hätten Sie denn mit ihm gekämpft, wenn er Ihnen begegnet wäre?"
    Er wirkte etwas überrascht. „Ich weiß nicht, Miss Wembly. Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht." Nachdenklich fuhr er fort: „Ich denke schon. Aber ich bin froh, dass ich das nicht herausfinden musste. Im Gegensatz zu dem, was man mir nachsagt, hätte es mir nicht gefallen, ihn töten zu müssen, um mich selbst zu retten. Schließlich war der Mann geradezu außer sich vor Kummer." Er schwieg einen Moment und fügte dann mit sanfter, fast klagender Stimme hinzu: „Und er hatte allen Grund dazu ... "
    Er schien sich zu fangen und richtete den Blick wieder auf sein Gegenüber. Caroline nippte an ihrem Tee. Über den vergoldeten Rand der Tasse hinweg sah sie ihn an und musterte ihn unter halb gesenkten Lidern. Von Neugier überwältigt, fragte sie nach einer Weile: „Sie haben also ein Gewissen?"
    „Es gibt keinen Grund, beleidigend zu werden", antwortete er und fügte tadelnd hinzu: „Sagten Sie nicht, Sie hätten noch nichts von meiner Gewissenlosigkeit gehört?"
    „Nun, ich habe ein paar Dinge über Sie gehört. Ich dachte, es wäre unhöflich und verletzend, diese Ihnen gegenüber zu erwähnen."
    „Wie weise."
    Sie neigte würdevoll den Kopf. Dass ihre Antwort ihn belustigte, war offensichtlich.
    Je mehr sie sich bemühte, damenhaft zu sein, desto öfter schien sie ins Fettnäpfchen zu treten.
    „Ich informiere Sie nur über meinen Ruf, da es wichtig ist, dass Sie meinen Charakter kennen, bevor wir dieses, nun, sehr ... sehr intime Geschäftsverhältnis eingehen." „Danke, dass Sie sich mir eröffnen", erwiderte Caroline.
    Wie es aussah, hatte sie ihn damit unwillentlich herausgefordert. Er runzelte die Stirn. „Erzählen Sie mir mehr von sich, Miss Wembly. Ich denke nicht, dass Sie mir schon ebenso viel enthüllt haben wie ich Ihnen, und ich muss ja noch eine Entscheidung bezüglich Ihrer Eignung treffen."
    „Ich habe Ihnen bereits alles über mich gesagt, was es zu sagen gibt." Sie setzte ihre Tasse ab.
    „Ihre Antwort darauf, warum Sie einen völlig Fremden heiraten wollen, war unvollständig. Kurz gesagt: Sie haben mir noch nicht verraten, warum Sie wünschen, diese - wie sagte Mr Green doch so treffend? - ach ja,,merkwürdige Verbindung' einzugehen."
    Sie zwang sich, seinem Blick standzuhalten, der bis in die Tiefe ihrer Gedanken zu dringen und ihre Geheimnisse zu ergründen schien. Schließlich antwortete sie geradeheraus: „Wegen des Geldes."
    Ihre Offenheit gefiel ihm anscheinend, denn er lächelte nur milde. „Sagen Sie mir, was wollen Sie denh mit meinem Geld tun?" Er schien diese Frage amüsant zu finden.
    Das Blut in ihren Adern wallte, und sie spürte Zorn in sich aufsteigen. Wie amüsant doch die Reichen die Not und Verzweiflung der Armen fanden. Sie mussten ja nie hungern. Oder Kleider tragen, die so schäbig waren, so knapp um den Busen spannten, dass es fast unmöglich war, zu atmen. Oder alle Würde und jeden Stolz vergessen und sich im Hause eines Earl anbiedern, um einem geliebten Menschen eine Chance zum Leben zu geben.
    Fast erstickte sie an ihrer Bitterkeit. „Warum braucht jemand wohl Geld?", erwiderte sie und verachtete ihn für seine Ignoranz. „Um bestimmte Dinge zu kaufen."
    So banale Dinge wie Medizin. Etwas so Einfaches wie Lebenfür ein sterbendes Kind. Er kniff die Augen zusammen. Möge der Himmel mir helfen - ich bin zu weit gegangen, dachte sie. Wie töricht, meine prekäre Situation zu vergessen! Oh, wie hatte ich nur denken können, dass ich so respektlos sein dürfte? Ich bin keine unterwürfige Frau - von der Art, die der Earl sich zweifellos wünscht. Und das Schlimme ist, ich kann nicht einmal so tun, als wäre ich das. Sie schluckte hart und begann, stockend eine Entschuldigung hervorzubringen.
    Der Earl fiel ihr ins Wort. „Tun Sie das nicht. Zu kriechen passt nicht zu Ihnen." Verzweifelt presste sie die Lippen aufeinander.
    „Ich bin nicht unzufrieden wegen Ihres starken Charakters, falls Sie das beruhigt. Ein starker Charakter ist vielmehr unabdingbar, denn mein
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