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Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht

Titel: Der Liebe Boeser Engel - Schuld Verjaehrt Nicht
Autoren: Ruth Rendell
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Er nahm sie, und dann, ohne sich weiter um die Vorbeigehenden zu kümmern, vergaß er seine sorgsam gehegte Ehrbarkeit, zog sie hier, auf offener Straße, an sich und küßte sie zum letztenmal.
    Als das rote Auto abgefahren war, lehnte er sich auf das Geländer und schaute übers Meer und wußte, daß es so besser war, wußte auch, weil er Ähnliches schon durchgemacht hatte, daß er nicht länger sterben wollte.
     
    Wexfords Verhalten war jovial, hinterhältig und beinah gottähnlich. »Welch ein glücklicher Zufall, daß Sie gerade mit Miss Woodville in Eastbourne waren und zufällig nach Eastover rübergefahren sind und zufällig-mein Gott, welch eine Fülle von Zufällen! - Mrs. Lawrence getroffen haben.« Ernster fügte er hinzu: »Im großen und ganzen haben Sie Ihre Sache gut gemacht, Mike.«
    Burden sagte nichts dazu. Er hielt es nicht für nötig, klarzustellen, daß Gemma diejenige gewesen war, die den vermißten Jungen gefunden hatte, und nicht er.
    Leise machte Wexford seine Bürotür zu und betrachtete Burden ein Weilchen schweigend. Dann sagte er: »Ich halte nicht so sehr viel von Zufällen oder von Melodramen, wenn ich mir’s recht überlege. Ich finde, so was ist nicht ganz Ihre Linie, oder?«
    »Vielleicht nicht, Sir.«
    »Wollen Sie weiterhin Ihre Sache gut machen, Mike? Ich muß das fragen, ich muß es wissen. Ich muß wissen, wo ich Sie erreichen kann, wenn ich Sie brauche, und wenn ich Sie erreicht habe, dann muß ich sicher sein können, daß Sie wieder wie früher sind. Kommen Sie zurück, um wieder vernünftig mit mir zusammenzuarbeiten, und - um es klar auszudrücken - wollen Sie sich zusammenreißen?«
    Burden fiel ein, was er einmal zu Gemma gesagt hatte, und er erwiderte langsam: »Arbeit ist das beste, oder?«
    »Das glaube ich auch.«
    »Aber es muß richtige Arbeit sein, mit Herz und Seele, nicht nur jeden Tag mehr oder weniger automatisch antanzen und hoffen, daß jeder einen bewundert, weil man so ein pflichtbewußter Märtyrer ist. Ich habe viel darüber nachgedacht, Sir, und ich habe beschlossen, dankbar zu sein für alles, was mir zuteil geworden ist, und...«
    »Das ist hervorragend.« Wexford schnitt ihm das Wort ab. »Aber spielen Sie nicht allzusehr den reuigen Sünder, ja? Das ist nur schwer zu ertragen. Ich sehe, daß Sie sich geändert haben, und ich will gar nicht so genau wissen, wer oder was diesen Wandel bewirkt hat. Ein Gutes jedenfalls hat die Sache, ich bin ziemlich sicher, die Art Ihres Mitleids wird künftig weniger gezwungen sein als bisher. Und jetzt machen wir Feierabend.«
    Auf halbem Weg nach unten im Fahrstuhl sagte er noch: »Sie sagen, Mrs. Lawrence möchte keine Klage gegen diese Frau erheben? Alles schön und gut, aber was ist mit all unserer Arbeit, all den Kosten? Griswold wird uns aufs Dach steigen. Er könnte darauf bestehen, sie anzuklagen. Aber wenn sie wirklich ein bißchen verrückt ist... Lieber Himmel, ein Angeklagter tot und der andere nicht zurechnungsfähig!«
    Die Tür ging auf, und da stand der unvermeidliche Harry Wild.
    »Ich habe nichts für Sie«, sagte Wexford kühl.
    »Er hat nichts für mich!« wiederholte Wild grimmig zu Camb. “Ich weiß ganz genau, daß...«
    “Wir hatten eine ganz schöne Aufregung in der Pump Lane«, sagte Camb und schlug sein Buch auf. »Ein Mannschaftswagen der Polizei und zwei Feuerwehren waren nötig, um gegen fünf Uhr gestern - Sonntag war das - eine Katze aus einer Ulme zu holen...« Wilds erboster Blick ließ ihn verstummen. Er räusperte sich und meinte versöhnlich: »Wollen wir mal nachsehen, ob es einen Tee gibt?«
    Draußen auf dem Hof vor dem Revier sagte Wexford: »Ach, beinah hätt ich’s vergessen zu erwähnen. Swans Onkel wird seine Belohnung trotzdem auszahlen.«
    Burden starrte ihn an. »Ich dachte, sie war für den Fall einer Verhaftung gedacht.«
    »War sie nicht. Ich hatte es auch angenommen, bis ich mir den Text noch mal genau durchgelesen habe. Sie war ausgesetzt für Informationen, die zu einer Entdeckung führen. Der Group Captain ist ein gerechter Mann und nicht die Sorte, die ich meine, wenn ich von seinem Neffen rede. Das sind also zweitausend Eierchen für Charly Catch, oder sagen wir, sie wären es, wenn er nicht ein sehr kranker Mann wäre.« Geistesabwesend tastete Wexford in der Manteltasche nach seinen Blutdrucktabletten. »Als Crocker gestern abend in der Charteris Road ankam, saß ein Notar neben dem Bett des guten Charly, und Monkey hielt sich schön im Hintergrund,
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