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Der Leuchtturm von Alexandria

Der Leuchtturm von Alexandria

Titel: Der Leuchtturm von Alexandria
Autoren: Gillian Bradshaw
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seine Arme, die mich fest umklammerten, und das Schlagen seines Herzens. Hippokrates sagt, der Körper sei wissend. Zumindest weiß er, wie er Glück zu schenken vermag. Arbetio hüstelte erneut verlegen und scharrte mit seinen Füßen. Der arme Mann, er konnte nirgends hingehen, um nicht zu stören, außer vielleicht nach draußen zu den Pferden. Ich glaube, wenn er nicht dagewesen wäre, wären Athanaric und ich im Nu ins Bett gesunken. Aber das wäre Arbetio gegenüber unhöflich gewesen. Er hatte immerhin alles riskiert, um uns zu helfen. Ich erinnerte mich an die letzten Reste meiner Erziehung, ließ Athanaric fahren und trat einen Schritt zurück. Dann mußte ich mich ganz rasch setzen: Von all der Aufregung und vom vielen Reiten zitterten mir die Knie. Athanaric ergriff meine Hände:
    »Geht es dir nicht gut?« fragte er besorgt.
    »Ich bin ein bißchen viel geritten«, antwortete ich, »aber mir ist es noch nie so gutgegangen in meinem Leben.« Und ich saß da und lächelte Athanaric an, und er stand da und hielt meine Hände und lächelte mit einem überwältigenden Ausdruck im Gesicht zurück.
    »Ihr solltet etwas essen«, meinte Arbetio und versuchte entschlossen, uns wieder in die normale Welt zurückzuholen. Sofort half Athanaric mir und führte mich zur Feuerstelle. Sie hatten einen Eintopf mit etwas geschmortem Fleisch, ein paar Zwiebeln und etwas Suppenkraut aus dem Garten des Hauses zubereitet. Es gab keine Eßnäpfe, deshalb kauerten wir uns um den Eintopf herum und stippten unser Brot hinein. Athanaric hielt sein Brot in der Hand, saß da und sah mich an, aber jetzt, da der Eintopf vor mir stand, war ich heißhungrig. Ich stippte mein Brot hinein und aß, obwohl ich Athanaric dabei die ganze Zeit über ansehen mußte, um sicherzugehen, daß er kein Traum war. Arbetio warf uns einen Blick zu, dann lachte er. »Das hätte ich niemals von dir gedacht, Chariton«, sagte er. »Du und verliebt?«
    Ich schluckte meinen Bissen herunter. »Was ist daran so schlimm?«
    »Nun«, sagte Arbetio. »Die Liebe ist offensichtlich ein mächtiger Gott, da sie es fertigbringt, daß zwei intelligente Leute einen so törichten Eindruck machen.« Wir starrten ihn beide verständnislos an, und er grinste. »Vorzügliche Chariton – Charis – ich befehle dir hiermit, daß du dein Abendessen beendest und schlafen gehst. Du mußt etwas zu dir nehmen und dich ausruhen: Wir haben noch einen ganzen Tagesritt vor uns.«

21
    In jener Nacht hielten mich die Qualen der Begierde jedenfalls nicht wach: Ich war ganz einfach zu erschöpft. Als ich aufwachte, empfand ich noch mehr Glück, aber auch mehr Muskelkater als am Morgen zuvor. Wir hatten ein äußerst vergnügtes Frühstück und machten uns auf den Weg. Athanaric sah so aus, als hätte er nicht ganz so gut geschlafen wie ich, aber auch er war glänzender Laune und fing beinahe sofort an, von unserer Hochzeit zu sprechen.
    »Wir werden damit warten müssen, bis wir alle notwendigen Vereinbarungen mit deinem Bruder getroffen haben«, meinte er.
    »Wirklich?« fragte ich und hielt nicht viel von dieser Vorstellung. Eigentlich fühlte ich mich bei dem Gedanken, Athanaric zu lieben, glücklicher als bei dem Gedanken, ihn zu heiraten. Aber er würde wohl darauf bestehen, daß bis zu unserer Hochzeit alles ehrbar und schicklich zuging. Wenn eine Leidenschaft ihre Erfüllung findet, ist das eine Sache, eine ganz andere aber ist es, eine Hochzeit mit all den finanziellen Abmachungen und gesetzlichen Regelungen zu arrangieren.
    »Es muß alles offiziell und ehrbar sein«, erklärte Athanaric mit Nachdruck. »Nachdem alles so unkonventionell angefangen hat, brauchen wir soviel offizielle Bestätigung wie irgend möglich.«
    »Verdammte Ehrbarkeit.«
    »›Rumoresque senum severiorum, omnes unius aestimemus assis! Da mi basia mille!‹«
    »Zur Hölle mit der Ehrbarkeit, und lieber tausend Küsse für dich? Nur allzugern. Von wem ist das?«
    »Von Sebastianus’ Lieblingsdichter. Von Catullus.«
    »Vielleicht sollte ich doch noch lateinische Dichter lesen.«
    »Ach, am Ende verlor sie die Ehrbarkeit, und er verlor sie. Wir brauchen den offiziellen Status. Ich möchte nicht, daß ihn hinterher jemand in Frage stellt, auch nicht mein eigener Vater, falls er sich dazu entschließt, wie ein Trottel zu reagieren. Außerdem wirst du deine gesamte Mitgift brauchen, wenn du ein Hospital gründen willst.«
    Das leuchtete mir ein. Ich würde über meine Mitgift verfügen können, und die
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