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Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Titel: Der letzte Wille: Thriller (German Edition)
Autoren: Denise Mina
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zwängen.
    »Sagen Sie’s mir«, sagte Paddy, atmete tief ein, hielt die Luft an und machte sich auf einen Schicksalsschlag gefasst.
    Kilburnie nickte Dub zu und riss die Augen auf.
    »Vielleicht wäre es besser, wenn wir mit Ihnen alleine sprechen könnten.«
    »Sagen Sie’s mir.«
    »Also …« Sie wirkte verunsichert. »Ich fürchte, wir haben schlechte Nachrichten für Sie, Miss Meehan.«
    »Was ist passiert?«
    »Ich fürchte«, Kilburnie fuhr mit ihrer Standardformulierung fort, die sie bestimmt schon im Wagen geübt hatte. »Gestern wurde außerhalb der Stadt in der Nähe von Port Glasgow eine Leiche gefunden …«
    Zwei dicke Tränen rannen über Paddys Wangen. »Sagen Sie’s schon.«
    Kilburnie sah auf ihren Schoß, klopfte sich mit beiden Händen auf die Knie und richtete sich auf. »Terry Hewitt ist tot. Ein Kopfschuss. Wir wären früher gekommen, aber er hatte keine Papiere bei sich, und wir konnten erst jetzt seine Wohnung ausfindig machen und seine Habe durchgehen …«
    Paddy setzte sich auf. »Terry Hewitt?«
    Verwirrt sah Kilburnie Blane an. »Ich fürchte, er ist tot. Es tut mir sehr leid.«
    Dub beugte sich vor. »Terry Hewitt?«
    »Ein einziger Schuss in den Kopf.« Kilburnie blickte besorgt zu Blane.
    »Er ist tot, fürchte ich.«
    Dub blickte sie über Kilburnie hinweg an. »Paddy? Hast du dich wieder mit ihm getroffen?«
    »Nein«, murmelte sie, »nicht mehr seit … früher. Ich hab ihn seit Fort William nicht mehr gesehen.«
    »Wieso teilen Sie ihr das mit?«
    Kilburnie wandte sich an Dub. »Entschuldigung.«
    »Wofür entschuldigen Sie sich?«
    Kilburnie sah von Dub zu Paddy. »Es tut mir leid, dass ich vor Ihrem Ehemann darüber sprechen muss.«
    »Äh«, Dub sah beide irritiert an. »Ach, nein, wir wohnen nur zusammen. Wir sind Freunde.«
    »Nicht verheiratet«, sagte Paddy. »Geht es Mary Ann gut?«
    »Wer ist Mary Ann?«, fragte Kilburnie.
    »Das ist meine Schwester. Sie arbeitet in einer Suppenküche. Sie ist Nonne. Als Sie gesagt haben, außerhalb der Stadt, habe ich gedacht, sie sei entführt worden. Ich dachte, man hätte sie vergewaltigt …« Paddy hielt sich den Mund zu, um nicht weiterzureden.
    Sie wusste, dass jedes Wort des Gesprächs auf der Wache wiederholt werden würde. Eine unvorbereitet angetroffene Provinzprominente in einem schäbigen Schlafanzug. Polizisten hatten ausreichend Pausen und mehr als genug Gelegenheit zu tratschen. Sie würden den lila- und gelbfarbenen Flur beschreiben, von ihrem nicht angetrauten Mitbewohner berichten, dass sie Burns’ Show im Fernsehen sah und Kekse statt warmer Mahlzeiten verdrückte. Und sie würden allen von dem Riss in ihrer Schlafanzughose erzählen.
    »Es geht darum …« Kilburnie beendete den Satz nicht. »Ich fürchte, wir brauchen Sie zur Identifizierung der Leiche.«
    »Wieso ich? Es muss doch jemanden geben, der ihn nach mir noch gesehen hat. Ich jedenfalls habe Terry seit sechs Monaten nicht gesehen.«
    »Aber in seinem Pass sind Sie als nächste Angehörige eingetragen. Wir haben ihn bei ihm zu Hause gefunden. Daher haben wir auch diese Adresse.«
    »Er hatte mich unter dieser Adresse eingetragen?«
    »Ja.«
    Dub hörte aufmerksam und interessiert zu, jetzt da er wusste, dass Mary Ann nichts zugestoßen war.
    »Aber wir sind erst vor zwei Monaten eingezogen.« Sie sah sich im Wohnzimmer um, betrachtete die orangefarbenen Wände, die sparsame Möblierung, sorgfältig in Trödelläden und bei Auktionen ausgewählt. Terry war nie hier gewesen. Sie war erstaunt, dass er ihre neue Adresse überhaupt kannte.
    »Sie sind also nicht miteinander verwandt?«
    »Nein. Terrys Eltern sind schon vor Jahren gestorben. Ich weiß nicht, ob er sonst noch jemanden hatte. Er war Auslandskorrespondent, ist viel gereist, er hatte nicht viele Freunde. Ich nehme an, deshalb. Überraschend finde ich das eigentlich nicht, wenn ich ehrlich bin. Er war nicht sehr glücklich.«
    Paddy stand auf. Ihr fiel ein, dass sie zur Daily News fahren und den Artikel über Terrys Selbstmord schreiben sollte. Das war keine große Geschichte, aber der Gedanke an Arbeit beruhigte sie, ihre Muskeln entspannten sich, ihr Blut kam zur Ruhe. Mit einem Notizblock in der Hand konnte sie durch Feuer gehen, ohne dass es ihr etwas ausmachte.
    Die Beamtin stand ebenfalls auf. »Sie müssen bitte mitkommen und einen Blick auf ihn werfen.«
    »Ich will mich nur schnell umziehen.«
    Als sie an Blane vorbei das Wohnzimmer verlassen wollte, platzte er heraus: »Ich liebe Ihre
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