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Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Der letzte Wille: Thriller (German Edition)

Titel: Der letzte Wille: Thriller (German Edition)
Autoren: Denise Mina
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leblos in der Damenumkleidekabine eines Kaufhauses gefunden wurde, wo er offensichtlich gerade Mieder anprobiert hatte. Sie lachten, nicht weil irgendetwas daran lustig, sondern weil es ziemlich traurig war.
    Jemand, der ihr nahestand, war gestorben. Er oder sie musste gewaltsam zu Tode gekommen sein, denn sonst wäre sie vom Krankenhaus benachrichtigt worden und er oder sie musste alleine gestorben sein, sonst hätte sie jemand aus ihrer Familie angerufen. Es musste Mary Ann sein.
    »Dub?« Ihre Stimme klang hoch und zittrig. »Würdest du bitte mal eine Minute herkommen?«
    Dub ließ sich Zeit. Als er im Türrahmen auftauchte, blickte er im Gehen noch zum Fernseher zurück. »Was?«
    »Zwei Polizisten. Draußen. Ich glaube, da ist was passiert.«
    Sie sahen ängstlich zur Tür, versuchten aus der klumpigen gelben Farbe eine Antwort herauszulesen.
    Dub kam zu ihr und wirkte noch erschrockener als sie selbst.
    »Vielleicht eine Beschwerde wegen Ruhestörung? Ein Irrtum? Der Journalist, der junge Typ, hat der beim Weggehen Krach gemacht?«
    Paddy hielt sich die Hand vor den Mund.
    »Vielleicht ist es Mary Ann.«
    »Dann mach auf.« Dub griff rasch über sie hinweg, zog die Kette ab und öffnete die Tür.
    Der Beamte war ein Schrank von einem Mann, dick und breit, mit roten Flecken im Gesicht, der Brustkorb hob und senkte sich nach dem anstrengenden Treppenaufstieg. Die Frau war blond und hatte die Haare so streng zurückgekämmt, dass sie wie aufgemalt wirkten. Sie hatte etwas Vogelartiges: eine spitze Nase, trübe Augen, dünne Lippen. Familienfürsorge. Es wird immer eine Frau von der Familienfürsorge mitgeschickt, die Händchen halten soll, wenn das große Heulen anfängt.
    Die Polizistin versuchte es mit einem Lächeln, aber es erstarb gleich wieder auf ihren Lippen und sie wich Paddys Blick aus. Sie hatte noch nicht oft Todesnachrichten überbracht, hatte noch keine Übung darin, der Trauer ins Gesicht zu blicken.
    »Hallo.« Der beleibte Beamte nahm das Heft in die Hand. »Ich bin PC Blane und das ist EPC Kilburnie. Sind Sie Paddy Meehan?«
    Sie warteten auf eine Antwort, aber Paddy war starr vor Schreck. Sie schien einfach keine Luft in die Lungen zu bekommen.
    »Ich weiß, dass Sie es sind.« Er lächelte Paddy unsicher an. »Ich kenne Ihr Gesicht aus der Zeitung.«
    Paddy tat, was sie immer tat, wenn sie ein Fan ansprach. Sie zeigte höflich die Zähne und nuschelte ein belangloses: »Danke schön.«
    Dub schob sich vor sie. »Ist es Mary Ann?«
    Blane überging die Frage, trat über die Türschwelle und sah ausschließlich Paddy an. »Dürfen wir hereinkommen?« Sie wich zurück, ließ die Beamten eintreten, erlaubte dem Tod in ihr Puppenhaus einzudringen.
    Niemand beachtete Dub. Normalerweise war er sehr gut darin, Situationen in die Hand zu nehmen. Er hatte viele Jahre Stand-up-Comedy gemacht und war ausgezeichnet darin, in einem Nachtclub voller Betrunkener die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, aber komischerweise nahm keiner der beiden Beamten jetzt Notiz von ihm.
    »Er ist ein Freund«, sagte Paddy und deutete auf ihn.
    Blane und Kilburnie blickten einander misstrauisch an. »Dürfen wir durchgehen?«
    Als sie über die Kisten stieg und den Flur entlangging, fühlten sich Paddys Beine wackelig an. An der Wohnzimmertür angekommen, verlangsamte sie ihre Schritte und zögerte, als könne sie das Nichtwissen unendlich verlängern. Doch Blane nahm sie am Ellbogen, stützte und schob sie gleichzeitig weiter.
    »Bitte setzen Sie sich.« Er führte Paddy durch die Tür zum Sofa. Blane musterte George Burns im Fernsehen, der am Bühnenrand kauerte und mit einer vollbusigen Frau im Publikum sprach.
    »Burns«, murmelte er abfällig und ließ den Kommentar im Raum stehen.
    Bevor er Comedian wurde, war Burns Polizist gewesen. Jeder Bulle in Glasgow hatte eine Geschichte über ihn, die meisten davon nicht gerade schmeichelhaft – man erzählte sich, dass es in jeder Einheit mindestens zehn gab, die lustiger waren als er, und jene, die ihre Ausbildung mit ihm absolviert hatten, behaupteten, er sei damals schon ein Blödmann gewesen. Diese Anekdoten wurden immer aufgekratzt und grinsend präsentiert, da sich derjenige, der sie erzählte, wichtig vorkam, weil er jemanden aus dem Fernsehen kannte.
    Dub wollte sich, fest entschlossen an dem Gespräch teilzunehmen, neben Paddy auf das Sofa fallen lassen und nach ihrer Hand greifen, doch Kilburnie gelang es, sich mit ihrer kantigen Statur zwischen die beiden zu
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