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Der letzte Vampir

Der letzte Vampir

Titel: Der letzte Vampir
Autoren: David Wellington
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schließlich in den Stacheldraht gejagt. Aber warum sie? Sie hatte nur das Alkoholmessgerät bedient. Sie hatte die ganze Zeit im Mobil gesessen. Es ergab einfach keinen Sinn.
    Wenn sie sich stark konzentrierte, konnte sie zeitweise minutenlang nicht an diese Frage denken. Sie weigerte sich, sich davon verrückt machen zu lassen. Sie war ein State Trooper, verflucht noch mal. Ein Soldat des Gesetzes – so hatte man sie genannt, als sie auf der Akademie den Abschluss gemacht hatte. Ein Soldat. Und Soldaten gerieten nicht in Panik, nur weil jemand versuchte, ihnen einen kleinen Schrecken einzujagen. Sie sagte sich das so oft vor, bis sie es schließlich glaubte.
    Sie las Protokolle, um sich die Zeit zu vertreiben, was nur wenig interessanter war, als den Rauchern zuzusehen, die heraus- und wieder hineingingen. Um drei Uhr erschien Arkeley. Da war sie kurz davor, sich auszutragen und nach Hause zu gehen.
    »Ich warte hier schon den ganzen Tag«, sagte sie, als er durch die Hintertür trat, um sie einzusammeln.
    »Und ich habe den ganzen Tag mit dem Beantragen von Durchsuchungsbefehlen und Gerichtsbeschlüssen verbracht. Ich frage mich, wer von uns beiden mehr Spaß hatte.«
    »Hören Sie auf, mit mir zu reden wie mit einem Kind!«
    Sein Lächeln verbreiterte sich nur noch.
    Er führte sie zum Büro des Commissioner, einem Eckbüro in der obersten Etage mit zwei Glaswänden. Die anderen beiden Wände waren mit Hirschgeweihen und dem Schädel eines sehr großen Zwölfenders geschmückt. Direkt hinter dem Schreibtisch hing ein Gestell mit antiken Vogelflinten, so als wollte der Commissioner stets bereit sein, jeden zu durchlöchern, der schlechte Neuigkeiten brachte.
    Arkeley wäre ein guter Kandidat gewesen. Nachdem Caxton ihren Bericht beendet und Arkeley einige erklärende Worte abgegeben hatte, warf ihm der Commissioner einen Blick voll purem Hass zu. »Das gefällt mir nicht, aber das konnten Sie sich vermutlich ja schon denken. Der widerlichste, hässlichste mehrfache Mord seit Jahrzehnten, und Sie schneien einfach hier herein und nehmen ihn uns weg. Ein U. S. Marshal. So was wie Sie bewacht doch eigentlich Gerichtsgebäude.« Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Er hatte einen kahlen Kopf, nur auf der Stirn waren noch ein paar Haare übrig. Der unterste Uniformknopf spannte sich etwas unter dem Druck des vordrängenden Bauches. Aber er trug das Rangabzeichen eines Colonel an den Schultern, darum stand Caxton die ganze Zeit in Habt-Acht-Stellung da.
    Arkeley saß auf seinem Stuhl, als wäre seine Anatomie nicht dafür geschaffen, als könnte sich seine Wirbelsäule nicht richtig krümmen. »Wir fassen auch die Mehrzahl bundesweiter Flüchtlinge«, sagte er zum Commissioner.
    »Trooper«, sagte der Commissioner, ohne Caxton anzusehen. »Was halten Sie von dieser Scheiße? Soll ich ihn aus der Stadt jagen?«
    Sie war sich ziemlich sicher, dass die Frage rhetorisch gemeint war, aber sie antwortete trotzdem. »Sir«, sagte sie, »er ist der einzige lebende Amerikaner, der erfolgreich Vampire gejagt hat, Sir.« Sie bewahrte noch immer Haltung, den Blick starr zur Hutkrempe gerichtet, wie man es ihr beigebracht hatte.
    Der Commissioner seufzte. »Ich könnte das verhindern.« Er zeigte auf die Papiere, die ausgebreitet auf seinem Schreibtisch lagen. Die meisten waren vom Stellvertreter des Gouverneurs unterzeichnet. »Ich könnte das alles hier aufhalten, Bestätigungen verlangen, dreifache Kopien anfordern. Ich könnte Ihre Untersuchung so lange behindern, bis sich meine Jungs um den Vampir gekümmert haben.«
    »Und in diesem Fall, junger Mann, würden mehr als nur ein paar Leute auf schreckliche Weise sterben.« Arkeley lächelte nicht, als er das sagte. »Ein Ereignis bedingt das nächste. Zuerst versuchen die Vampire, sich in unserer Mitte zu verstecken. Sie verkleiden sich und verstecken ihre Opfer an abgeschiedenen Orten. Aber im Laufe der Zeit wächst die Blutlust. Sie brauchen jede Nacht mehr Blut, um ihr Nichtleben aufrechtzuerhalten. Bald vergessen sie, warum sie diskret sein wollten. Und dann beginnt der Massenmord, ohne jede Reue und Gnade. Bis dieser Vampir geschnappt ist, wird die Zahl der Toten weiter steigen.«
    »Warum sind Sie nur so scharf darauf?«, fragte der Commissioner. »Sie sind bereit, sich Feinde zu machen, nur, damit Sie sich in die Ermittlungen einmischen können.«
    »Wenn Sie wissen wollen, warum ich mich entschieden habe, diesen Fall zu übernehmen, muss ich Ihnen leider sagen, dass
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