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Der Letzte Tag Der Schoepfung

Der Letzte Tag Der Schoepfung

Titel: Der Letzte Tag Der Schoepfung
Autoren: Wolfgang Jeschke
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inkriminierte und untersuchte, dasselbe vorbiblische, ja unbiblische Alter auf. Des hl. Vitus echtes Glied musste als verschollen gelten. Was der Fischer Rossi nach Seenot und unter größten Mühen im Netz aus den Tiefen des Meeres geborgen hatte, war indes mit einem Mal erheblich interessanter - auch für die Gelehrten des päpstlichen physikalischen Kabinetts. Was sich da am Horizont als unscheinbare Trübung zu erkennen gab, konnte sich zu einem Sturm auswachsen, der geeignet war, an den Grundfesten der Heilsgeschichte zu rütteln. Wenn sich die Vermutungen als richtig erwiesen, konnte diese Entdeckung von ungeheurer Tragweite sein.
    Und sie sollten sich als richtig erweisen.
     
    Am 2. März 1969 traf in Palermo eine Gesandtschaft Pauls VI. ein. Sie überbrachte dem Erzbischof von Palermo ein persönliches Handschreiben des Hl. Vaters, in dem dieser seine Eminenz bat, aus Gründen, die zu verschweigen er allerdringlichsten Anlass hätte, die in Sta. Felicità aufbewahrte Reliquie des hl. Vitus unverzüglich nach Sankt Peter zu überführen. Furchterfüllt müsse er Anzeichen zur Kenntnis nehmen, dass der Antichrist Jahrtausende der Heilsgeschichte mit einem Federstrich zunichte machen, die Welt ihres ersehnten und erlittenen Heils berauben und sie nachträglich in Besitz nehmen könne.
    Stirnrunzelnd, da verärgert über den offenkundigen Mangel an Vertrauen des Hl. Vaters in seine Person, der ihn nicht über den Zusammenhang zwischen der schrulligen Reliquie und der drohenden Herrschaft des Antichrist unterrichtete, andererseits aber besorgt wegen der Dringlichkeit der Bitte, gab seine Eminenz Anweisung, den Schrein in Sta. Felicità zu öffnen und den gewünschten Gegenstand wohlverpackt der Gesandtschaft auszuhändigen.
    Nach mehr als tausend Jahren der Ruhe ging die Flöte des hl. Veit, Schlauchstück einer Wasserpfeife oder heidnisches Musikinstrument, auf die Reise. Ein Jahrtausend lang als Anachronismus unerkannt, versetzte sie nun plötzlich Physiker, Moraltheologen und Politiker gleichermaßen in Aufregung.
    Am fünften März traf die Reliquie in Rom ein und wurde ungesäumt dem Hl. Vater vorgelegt, der sie mit wachsendem Unbehagen in Augenschein nahm, seine schrecklichsten Ahnungen bestätigt sah und sich zum Gebet zurückzog.
    Im physikalischen Kabinett hatte man inzwischen weitere Proben untersucht und war zu dem Schluss gekommen, dass es sich bei dem Material weder um ein organisches noch um ein anorganisches handeln konnte, sondern dass es sich um ein synthetisches handeln musste. Dasselbe bestätigte sich bei dem etwas andersartigen Material, aus dem die Reliquie aus Palermo bestand. Darüber hinaus ähnelte »Il gazzo di Santa Felicità« ganz verblüffend dem gerippten Schlauch einer Atemmaske, wie sie Düsenjägerpiloten zu tragen pflegen.
    Ungeklärt blieb allerdings vorerst die Frage, wie viele Jahrhunderte vor der Erfindung der Kunststoffe derartiges Material auftauchen konnte, das überdies zu jenem Zeitpunkt bereits Spuren extrem hohen Alters aufwies. Die Gelehrten des Vatikans standen vor einem Rätsel. Es gab weder eine wissenschaftliche Theorie, noch war eine technische Einrichtung vorstellbar, mit der sich der Sachverhalt hätte erklären lassen. Die Konsequenzen dieser fast undenkbaren Möglichkeit waren jedoch in höchstem Maße alarmierend.
     
    Papst Paul VI. tagte mit seinen Gelehrten und Ratgebern in Permanenz. Nach langem Zögern rang er sich zu einer Entscheidung durch: Alle verfügbaren und beschaffbaren Proben dieser rätselhaften Materialien seien in eternitatem in den vatikanischen Archiven unter Verschluss zu nehmen und es gelte allerstrengstes Stillschweigen über sie zu bewahren.
    So wanderte die Flöte des hl. Veit in das vatikanische Archiv mit der größten Sammlung merkwürdiger Gerätschaften, kurioser Apparaturen, Handschriften und Kunstwerke, die in anderthalb Jahrtausenden zusammengetragen wurde.
    Was Paul VI. bei seinem weisen Entschluss aber nicht bedachte, war die Tatsache, dass die CIA sich grundsätzlich für alles interessiert und ihre Schnüffler allgegenwärtig sind. So hat der amerikanische Geheimdienst sozusagen auch ständig eine Nase unter dem Hl. Stuhl, um jedes päpstliche Lüftchen zu registrieren, das dem Pentagon ins Gesicht blasen könnte. Und so bekam man in Washington bald Wind von den rätselhaften Funden und der Besorgnis im Vatikan - und wenig später Unmengen an Fotos und einige Proben des seltsamen Materials.
    Captain Francis reckte
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