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Der letzte Joker

Der letzte Joker

Titel: Der letzte Joker
Autoren: Agatha Christie
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sei. Sie haben mich ganz schön überlistet. Nun, Mr Eversleigh saß also in der Klemme. Er konnte Sie nicht in das Geheimnis der Sieben Zifferblätter einweihen, ohne dass auch Jimmy Thesiger davon erfuhr – und das konnte er nicht zulassen. Und Mr Thesiger hatte einen glaubhaften Grund, sich nach Wyvern Abbey einladen zu lassen, was die Dinge für ihn vereinfachte.
    Ich muss gestehen, dass die Sieben Zifferblätter Mr Lomax schon einen Warnbrief geschickt hatten, damit er sich an mich um Hilfe wandte, denn dann konnte ich völlig unverdächtig zur Stelle sein. Ich machte kein Geheimnis aus meiner Anwesenheit, wie Sie sich erinnern, Lady Eileen!» Und wieder zwinkerte Battle.
    «Also weiter: Zum Schein mussten Mr Eversleigh und Mr Thesiger die Nacht in zwei Wachen einteilen. In Wirklichkeit wachten Mr Eversleigh und Miss St. Maur. Miss St. Maur stand gerade an der Terrassentür, als sie Mr Thesiger kommen hörte, und musste sich rasch hinter die spanische Wand flüchten.
    Und jetzt zeigt sich Mr Thesigers Gerissenheit. Bis zu einem gewissen Punkt erzählte er eine vollkommen wahre Geschichte, und ich muss zugeben, dass ich von dem Kampf und allem Drum und Dran sehr beeindruckt war. Ich begann schon, mich zu fragen, ob er mit dem Diebstahl überhaupt etwas zu tun habe, ob wir nicht eine ganz falsche Fährte verfolgten. Es gab ein oder zwei Verdachtsmomente, die in eine völlig andere Richtung wiesen, und ich kann Ihnen sagen, dass ich mir keinen Reim darauf machen konnte, bis etwas auftauchte, das die Fronten klärte.
    Ich fand im Kamin den verkohlten Handschuh mit Bissspuren daran – da wusste ich, dass ich doch Recht gehabt hatte. Aber, das muss ich zugeben, er war wirklich clever.»
    «Was ist nun tatsächlich passiert?», fragte Bündel. «Wer war denn der andere Mann?»
    «Es gab keinen anderen Mann. Hören Sie zu! Ich werde Ihnen erzählen, wie ich die ganze Geschichte rekonstruierte. Eines möchte ich vorwegnehmen: Mr Thesiger und Miss Wade arbeiteten zusammen. Sie hatten sich zu einer bestimmten Zeit verabredet. Miss Wade kommt also mit dem Wagen an, schlüpft durch die Hecke und schleicht zum Haus. Für den Fall, dass ihr jemand begegnet, hat sie eine fabelhafte Geschichte parat – die, die sie dann auch erzählte. Sie erreicht unbehelligt die Terrasse, kurz nachdem es zwei Uhr geschlagen hat. Aber sie wurde doch gesehen, als sie in den Park kam. Meine Männer beobachteten sie, aber sie hatten die Anweisung, niemand am Kommen zu hindern – nur am Verlassen des Parks. Denn ich wollte so viel wie möglich herausfinden. Miss Wade steht also auf der Terrasse, und in diesem Moment fällt ihr ein Päckchen vor die Füße. Sie hebt es auf. Ein Mann klettert am Efeu herunter, und sie läuft davon. Was passiert als Nächstes? Der Kampf und die Schüsse. Was wird da jeder tun? Zum Ort des Geschehens laufen. Und Miss Wade hätte unbemerkt mit den Plänen davonfahren können.
    Aber die Dinge entwickeln sich anders. Miss Wade läuft mir direkt in die Arme. Und in diesem Moment wendet sich das Blatt. Miss Wade ist nicht mehr im Angriff, sondern in der Verteidigung. Sie erzählt ihre Geschichte. Sie ist vollkommen wahr und klingt vernünftig.
    Jetzt zu Mr Thesiger! Eines fiel mir sofort auf. Wegen der Schusswunde allein konnte er nicht die Besinnung verloren haben. Entweder war er gestürzt und hatte sich den Kopf angeschlagen – oder, nun, er war nicht ohnmächtig geworden. Später hörten wir Miss St. Maurs Darstellung. Sie stimmte mit der von Mr Thesiger völlig überein – bis auf einen vielsagenden Punkt. Miss St. Maur erzählte, dass Mr Thesiger, nachdem er das Licht ausgemacht hatte, zur Terrassentür ging und dort so still dastand, dass sie schon dachte, er habe das Zimmer verlassen. Nun ist es aber so, dass ein atmender Mensch in einem Zimmer kaum zu überhören ist, vor allem, wenn man gerade darauf besonders achtet. Nehmen wir an, dass Mr Thesiger den Raum tatsächlich verließ. Doch warum? Er kletterte am Efeu hoch und in Mr O’Rourkes Zimmer – Mr O’Rourkes Whisky war natürlich am Abend präpariert worden. Er holt die Pläne, wirft sie Miss Wade zu, klettert den Efeu wieder hinunter und inszeniert den Kampf. Das ist ganz einfach, wenn man es sich genau überlegt. Er schmeißt die Möbel um, stolpert herum, schimpft mit normaler Stimme oder krächzt heiser. Und dann der Schlusspunkt: die beiden Pistolenschüsse. Mit seiner eigenen Automatik, die er am Tag zuvor ganz offen gekauft hatte, schießt er
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