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Der letzte Joker

Der letzte Joker

Titel: Der letzte Joker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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genau in jener Nacht hatte Gerry Wade eine so starke Dosis eines Schlafmittels genommen, dass er nie mehr aufwachte. Und wenn stimmte, was in dem Brief stand, warum sollte er es dann genommen haben?
    Leicht schaudernd blickte sie sich im Zimmer um. Angenommen, Gerry Wade beobachtete sie jetzt? In diesem Zimmer war er gestorben…
    Vor ihrem inneren Auge entstand ein deutliches Bild. Der tote Mann auf dem Bett und sieben Wecker, die auf dem Kaminsims tickten, die laut und geheimnisvoll…

5
     
    « V ater», sagte Bündel, während sie die Tür zu Lord Caterhams Heiligtum einen Spalt öffnete und ihren Kopf hineinsteckte, «ich fahre mit dem Hispano nach London: Ich kann die Eintönigkeit hier nicht länger aushalten.»
    «Aber wir sind doch erst gestern zurückgekommen», beklagte sich Lord Caterham.
    «Ich weiß. Es erscheint mir wie hundert Jahre. Ich hatte vergessen, wie öde das Landleben sein kann.»
    «Da möchte ich dir nicht zustimmen! Es ist so friedlich! Und außerordentlich bequem. Ich kann dir nicht sagen, wie ich es genieße, wieder bei Tredwell zu sein. Dieser Mann sorgt einfach vorbildlich für mich. Gerade heute Morgen war eine Person da und fragte, wo sie hier ein Treffen für Pfadfindermädchen veranstalten könnte, irgend so was Dummes. Es hätte mich sehr in Verlegenheit gebracht, ablehnen zu müssen – vermutlich hätte ich es nicht gekonnt. Tredwell hat mich gerettet. Niemand ist beleidigt.»
    «Das genügt mir nicht, ich brauche Aufregung!»
    Lord Caterham schüttelte sich. «Hatten wir nicht vor vier Jahren Aufregung genug?», beschwerte er sich.
    «Ich kann noch ein bisschen mehr vertragen. Zwar glaube ich nicht, dass es in London aufregend ist, aber ich habe einfach keine Lust, mir hier vor lauter Gähnen den Kiefer zu verrenken.»
    «Meiner Erfahrung nach finden Leute, die Aufregung suchen, sie meistens auch. Aber wie dem auch sei, ich hätte gute Lust, auch in die Stadt zu fahren.»
    «Dann komm mit, aber schnell, ich hab’s eilig!»
    Lord Caterham, der sich gerade von seinem Stuhl erheben wollte, ließ sich wieder zurücksinken. «Sagtest du, du hättest es eilig?»
    «Wahnsinnig eilig!»
    «Dann ist das Problem gelöst. Mit dir im Hispano zu sitzen, wenn du es eilig hast – nein, ich bleibe.»
    «Wie du willst», sagte Bündel und verschwand.
    Tredwell trat an ihre Stelle. «Der Vikar, Mylord, möchte Sie unbedingt sprechen. Es scheint da irgendein Missverständnis mit den Pfadfindern zu geben.»
    Lord Caterham stöhnte.
    «Ich bilde mir ein, Mylord, Sie hätten beim Frühstück erwähnt, dass Sie heute Vormittag ins Dorf gehen wollten, um mit dem Vikar über die Angelegenheit zu sprechen.»
    «Haben Sie ihm das gesagt?», fragte Lord Caterham eifrig.
    «Ja, Mylord. Er machte, wenn ich so sagen darf, auf dem Absatz kehrt. Ich hoffe, es war in Ihrem Sinn.»
    «Natürlich, Tredwell! Sie könnten nichts falsch machen.»
    Tredwell lächelte gütig und zog sich zurück.
     
    Es war typisch für Bündel, es eilig zu haben, vor allem, wenn sie Auto fuhr. Sie war eine gute Fahrerin; andernfalls hätte sie ihr mörderisches Tempo sicher mehr als einmal ins Verderben gestürzt.
    Es war ein frischer Oktobertag mit blauem Himmel und strahlender Sonne. Die scharfe Luft trieb ihr die Farbe in die Wangen und erfüllte sie mit Lebensfreude.
    Heute Morgen hatte sie Loraine Wade Gerrys unvollendeten Brief geschickt, mit ein paar erklärenden Zeilen. Der merkwürdige Eindruck, den er auf sie gemacht hatte, war bei Tageslicht verschwunden, dennoch fand sie, dass er eine Erklärung erforderte. Sie wollte sich irgendwann mit Bill Eversleigh treffen und ihm noch einige Details über das Wochenende entlocken, das so tragisch geendet hatte. Inzwischen genoss sie den herrlichen Morgen. Der Hispano war ein Traumwagen!
    Und da, ohne Vorwarnung, taumelte plötzlich ein Mann aus der Hecke am Straßenrand, Bündel direkt vor den Wagen. Bremsen war unmöglich. Bündel riss das Steuer herum, der Hispano schlingerte auf die rechte Straßenseite. Dabei fuhr sie fast in den Graben, fast, aber nicht ganz. Es war ein gefährliches Manöver. Doch es glückte. Sie war überzeugt, dass sie den Mann nicht erwischt hatte.
    Sie blickte zurück, in ihrer Magengegend ein scheußliches Gefühl. Der Mann lag mit dem Gesicht nach unten auf der Straße, merkwürdig still.
    Bündel sprang hinaus und rannte zurück. Außer einer herumirrenden Henne hatte sie noch nie etwas überfahren. Die Tatsache, dass der Unfall kaum ihre Schuld

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