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DER LETZTE BESUCHER

DER LETZTE BESUCHER

Titel: DER LETZTE BESUCHER
Autoren: Chris Böhm
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festigen“ , murmelte er . „Dabei hat sie mir die ganze Zeit damit in den Ohren gelegen. Aber ich habe es einfach immer wieder ve r gessen.“
    Wie er so dasaß, schuldbewusst und unglücklich , tat er Hornig leid, und er leistete ihm im Stillen Abbitte. Sie redeten noch eine Weile, dann verabschiedete er sich, weil Daniel es eilig hatte, endlich ins Krankenhaus zu kommen. 
    Nachdem Peter Hornig die Wohnung verlassen hatte, schluckte Daniel schnell noch eine weitere Tablette . Bloß nicht zu viele nehmen, ging es ihm dabei du rch den Kopf. Er brauchte einen klaren Kopf und musste sich zusamme n reißen. Doch e s ging ihm deu t lich besser jetzt, sein Kopf schmerzte nicht mehr. Er packte rasch noch eine Tasche mit Helens Bademantel, Wäsche, einem Nachthemd und ihre m Waschzeug zusammen und ve r ließ dann die Wohnung.
    „Meine arme Helen. Gleich bin ich bei dir . Jetzt wird alles wieder gut.“ Er sprach leise vor sich hin, als er wenig später sein Auto b e stieg, hörte aber sofort auf damit, als er Frau Schaller von gegenüber erkannte, die ihm über die Straße hinweg entgegen watschelte . Ihr au f geschwemmtes teigiges Gesicht, in dem ein mächtiges Kinn erwartung s voll zitterte, sobald es Sensationen witterte , ihre kleinen eng stehenden Augen , die ne u gierig glitzerten , und der mächtige Busen, über dem sich Geblümtes spannte – o h nein, bloß nicht die jetzt. Frau Schaller wusste alles, kannte jeden und war to d sicher stets dort anz u treffen, wo es etwas Spannendes zu sehen oder zu hören gab. Bekannt und g e fürchtet in der ganzen Nachbarschaft wegen ihrer Klatschsucht, machte jeder, dass er wegkam, sobald sie auftauchte . Schnell sta r tete Daniel den Motor und gab Gas.
    An der Ecke war ein Blumenladen. Dort hielt er noch einmal an und kaufte einen Strauß roter Rosen . Er f lirtete ein bisschen mit der Blumenverkäuferin und machte ihr Komplimente, bevor er dann schließlich ins Kranke n haus fuhr. Dort angekommen erkundigte er sich beim Pförtner und fuhr dann mit dem Lift in den vierten Stock. Die Stationsschwester lächelte ihn freun d lich an und zeigte ihm den Weg . Zimmer 434 lag am Ende des Ganges und ging auf den Park hinaus. Leise öffnete er die Tür und b e trat den Raum.
    Die Vorhänge waren halb zugezogen , im Dämmerlicht erkannte er einen bandagierten Kopf, der zum Fenster g e dreht war und einen Arm in einer Schiene auf der Bettdecke. Helen schien zu schlafen, denn sie b e wegte sich nicht, als er näher trat. Ein zweites Bett im Raum war leer und u n benutzt. In der Ecke ein Tisch mit zwei Stühlen. Er stellte die Tasche neben den Tisch auf die Erde und wandte sich zum Bett. Als er sich zu dem bandagierten Kopf hinunte r beugte, wurde sie u n ruhig und schlug die Augen auf. Ihr fast unhörbares a b wehrendes „Nein, bitte nicht“ brach ab, als die Schwester, die ihm gefolgt war, im b e gütigenden Singsang auf sie einsprach und ihren gesunden Arm tä t schelte.
    „Sie haben schlecht geträumt, meine Liebe. Schauen Sie mal, wen ich Ihnen hier bringe. Und die wunde r vollen Blumen. Sie sind wirklich zu beneiden .“
    Und zu Daniel : „ Da nn will ich mal nicht länger stören, Sie möchten jetzt sicherlich mit Ihrer Frau gern allein sein, nicht wahr, Herr Bergmann.“ Mit diesen Worten verließ sie das Zimmer mit schnellen Schritten und schloss leise die Tür hinter sich. Schon wieder Bergmann. Er hatte i n zwischen aufgehört, die Leute zu korrigieren, wenn sie ihn so nannten. Aber er hasste es. Warum hatte er nur damals erlaubt, dass Helen ihren Mädchenn amen b e hielt ?  
    „Mein Armes“ , mit diesen Worten nahm er vo r sichtig ihre gesunde Hand in seine und setzte sich auf die Bet t kante. „Keine Angst, jetzt bin ich ja da. Wie konnte das denn bloß passieren ? Was hattest du übe r haupt auf dem Balkon zu suchen? “ E r zögerte etwas und fuhr dann fort: „Oder wolltest du etwa … ? “
    Die Hand zuckte weg von ihm, aber er hielt sie fest und streichelte sie sanft. „Keine Angst, das wird schon wieder. Jetzt bin ich ja da und passe auf d ich auf .“ E r neutes Zucken. Helens Augenl ider flatterten und senkten sich schlie ß lich. Sie schien wieder zu schlafen. Vermutlich war das noch die Wirkung der Schmerzmittel, die man ihr g e geben hatte. Daniel blieb noch eine Weile unschlüssig neben dem Bett sitzen. Seine Lippen bewegten sich: „Ich muss auf dich au f passen, hörst du . D u gehörst doch mir “, flüsterte er fast u n hö r bar . „ U nd n
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