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Der Letzte Askanier

Der Letzte Askanier

Titel: Der Letzte Askanier
Autoren: Horst Bosetzky
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nicht in Karls Dienste getreten – und so immer fort!«
    Henning von Nienkerken lachte. »Danke mir, nicht ihm, denn ich habe ihn gemacht, den Waldemar. Ohne mich wäre er immer der Rehbock geblieben. Kein Mensch hätte ihm abgenommen, daß er, der arme Pilger aus Jerusalem, in Wahrheit der alte Markgraf sei.«
    »Mit der Einschränkung, daß er auch als Rehbock der echte Waldemar gewesen wäre.«
    »Nur, daß es keiner gemerkt hätte.«
    Die Quintessenz ihrer Gedanken und Erinnerungen formulierte dann Henning von Nienkerken, wenn auch leicht spöttisch, wie folgt: »Er ist der strahlendste Stern am märkischen Himmel, und es wird Jahrhunderte dauern, bis einer kommt, der noch mehr glänzt als er, aber auch zu Beginn des nächsten Jahrtausends wird man noch über Waldemar reden und sich den Kopf darüber zerbrechen, wie es wohl gewesen ist damals mit seinem Tod und seiner Wiedererscheinung.«
    Als Meinhard von Attenweiler dann eine Woche später nach Dessau ritt, um zu sehen, wie es Waldemar seit dem denkwürdigen Tag im Sommer 1355 denn wohl ergangen war, kam ihm Adela entgegen.
    »Der Markgraf ist tot!«
    Sie hatte ihn bis zum letzten Tag aufopferungsvoll gepflegt und berichtete ihm, daß er einen sanften Tod gehabt habe, eins gewesen sei mit sich, Gott und der Welt.
    Vor dem Altar der Schloßkirche St. Marien zu Dessau hat man ihn begraben.
    Die Gnade des Herrn Jesus sei mit allen!

 

    Nachwort
    J edenfalls birgt diese Kirche den Staub eines der merkwürdigsten Männer, die jemals gelebt haben.«
    So lautet der letzte Satz in K.F. Klödens wissenschaftlichem Standardwerk über den ›falschen Waldemar‹, der zweibändigen Diplomatischen Geschichte des Markgrafen Waldemar von Brandenburg aus den Jahren 1844 und 1845. Dies allein wäre Anreiz und Versuchung genug, sich mit diesem Menschen zu befassen, doch als eingeborener Berliner und langjähriger Wanderer durch die Mark Brandenburg trage ich das ›Waldemar-Projekt‹ schon lange mit mir herum, habe schon zu DDR-Zeiten die ›Waldemar-Tore‹ bestaunt, in der ›taz‹ über Waldemar geschrieben und die Fabel in meinem Kriminalroman ›Unfaßbar für uns alle‹ auf das Oranienburg der Jetztzeit übertragen. Dann aber ist mir der Roman ›Der falsche Waldemar‹ in die Hände gefallen, geschrieben von Willibald Alexis, dem ›märkischen Walter Scott‹, vor 150 Jahren, und nun hatte ich den Steinbruch für den eigenen Waldemar-Roman gefunden. Von Willibald Alexis habe ich mir nicht nur einige von ihm geschaffene Figuren ausgeborgt – den Hans Lüddecke und die Gräfin Matilde vor allem –, sondern auch besonders aufregende Episoden übernommen. Geräubert habe ich auch da, wo er den Waldemar in einer Sprache reden läßt, deren Stil und Pathos mir so treffend erschienen sind, daß ich es niemals besser hätte machen können und einfach habe übernehmen müssen. Das gilt auch für einige Passagen aus dem Werk Klödens. Wäre dies ein wissenschaftliches Werk, so hätte ich diese Stellen selbstverständlich als Zitate markiert, in einem Roman hätte mir das aber doch zu sehr die ›Illusionen‹ zerstört. Beim Umgang mit den Quellen und bei der Ernsthaftigkeit meines Tuns habe ich mich durchaus als Wissenschaftler gefühlt und bin mit derselben Sorgfalt vorgegangen wie etwa bei einer Arbeit über die Berliner Verwaltungsreform. Wo immer gesicherte Daten und Fakten vorgelegen haben, sind sie von mir unverfälscht wiedergegeben und ins dramatische Geflecht stets an der zeitlich und sachlich richtigen Stelle eingefügt worden. Daher ist dies wirklich ein dokumentarischer Roman, und der Untertitel Die Biographie des Markgrafen Waldemar würde das meiner Meinung nach am besten auf den Punkt bringen, wenn da nicht der große ›Unterhaltungsteil‹ wäre, das heißt mein frei erfundener Held Meinhard von Attenweiler mit seinen Abenteuern. Er ist nicht nur mein Instrument, um Geschichte mit modernem Entertainment ›rüberzubringen‹, er ist auch ein Vorläufer meines langjährigen ›Serienhelden‹, des Ersten Kriminalhauptkommissars Hansjürgen Mannhardt, steht also in der Tradition von Sherlock Holmes, Old Shatterhand, James Bond und anderen Männern dieses Kalibers.
    Vieles in diesem Roman aus den Jahren 1319–1357 wird uns sehr modern anmuten, und wenn heute die multinationalen Konzerne Europa unter sich aufzuteilen versuchen, so waren es damals die Herrscherhäuser: die Luxemburger, die Wittelsbacher, die Habsburger, die Anhaltiner und so weiter. Daher
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