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Der letzte Abend der Saison

Der letzte Abend der Saison

Titel: Der letzte Abend der Saison
Autoren: Ake Edwardson
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superschlau sein.«
    »Jetzt geh und hol die Dosen.«
    Christian erhob sich, ging zum Wasser und kam mit den Dosen zurück. Er warf sie in den Sand.
    »Besser so?«
    »Jetzt liegen sie in der Sonne.«
    »Du bist echt widerlich heute.«
    »Nimm sie halt und leg sie in den Schatten hinter den Busch.«
    Er suchte unter den Kassetten herum, steckte eine in den Apparat und ließ die Lautstärke heruntergedreht, aber der Mann gegenüber sah sie die ganze Zeit an. Er schaute nicht zurück.
    Er stellte sich auf, streckte die Arme nach hinten und spürte, wie es in den Gelenken knackte. Er hatte es zu weit getrieben, doch er wusste nicht, warum. Es lenkte seine Gedanken von etwas anderem ab und das war gut, und vielleicht war er deswegen so.
    Er hatte vor, ein wenig den Berg hinaufzulaufen, dann würde er auch an nichts anderes denken als daran, wie es anfing im Kopf und überall wehzutun. Das Rauschen in den Ohren.
    Wie es sich wohl anfühlt, wenn man jemanden erschlägt? In dem Moment, wenn es geschieht. Wenn man es sehen kann.
    »Ich drehe eine kleine Runde«, sagte er.
    »Schön«, antwortete Christian, der auf dem Bauch lag und die Augen geschlossen hatte.
     
    Das Feld flimmerte weiß in der Hitze. Der Wind strich zwar durch die Bäume an der Bucht, doch nur mit großen Unterbrechungen. Er sah sie sich drei- oder viermal bewegen, während er den Weg zum kleinen Laden ging. Zwei Pferde standen am anderen Ende der Weide unter den Bäumen.
    Die Pferde stehen still und außer mir, der ich auf dem Weg gehe, rührt sich nichts Lebendiges.
    Die Tür zum Laden stand offen und er trat in den Raum, der zunächst völlig dunkel war. Er nahm die Sonnenbrille nicht ab. Drinnen lief die Klimaanlage, die Haut zog sich zusammen und der Schweiß wurde zu kleinen Eiskristallen.
    Es waren keine anderen Kunden im Laden. Eine Frau hinter einem Tresen schaute ihn an, er nickte ihr zu und sie nickte zurück. Er ging wieder hinaus, ohne etwas gekauft zu haben, und jetzt war die Wärme greifbar wie eine dicke Decke. Der gefrorene Schweiß auf seinem Körper schmolz sofort und fing an zu laufen.
    Das ist schön. Ich fühle mich am besten, wenn ich schwitze. Vielleicht hätte er ein Bier mitnehmen sollen. Aber er wollte nicht in den Laden zurückgehen und eine Dose kaufen.
    Er folgte dem Weg, bis dieser sich bei einer kleinen Ansammlung von Häusern teilte. Zwei Schilder wiesen nach links und rechts. Der linke Weg führte zum Fischereihafen und der rechte zu dem anderen Badestrand.
    Er ging nach rechts und kam zu einem Hügel mit Bäumen, die bis zum Wegrand reichten. Es roch nach Kiefernnadeln und Sonne. Auch der andere Geruch, den er schon auf dem Boot in der Nase gehabt hatte, tauchte wieder auf und jetzt erinnerte er sich, dass es Heidekraut war. Er war auf der Bergkuppe angekommen. Vor ihm lag der andere Strand, dort waren nur zwei Mädchen und die eine war die von dem Boot. Sie war braun gebrannt, doch nicht so braun wie das andere Mädchen, das blond war.
    Sie musste auch mit auf dem Boot gewesen sein, doch er erkannte sie nicht wieder, er erinnerte sich nicht an sie.
    Er fuhr sich mit dem Unterarm über die Augen und ging den Hügel hinunter und zum Wasser. Er wusste nicht, was er tun sollte. Er zog sich die Schuhe aus und ging ins Wasser hinein. Er spürte die Kälte, sie breitete sich bis in den Kopf aus. Hundert Meter vom Land entfernt kreisten einige Möwen um ein Plastikboot mit Außenborder, das auf dem Weg zu dem großen Steg war.
    Er stieg aus dem Wasser und ging zu den Mädchen hinüber. Der Sand klebte an seinen Füßen. Hinter sich hörte er das Pfeifen eines Schiffes und er drehte sich um und sah eines der frühen Schiffe für Badegäste zur Stadt zurückfahren.
    Die Mädchen schauten ihn an. Er hatte sich so hingestellt, dass er der Blonden in der Sonne stand, und er trat zur Seite. Sie sah mit zusammengekniffenen Augen zu ihm auf und es gefiel ihm nicht, wie sie aussah.
    Er hatte einen Beschluss gefasst, als er auf sie zuging.
    »Ihr habt ja ein Plätzchen nur für euch gefunden«, sagte er.
    »Ja …«, sagte die Schwarzhaarige und schaute zu ihm hoch.
    »Jetzt badet niemand«, sagte er.
    Sie antworteten nicht. Die Möwen da draußen flogen jetzt wieder Richtung Land und er hörte sie über sich und sah dann, wie sie sich auf den Klippen hinter den Mädchen niederließen.
    »Es ist doch komisch, dass niemand badet, wo es doch so warm ist. Ich war auch mit auf dem Boot«, sagte er und hoffte, dass die Schwarzhaarige sagen
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