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Der Lavendelgarten

Der Lavendelgarten

Titel: Der Lavendelgarten
Autoren: Lucinda Riley
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mir leid für Sie«, sagte Emilie.
    »Danke. Ich werde es verwinden. Sie haben in Ihrem Château nicht zufällig ein paar wertvolle Bilder, die Sie loswerden wollen?«, scherzte Sebastian.
    »Das weiß ich nicht so genau«, antwortete Emilie wahrheitsgemäß. »Den Wert der Kunstwerke im Château bestimmen zu lassen steht auf meiner Liste zu erledigender Dinge.«
    »Für die Expertisen werden Sie sicher anerkannte Pariser Kunsthändler zu Rate ziehen. Doch wenn Sie jemanden gebrauchen können, der Ihnen hier und jetzt mit Fachwissen unter die Arme greift, helfe ich Ihnen gern.« Als der Croque Monsieur für Sebastian serviert wurde, nahm er eine Visitenkarte aus seiner Brieftasche und gab sie Emilie. »Keine Sorge, ich bin kein Schwindler«, sagte er. »Ich kann Kundenreferenzen vorweisen.«
    »Sehr freundlich, aber darum kümmert sich der notaire der Familie«, erklärte sie ein wenig herablassend.
    »Natürlich.« Sebastian schenkte ihnen Wein nach, machte sich über seinen Croque Monsieur her und wechselte das Thema. »Was machen Sie in Paris?«
    »Ich arbeite als Tierärztin in einer großen Praxis im Quartier Marais. Sonderlich einträglich ist diese Arbeit nicht, aber ich liebe sie.«
    »Ach.« Sebastian hob eine Augenbraue. »Das überrascht mich. Bei der Familie, aus der Sie stammen, hatte ich etwas Glamouröses, offen gestanden überhaupt keine Brotarbeit erwartet.«
    »Ja, so denken alle … Tut mir leid, ich muss jetzt gehen.« Emilie winkte den Kellner heran.
    »Entschuldigen Sie meine Unverfrorenheit, Emilie. Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten.«
    Plötzlich verspürte sie den Wunsch, von diesem Mann mit seinen neugierigen Fragen wegzukommen. Emilie griff nach ihrer Handtasche, nahm einige Scheine aus ihrem Geldbeutel und legte sie auf den Tisch. »Freut mich, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben«, sagte sie, hob Frou-Frou hoch und ging, den Tränen nahe, die steilen Steinstufen zu ihrem Wagen hinunter, so schnell sie konnte.
    »Emilie! Bitte warten Sie!«
    Wenig später holte Sebastian sie ein.
    »Tut mir wirklich leid, wenn ich Sie beleidigt habe«, keuchte er. »Dafür scheine ich eine Begabung zu haben. Wenn Sie das tröstet: Ich bin auch mit jeder Menge schwerem Gepäck zur Welt gekommen. Darunter ein verfallenes Herrenhaus im Yorkshire-Moor, das ich irgendwie sanieren und erhalten soll, ohne das dafür nötige Geld zu haben.«
    Als sie den Wagen erreichten, blieb Emilie nichts anderes übrig, als stehen zu bleiben. »Warum verkaufen Sie es nicht?«, fragte sie ihn.
    »Weil es zu meinem Erbe gehört und …«, er zuckte mit den Achseln. »… es ist kompliziert. Ich will nicht auf die Tränendrüsen drücken, sondern versuche nur, Ihnen zu erklären, dass ich weiß, wie es ist, wenn man seiner Vergangenheit nicht entkommt. Mir geht es genauso.«
    Emilie kramte in ihrer Handtasche nach dem Autoschlüssel.
    »Ich will mein Leid nicht mit dem Ihren vergleichen«, fuhr Sebastian fort. »Sie sollen nur wissen, dass ich mich in Sie hineinversetzen kann.«
    »Danke.« Sie fand den Autoschlüssel. »Ich muss jetzt los.«
    »Nehmen Sie meine Entschuldigung an?«
    Sie wandte sich ihm zu. »Ich bin nur …«, sie ließ den Blick über die grünen Hügel schweifen und versuchte, die richtigen Worte zu finden: »… ich möchte um meiner selbst willen wahrgenommen werden.«
    »Das kann ich verstehen. Ich will Sie nicht länger aufhalten. Es war mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen.« Sebastian streckte ihr die Hand hin. »Viel Glück.«
    »Danke. Auf Wiedersehen.« Emilie schloss die Wagentür auf und setzte Frou-Frou auf den Beifahrersitz. Dann stieg sie ein, ließ den Motor an und fuhr langsam den Hügel hinunter. Dabei überlegte sie, warum sie so heftig reagiert hatte. Vielleicht hatte Sebastians Direktheit sie, die sie an die französische Etikette gewöhnt war, aus der Fassung gebracht. Doch er hatte lediglich freundlich sein wollen. Das Problem lag bei ihr. Sebastian hatte ihren empfindlichsten Punkt getroffen. Emilie bekam ein schlechtes Gewissen.
    Sie war dreißig Jahre alt, ermahnte Emilie sich selbst, und konnte mit dem Besitz der de la Martinières machen, was sie wollte. Allmählich wurde es Zeit, sich wie eine Erwachsene zu benehmen, nicht wie ein launenhaftes Kind.
    Als sie Sebastian erreichte, holte sie tief Luft und kurbelte das Fenster herunter.
    »Wenn Sie schon hergefahren sind, um das Château zu sehen, sollten Sie nicht unverrichteter Dinge wieder abreisen. Kommen Sie mit.«
    »Wenn
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