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Der Lavendelgarten

Der Lavendelgarten

Titel: Der Lavendelgarten
Autoren: Lucinda Riley
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erinnert mich an Luxe, calme et volupté , das Matisse 1904 während seines Aufenthalts in St. Tropez gemalt hat. Die Farbtupfentechnik ist ähnlich.« Sebastian zeichnete mit dem Finger die Linien nach. »Nur dass dies hier eine reine Landschaft mit Felsen und Meer, ohne Menschen, ist.«
    »›Luxus, Ruhe und Sinnlichkeit‹«, übersetzte Emilie. »Mein Vater hat mir einmal Baudelaires Gedicht vorgelesen.«
    Sebastian war begeistert, dass sie es kannte. »Matisse hat sich von L’Invitation au voyage zu dem Gemälde inspirieren lassen. Es hängt jetzt im Musée National d’Art Moderne in Paris.« Er konzentrierte sich wieder auf das Bild. »Soweit ich sehe, ist es nicht signiert, es sei denn, die Signatur verbirgt sich unter dem Rahmen. Möglicherweise handelt es sich um eine Studie für das eigentliche Gemälde. Darauf deutet hin, dass sich Matisse zu der Zeit, in der er in diesem Stil gemalt hat, in St. Tropez aufhielt. Und das ist nur einen Katzensprung von hier weg.«
    »Mein Vater hat Matisse in Paris kennengelernt«, erzählte Emilie. »Er war Gast in den Salons, die Papa für Künstler und Intellektuelle der Stadt führte. Papa mochte Matisse sehr und hat oft von ihm gesprochen, aber ich weiß nicht, ob der Maler je im Château gewesen ist.«
    »Wie so viele Maler und Schriftsteller war Matisse während des Zweiten Weltkriegs hier unten im Süden, aus der Schusslinie. Matisse ist meine große Leidenschaft«, erklärte Sebastian begeistert. »Darf ich es kurz von der Wand nehmen, um nachzusehen, ob sich auf der Rückseite eine Widmung befindet? Damals haben Künstler ihre Werke häufig großzügigen Gönnern wie Ihrem Vater geschenkt.«
    »Ja, gern.« Emilie verfolgte, wie Sebastian das Bild vorsichtig von der Wand entfernte und darunter dunklere Tapete zum Vorschein kam. Er drehte das Gemälde um, doch die Rückseite war leer.
    »Auch kein Weltuntergang«, versicherte Sebastian ihr. »Wenn Matisse es signiert hätte, wäre es nur leichter gewesen, ihm das Werk zuzuordnen.«
    »Glauben Sie wirklich, dass es von ihm ist?«
    »Aufgrund der Geschichte, die Sie mir gerade erzählt haben, und der Farbtupfentechnik, mit der Matisse in der Phase experimentierte, in der er Luxe, Calme et Volupté malte, würde ich Ihre Frage bejahen. Aber natürlich bräuchten Sie eine Expertise.«
    »Wie viel wäre es wert, wenn es sich tatsächlich um einen Matisse handelte?«, fragte sie.
    »Ohne Signatur … Das zu beurteilen, bin ich nicht erfahren genug. Matisse war ausgesprochen fleißig und ist sehr alt geworden. Würden Sie das Bild denn verkaufen wollen?«
    »Wieder eine Frage, die auf meine Liste muss.« Emilie zuckte müde mit den Achseln.
    Er hängte das Gemälde vorsichtig an seinen Platz zurück. »Ich kenne einige Experten, die ein fachmännisches Urteil über die Echtheit abgeben könnten, aber Ihr notaire möchte bestimmt seine eigenen Leute damit betrauen. Danke, dass Sie mir das Gemälde und das wundervolle Château gezeigt haben.«
    »Es war mir ein Vergnügen.« Emilie verließ mit ihm das Frühstückszimmer.
    »Was ich Sie noch fragen wollte …«, Sebastian kratzte sich am Kopf, »… ich bin mir ziemlich sicher, dass meine Großmutter etwas von einer erstaunlichen Sammlung seltener Bücher erwähnt hat, die sie einmal hier gesehen hat …«
    Bei dem Rundgang hatte Emilie tatsächlich die Bibliothek vergessen. »Hier lang. Ich zeige sie Ihnen.«
    »Wenn Sie die Zeit dafür noch erübrigen können.«
    »Ja.«
    Sebastian war gebührend beeindruckt. »Gütiger Gott!«, rief er beim Betreten der Bibliothek aus und ging langsam zwischen den Regalen hindurch. »Was für eine außergewöhnliche Sammlung. Der Himmel allein weiß, wie viele Bücher hier stehen. Fünfzehn- oder zwanzigtausend?«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung.«
    »Sind sie katalogisiert? In irgendeiner Art von Ordnung?«, fragte er.
    »Die Ordnung stammt von meinem Vater und dessen Vater. Die Sammlung wurde vor über zweihundert Jahren begonnen. Die neueren Erwerbungen sind katalogisiert.« Emilie deutete auf die ledergebundenen Kladden auf dem Schreibtisch ihres Vaters.
    Sebastian schlug eine auf und ließ den Blick über die Einträge in Édouards gestochener Handschrift wandern. »Ich weiß, dass mich das nichts angeht, Emilie, aber dies ist wirklich eine spektakuläre Sammlung. Zu den bereits vorhandenen Bänden hat Ihr Vater seltene Erstausgaben erworben, das sehe ich hier. Es dürfte sich um eine der erlesensten Sammlungen seltener
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