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Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition)

Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition)

Titel: Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition)
Autoren: Susan Kearney
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einen weiteren zu machen, zum Beispiel indem sie ihn offen beschuldigte, für den schlimmsten Feind des Planeten zu spionieren.
    »Die Draco ist das erste und einzige Raumschiff der Erde, das eine vollständige Mannschaft zu den Sternen bringen kann.«
    »Und?«
    »Dieses Schiff hat das Interesse und die Phantasie der Massen erregt. Alles, was wir tun, wird genauestens beobachtet und gerät immer wieder auf die Titelseiten der Zeitungen. Wenn die Presse nun herausfindet, dass mein Chefingenieur seine Bewerbungsunterlagen gefälscht hat …«
    »Verdammt, Vivianne, ich weiß schon, was ich tue.«
    »Für die Öffentlichkeit ist ein Lügner halt ein Lügner. Sie haben gelogen, um diese Anstellung zu bekommen, und da wird man sich fragen, wo Sie sonst noch gelogen haben mögen. In diesen gefährlichen Zeiten können wir es uns einfach nicht leisten, dass unsere Loyalität infrage gestellt wird.«
    »Also, dann sagen wir es doch einfach niemandem. Problem gelöst.«
    Vivianne rieb sich die Nasenwurzel, um ihre Kopfschmerzen erträglicher zu machen. »Aber wenn Ihre Lügen ans Tageslicht kommen, dann verlieren Sie nicht nur diesen Job, sondern ruinieren damit auch meine Glaubwürdigkeit. Und den Ruf meiner Firma. Das könnte Vesta Kurseinbrüche bescheren.«
    Jordan verband einen der unzähligen Drähte mit einem Geflecht aus Schaltkreisen. »Solange dieses Schiff keine Bruchlandung macht, wird es Ihren Aktien gut gehen.«
    Mit dem geschäftlichen Teil des Problems konnte sie ja vielleicht noch umgehen, aber doch nicht mit einem Verräter. Wer war er denn? Die Detektive, die sie angeheuert hatte, hatten aus der Zeit vor seiner Bewerbung bei Vesta vor sechs Monaten nichts herausgefunden. Weder seine Fingerabdrücke noch seine Augenidentifikation waren gespeichert. Er besaß auch keine Militärakte. Keine Geburtsurkunde. Da der ganze Planet nach außerirdischen Maulwürfen Ausschau hielt, hatten Jordans nicht existierender Hintergrund und seine Lügen sie höchst misstrauisch gemacht … aber schließlich war sie ja eigentlich ganz geübt darin, Menschen zu durchschauen.
    Vielleicht hatten seine strahlend blauen Augen und die offensichtliche Intelligenz sie ja zum Narren gehalten. Wenn sie sein Bild in die Zeitung brachte, würde sich der weibliche Teil des Planeten auf den ersten Blick in ihn verlieben und ihm sofort alles vergeben. Das wunderbare Gesicht dieses geheimnisvollen und klugen Mannes würde vermutlich sowohl die Bevölkerung als auch die Aktionäre für sich einnehmen. Und sie? Sie benötigte unbedingt sein Fachwissen und wollte ihm daher die Gelegenheit geben, sie davon zu überzeugen, dass er einen verdammt guten Grund für sein Täuschungsmanöver gehabt hatte, bevor sie die Behörden einschaltete.
    »Welche Lügen haben Sie mir denn sonst noch erzählt?«
    »Nur solche, die nötig waren, um mir diesen Job zu verschaffen.«
    »Das ist ja sehr ermutigend. Und warum haben Sie nicht auf die Mitteilung reagiert, die ich Ihnen in der letzten Woche geschickt habe?«
    »Wie soll ich denn noch meine Arbeit machen, wenn ich all die Mitteilungen lesen muss, die Sie mir schicken?«
    Vivianne versuchte es mit einer anderen Taktik. Die Anordnungen für die unzähligen Änderungen am Bauplan in der letzten Woche waren übertrieben gewesen – sogar für Jordans Verhältnisse. »Sie haben Meilen von Draht installiert, die nicht in den Schaltplänen standen.«
    »Wir sind dem Zeitplan doch voraus, warum also machen Sie sich darüber Sorgen?«
    Sie runzelte die Stirn. Bevor sie von seinen Lügen erfahren hatte, hatte sie seine Verbesserungen mit einem Schulterzucken abgesegnet. Aber jetzt fragte sie sich, ob all diese Veränderungen wirklich notwendig waren. Oder ob es nur ein heimlicher Weg war, Verzögerungen zu verursachen und so das gesamte Projekt zu unterlaufen.
    Sie hatte versucht, Theoretiker einzustellen, die seine Arbeit überprüften. Aber diese Spezialisten hatten nicht mit ihm Schritt halten können und sich in ihren Theorien verheddert, während sich Jordan darangemacht hatte, funktionsfähige Prototypen zu bauen. Nun schien sogar seine Brillanz verdächtig zu werden. Woher hatte er seine Kenntnisse? Woher kam er überhaupt?
    In dem angestrengten Versuch, ihre Verzweiflung zu unterdrücken, rief sich Vivianne in Erinnerung, wie weit sie schon gekommen war. Sie betrachtete die leuchtende Außenhülle der Draco und bekam bei der Vorstellung Schwierigkeiten, dass sie dieses Schiff in wenig mehr als drei Monaten
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