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Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition)

Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition)

Titel: Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition)
Autoren: Susan Kearney
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urplötzlich gefasster Plan aufgegangen war. Als er sich auf die Brücke zog, schloss sich seine Kleidung wieder um seinen Körper: Die eingewebte Nanotechnologie flickte rasch alle Risse.
    Die Kleidung war noch die geringste seiner Sorgen. Alarmsirenen ertönten. Vielleicht zeigten sie einen Druckabfall an oder ein Leck oder überhitzte Motoren. Das Schiff war zum Abflug noch nicht ganz fertig gewesen. Weder das Navigationssystem noch der Antrieb waren getestet worden, und seine unausgebildete Mannschaft aus Ingenieuren besaß keinerlei Weltraumerfahrung.
    Sie würden sich daran gewöhnen.
    Doch Jordan wusste nur allzu gut, wie es war, aus der Heimat herausgerissen zu werden. Er erinnerte sich deutlich an den furchtbaren Schmerz über den Verlust seiner Heimatwelt Dominus. An die schreckliche Erkenntnis, dass er auf ewig allein sein würde. Und an die Wut darüber, dass er überlebt hatte, während alle anderen gestorben waren.
    Das war seine Bestimmung, sein Schicksal, und er hatte Jahrhunderte mit schwerem Herzen und nur zu einem einzigen Zweck durchlebt: dafür zu sorgen, dass seine Feinde niemals wieder eine andere Welt vernichteten. Der grausame Verlust von Dominus hatte ihn die Familie, Freunde und Lehrer gekostet – denn alle, die er jemals gekannt hatte, waren tot. Wie Vivianne hatte er ein fürsorgliches Zuhause gehabt. Zwar war es schwierig für ihn geworden, sich nach all den Jahrhunderten noch an die Gesichter seiner Eltern zu erinnern, aber seinen Schwur hatte Jordan niemals vergessen: Die Stämme mussten besiegt werden.
    Doch in all den Jahren hatte er nie zuvor etwas so Verwirrendes und gleichzeitig Überwältigendes erfahren wie sein Verlangen nach Vivianne. Als sie zusammengekommen waren, war es wie bei den beiden Stücken des Puzzles aus ihrer Erinnerung gewesen. Was zur Hölle war nur geschehen, als er den Stab mit dem Energienetz verbunden hatte? Er hatte in Flammen gestanden und die Kontrolle über sich verloren. So etwas hatte er nie zuvor gefühlt. Er hatte gar keine Wahl gehabt, hatte sich auf sie stürzen müssen, so wie sie keine Wahl gehabt hatte, ihn mit der gleichen Wildheit zu nehmen.
    Es tat ihm leid, dass sie sich auf diese Weise geliebt hatten, und er fragte sich noch immer, warum ihre Kindheitserinnerung wohl in seinem Kopf gelandet war. Aber jetzt war nicht die Zeit für Bedauern.
    Wenn es für sein Ziel notwendig war, dass er ihre Gefühle verletzte oder eine Gruppe unerfahrener Ingenieure in den Weltraum entführen musste, dann musste es eben so sein. Es gefiel ihm nicht, sich über die Wünsche der anderen hinwegzusetzen, aber er hatte einfach schon zu lange gelebt, um nun plötzlich weich zu werden. Falls es nötig werden sollte, dass die Draco auf dem Weg nachgerüstet werden musste, dann würde er das schon schaffen. Nichts war wichtiger, als die Stämme aufzuhalten. Nichts.
    Von all jenen, die sich an Bord des Schiffes befanden, würde Vivianne wohl am schwersten von den neuen Umständen getroffen sein. Die Draco war sein Mittel zum Zweck. Er musste den Heiligen Gral finden und die Stämme aufhalten, bevor sie die Erde erreichten. Vivianne gehörte nicht auf diese Mission. Doch er konnte sie auch nicht zur Erde zurückbringen, ohne dabei das Risiko einzugehen, verhaftet zu werden. Zu ihrem Pech ging es hier draußen nicht darum, Pläne einzuhalten, sondern Entscheidungen über Leben und Tod waren zu treffen.
    Jordan schwebte durch den Tunnel auf die Brücke der Draco , auf der sich die Ingenieure bereits befanden. »Hände weg von den Schaltern!«
    »Was immer Sie befehlen.« Tennison warf die Hände in die Luft.
    Früher hatte Tennison die Leitung über diese Mannschaft gehabt. Aber er war jetzt fünfundsechzig Jahre alt, dickbäuchig, dabei so kahl wie ein Adlerkopf und hatte nicht das Geringste dagegen gehabt, als Jordan die Führung übernommen hatte. Tennison wich vor dem Datenstrom auf dem Monitor zurück und stieß gegen Sean, der über seine Schulter hinweg die Messwerte mitlas.
    Sean war Jordans Meisterhandwerker. Er mochte zwar in der Theorie nicht so gut sein, konnte aber einfach alles reparieren. In den letzten zehn Jahren hatte er an und in allem gearbeitet, was sich bewegte: Schiffe, Flugzeuge und schwere Maschinen.
    »Was ist hier los?«, fragte Gray, der dreißigjährige Chemiker, Mechaniker und Ingenieur, der sich im Kommunikationssystem verheddert hatte.
    »Geben Sie Jordan einen Augenblick, damit er die Lage einschätzen kann.« Darren hielt sich an einem
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