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Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)

Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)

Titel: Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)
Autoren: Jean Johnson
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selbst zu schützen, während sie sie fütterte, da ein Diener, den man dazu gezwungen hätte, höchstwahrscheinlich zusammen mit den Fleischstücken verschlungen worden wäre.
    Sie zum Füttern der ⊃Hübschen⊂ abzustellen, war eine von Brogers Methoden, sich ihrer Angst vor seinem Zorn und seinen Vergeltungsmaßnahmen zu versichern. Er dachte, wenn sie kaum über die Macht verfügte, sich vor ihnen zu schützen, dann hätte sie erst recht nicht die Macht, sich vor ihm zu schützen. Das Täuschungsmanöver hatte funktioniert. Alys war nie sonderlich tapfer gewesen, eher sanft wie ihr Vater und ihre Mutter. Sie verspürte nie den Drang, mit anderen zu wetteifern oder mit ihren Fähigkeiten zu prahlen.
    Natürlich hatte das Spielen mit den Corvis-Brüdern ihre Nerven gestählt. Sie waren auf Bäume geklettert, hatten mit Stöcken Schwertkämpfe ausgetragen, so getan, als wären sie große Magier, und hatten als junge Helden und Heldinnen Schlachten gegen imaginäre Armeen derselben Bestien geführt, um die sie sich später auf Geheiß ihres Onkels hatte kümmern müssen. Das Leben unter seiner grausamen Knute hatte sie gelehrt, ihre Ängste zu verbergen, zu tun, was ihr aufgetragen wurde, und der Welt ein unbeteiligtes, gehorsames Gesicht zu zeigen.
    Mit wild hämmerndem Herzen beendete sie den langen, geflüsterten Zauber und sah sich um. Die Männer am Feuer würfelten immer noch, die beiden Wachposten konnte sie nicht sehen, aber sie bezweifelte, dass sie ihre Umgebung allzu aufmerksam beobachteten. Alys holte tief Atem, wischte das Messer, das sie beim Essen benutzte, unauffällig an ihrem Rock ab, um sicherzugehen, dass es zumindest halbwegs sauber war, ritzte sich den Arm auf und gab damit die Kraft des Zaubers in einem einzigen gemurmelten Wort frei.
    » Pookrah .«
    Ungeheuer brachen aus dem Unterholz. Zwei stürzten sich auf die Wachposten, während die restlichen Männer ihre Schwerter zogen, um sich gegen die Bestien zur Wehr zu setzen. Das größte Tier stürzte sich direkt auf Alys, die mit einem Aufschrei hochsprang. Sie bot das perfekte Bild eines zu Tode erschrockenen Mädchens.
    Der pferdegroße Pookrah sprang sie an, packte sie mit seinen großen, scharfen Zähnen am Hals und schüttelte sie, bis Blutstropfen durch die Luft flogen, dann zog er sich mit seiner Beute in den Wald zurück. Ein markerschütterndes Heulen ertönte, dann flohen die anderen Tiere ebenfalls und ließen die blutüberströmten, aber noch lebenden Soldaten, die noch gar nicht begriffen hatten, was eigentlich geschehen war, zurück.
    Der ganze Angriff hatte weniger als acht Sekunden gedauert.
    Der Anführer der Soldaten, ein Magier und Krieger zugleich, schleuderte Blitze in das Unterholz, die Rinde und Blätter versengten, sonst aber nichts bewirkten. Die wilden Tiere waren verschwunden und die meisten seiner Kameraden zu schwer verletzt, um die Verfolgung aufzunehmen. Ihr Herr würde vor Wut schäumen, obwohl gerade Lord Broger von allen Menschen, die Alys kannte, am besten wissen musste, dass eine Rettung seiner Nichte unmöglich war. Wenn ein Pookrah Beute für sein Rudel schlug, war diese längst verschlungen, bevor es jemandem gelang, die schnellen Tiere einzuholen.
    Die räuberischen Fleischfresser waren für irgendeinen lange zurückliegenden Magierkrieg mittels Zauberei von Wölfen in riesige Kampfhunde verwandelt worden. Viele lebten nicht mehr in Freiheit, aber ein paar kleine Rudel durchstreiften immer noch die Berge im Norden. Alys’ Onkel würde sich vermutlich über die Unfähigkeit seiner Männer, ein paar Tiere für seine Menagerie zu fangen, mehr ärgern als über den Verlust seiner Nichte. Ihn würde es höchstens treffen, auf das Land und den Reichtum verzichten zu müssen, den ihm ihr Verkauf eingebracht hätte.
     
    Mit schmerzendem, noch immer blutendem Arm, der jetzt wie ein überdimensionales Hundebein geformt war, jagte Alys in Pookrah-Gestalt durch den Wald. Der Schwerpunkt ihrer magischen Kräfte lag in der Kunst, eine andere Gestalt anzunehmen, Tiere zu zähmen und magische Kreaturen zu pflegen. Sie hatte von langer Hand geplant, auf diese Weise zu fliehen – eine von mehreren Möglichkeiten, die vom richtigen Zeitpunkt und den Umständen abhingen. Bei Tag in den Wäldern rings um die Burg, bei Nacht auf der Straße … darauf kam es jetzt nicht mehr an. Sie war schon zur Hälfte frei. Sie bot all ihre Kräfte auf und rannte, so schnell sie konnte, um etwaige Verfolger abzuschütteln.
    Mit der
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