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Der Kuss des Verfemten

Der Kuss des Verfemten

Titel: Der Kuss des Verfemten
Autoren: Susan Hastings
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neben das Rad gekniet, das in einem unnatürlichen Winkel zur Achse stand.
    »Wir haben einen Achsenbruch, Hoheit. Ich befürchte, dass wir eine Zwangspause einlegen müssen.«
    Isabella runzelte die Stirn. Nach dem schrecklichen Erlebnis in dem Dorf war sie bestrebt, so schnell wie möglich die Burg ihres Vaters zu erreichen.
    »Kann man das reparieren?«, fragte sie nervös.
    »Ich weiß es nicht. Wir müssen den Wagen entladen, um ihn aus der Furche zu heben. Erst dann kann ich sehen, ob wir es hier reparieren können.«
    »Das fehlte noch«, stöhnte Isabella, und Mathilda begann wieder, leise vor sich hin zu wimmern. »Reiß dich doch zusammen«, fuhr Isabella sie ärgerlich an und bis sich gleich darauf auf die Lippen. Mathilda tat ihr leid, sie musste einen Schock durch den schrecklichen Anblick im Dorf erlitten haben. Schützend zog sie die Freundin in die Arme. »Ist schon gut«, tröstete sie.
    Mathilda raffte sich auf, und beide begaben sich zum Wegrand. Dort knieten sie nieder, um zu beten. Isabella zog das Amulett des heiligen Martin unter ihrem Mantel hervor und umschloss es mit beiden Händen. Der Schutzpatron des Klosters würde ihr sicher auch in dieser Situation Beistand leisten.
    Die Soldaten waren von ihren Pferden abgestiegen, um den Wagen zu entladen. Die Zügel hatten sie über die Zweige des Gestrüpps geworfen. Sie zogen die Körbe und Kisten vom Wagen und stapelten sie am Wegrand auf.
    Als der Wagen leer war, kniete sich einer der Soldaten darunter, um den Schaden in Augenschein zu nehmen.
    Isabella unterbrach ihr Gebet und hockte sich daneben. »Was ist, könnt Ihr es reparieren?«, fragte sie.
    »Die Achse ist gebrochen. Dazu benötigen wir Werkzeug. Hiermit kommen wir heute nicht …« Er stockte. Ein leises, scharfes Sirren war zu vernehmen. Der Soldat kippte nach vorn. Entsetzt starrte Isabella auf den Pfeil, der in seinem Rücken steckte. Dann schrie sie auf.
    Im gleichen Augenblick sprangen von allen Seiten dunkle, zerlumpte Gestalten auf sie zu. Isabella hörte das metallische Ziehen der Schwerter und Angst einflößendes Gebrüll. Ein zweiter Soldat der Eskorte stürzte neben ihr tödlich getroffen nieder. Weiter vorn sah sie einen dritten und einen vierten auf dem Weg liegen. Hinter der Biegung hörte sie noch Kampflärm. Eine schmutzige Hand griff nach ihr.
    »Verschwinde!«, kreischte sie auf. Geistesgegenwärtig riss sie dem neben ihr liegenden toten Soldaten das Schwert aus der Hand und wandte sich um. Mit beiden Händen umklammerte sie den Griff und staunte, wie schwer diese Waffe war. Mit aller Kraft hieb sie auf den unheimlichen Angreifer ein. Sie musste ihn verletzt haben, denn er wich mit einem dumpfen Schmerzlaut zurück.
    »Heilige Mutter Gottes«, murmelte sie entsetzt, »ich habe einen Menschen verletzt!«
    Irritiert ließ sie das Schwert sinken. Im gleichen Augenblick wurde sie von den verwegenen Gestalten umringt. Gehetzt blickte sie sich um. Sie konnte keinen ihrer Soldaten entdecken, vier lagen tot auf dem Weg, die anderen blieben verschwunden. Neben dem Wagen stand Mathilda wie eine Salzsäule mit schreckensbleichem Gesicht und weit aufgerissenen Augen.
    »Was haben wir denn da für ein Schätzchen?«, hörte sie eine krächzende Stimme neben sich. Die Gestalten rückten näher und streckten ihre grässlichen Finger nach ihr aus.
    »Neiiiiin!«, entrang sich ein verzweifelter Schrei aus Isabellas Kehle, und gleichzeitig schwang sie wieder das Schwert um sich. Die Mauer der schwarzen Gestalten wich zurück, und sie ließ verzweifelt das Schwert weiter kreisen, um sie auf Abstand zu halten. Doch sie spürte, dass die Kraft ihrer Arme erlahmte. Sie presste die Augen zu, um dem alptraumhaften Anblick zu entgehen.
    »Lasst die Finger von ihr!«, vernahm sie eine tiefe, wohlklingende Stimme. Isabella öffnete die Augen und hielt inne. Vor sich auf dem Weg erblickte sie zwei Ritter zu Pferde. Beide trugen einfache Kettenhemden unter dem ledernen Brustpanzer. Ein schlichter Mantel war in der Taille gegürtet, und sie trugen Helme mit heruntergeklapptem Visier.
    Isabella atmete auf. Genau im richtigen Moment schickte der heilige Martin ihr diese beiden edlen Ritter! Sie stieß ein Stoßgebet aus und ließ das Schwert sinken. Die zerlumpten Gestalten wichen tatsächlich zurück und blieben in angemessener Entfernung stehen.
    »Euch schickt der Himmel!«, rief Isabella.
    »So?«, erwiderte einer der beiden Ritter und zügelte sein Pferd, während der andere absaß. Doch
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