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Der Kuss des Morgenlichts

Der Kuss des Morgenlichts

Titel: Der Kuss des Morgenlichts
Autoren: Leah Cohn
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die achthundert Jahre, für ihn war ein Tag und eine Nacht fast nichts. Und auch für einen gewöhnlichen Menschen wie mich war diese Zeit – so winziger Teil eines noch langen Lebens – nahezu lächerlich kurz.
    Aber die Liebe, dachte ich, die Liebe kennt keine Zeit, für die Liebe ist das Jetzt die Ewigkeit.
    Die düsteren Gedanken schwanden. Ich griff nach Nathans Hand und drückte sie.
    Heute waren wir Liebende. Heute waren wir eine Familie.

Epilog
    Er schlug die Augen auf, und der Himmel über ihm zerbrach. Viele kleine Scherben regneten auf ihn herab, mit scharfen Rändern und bläulichem Schimmer. Er schloss die Augen wieder, Schmerz tobte in ihm.
    Nein, nicht der Himmel war zerstoben, ging ihm nach einer Weile auf, nur seine Augen zerrissen. Der kaputte Blick machte die Welt zu Stückwerk, das nicht zusammenpasste. Sein Atem klang rau, sein Stöhnen keuchend. Die Scherben in seinen Augen mussten in die Kehle gewandert sein, sie erst nur aufgeschürft, dann zerfetzt haben, so dass ihm – wie der klare Blick – auch seine Stimme fehlte. Aber der Schmerz, so unerträglich er auch war, hatte ihn zurückgeholt, belebte nun seine Erinnerungen.
    Er war in die Tiefe gesunken … in dunkle, abgründige Tiefe … dem schlickigen Grund des Sees gleichend … Der Tod hatte auf ihn gewartet … Das Nichts …
    Doch das lautlose, schwarze Reich hatte ihn nicht verschlungen, die Unterwelt ihn vielmehr wieder ausgespuckt. Als er sich betastete, fühlte er, dass er weder nass noch schlammverkrustet war, weder blutig noch totensteif.
    Nein, er war nicht gestorben.
    Wieder öffnete er die Augen, sah auf die Welt wie durch ein Spinnenetz. Ob er jemals wieder richtig sehen würde? Ob er jemals wieder etwas aus seiner Kehle hervorbringen würde, was nicht wie das Röhren eines waidwunden Tiers klang? Ob er jemals wieder die Kraft fand, sich aufzurichten?
    Cara hatte es nicht übers Herz gebracht, ihn zu töten.
    Er wusste nicht, ob dies ein Beweis ihrer Liebe oder ihres Versagens war, ob es sie als feige Närrin, als liebende Schwester oder als grausame Sadistin enttarnte. Er wusste so vieles nicht.
    Er spürte seine Glieder, aber er konnte sie kaum rühren.
    Er war begnadigt worden, aber er fühlte sich verflucht.
    Er war noch am Leben, aber er hatte keine Ahnung, was er mit diesem Leben anfangen sollte.

Leah Cohn
    Leah Cohn wurde 1975 in Linz, Österreich, geboren. Sie hat Geschichte, Philosophie, Theologie und Religionspädagogik studiert. Seit mehreren Jahren arbeitet sie als Fernsehjournalistin und lebt in Frankfurt am Main. Zurzeit schreibt sie an der Fortsetzung von ›Der Kuss des Morgenlichts‹.
     
     
     
     
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Der Kuss des Morgenlichts
    Roman
    Eine Liebe über alle Ewigkeit hinaus. Leah Cohn ist die neue Stimme der modernen romantischen Fantasy.

Für die junge Musikstudentin Sophie ist es Liebe auf den ersten Blick, als sie dem hochbegabten, eigenwilligen Cellisten Nathanael Grigori begegnet. Doch schon nach einem Sommer verlässt er sie unerwartet und ohne Erklärung.

Ihr bleibt nur die gemeinsame Tochter Aurora. Als Aurora sieben Jahre alt wird, verändert sie sich auf sonderbare Weise. Sophie ahnt nicht, dass um ihr Kind ein uralter Kampf zwischen Gut und Böse entbrannt ist. Denn Nathanael und somit auch Aurora sind keine gewöhnlichen Menschen, sondern Nephilim, Unsterbliche. Und sie haben einen Auftrag zu erfüllen.

»Leah Cohn hat alles: die Liebe, das Geheimnisvolle und die Engel auf ihrer Seite.« Tanja Heitmann
     
     
     
     
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Covergestaltung: Hauptmann & Kompanie, Zürich
Coverabbildungen: Corbis; Shutterstock; Andreas Röbl
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2010
Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur
Thomas Schlück GmbH, 30827 Garbsen

Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.

    ISBN 978-3-10-400699-4
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