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Der Kuss der wilden Rose: Mittsommerhochzeit (German Edition)

Der Kuss der wilden Rose: Mittsommerhochzeit (German Edition)

Titel: Der Kuss der wilden Rose: Mittsommerhochzeit (German Edition)
Autoren: Pia Engström
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setzte.
    Das, und noch viel mehr!
    Voller Tatendrang machte sie sich auf den Weg zu ihrem Zimmer, wo sie Skizzenblock und Stifte holte, um ihre Ideen weiter auszuarbeiten.
    Glutrot sank die Sonne dem Horizont entgegen und verwandelte das Meer in flüssiges Feuer. Ein herrliches Naturschauspiel – doch Lotte, die im Schneidersitz am Strand saß, den Block auf dem Schoß, bemerkte es kaum.
    Sie feilte konzentriert an einer Idee für den Schlosspark, die ihr vorhin gekommen war, als sie bei ihrem Rundgang unter einem wild wuchernden Dornenstrauch die Überreste einer römischen Heldenstatur entdeckt hatte. Wenn sie die Augen schloss, sah sie das fertige Ergebnis bereits vor sich – ein Garten im Stil der Hadriansvilla bei Tivoli, mit Kolonnaden, an denen sich Efeu und wilder Wein emporrankten, kleinen Springbrunnen und Wasserbecken mit Seerosen. In ihrer Vorstellung gab es Statuen und Skulpturen, große Kübel mit Rosmarin und immergrünem Oleander, dazu violett blühende Azaleen und einheimische Pflanzen wie Rittersporn und Phlox.
    Vor allem die herrliche Umgebung inspirierte sie. Auch jetzt noch, als sie die Lider wieder hob und die Dunkelheit über Kärlekholmen hereingebrochen war, fühlte sie die Ideen tief in ihrem Inneren sprudeln. Es war eine herrliche Nacht. Der Himmel war sternklar, und silbernes Mondlicht tauchte die Landschaft in einen märchenhaften Glanz. Der Wind fuhr raschelnd durch die Kronen der Bäume, ansonsten hörte man nur das leise Rauschen der Brandung, die ans Ufer rollte.
    Noch einmal holte sie tief Luft, dann stand sie auf, um zum Schloss zurückzukehren.
    Als sie sich umdrehte, erblickte sie Lorenz, der direkt hinter ihr gestanden hatte. Für einen winzigen Augenblick schien ihr Herz stillzustehen, gleich darauf klopfte es so heftig, dass sie fürchtete, es würde zerspringen.
    Ihre Blicke trafen sich. In der Dunkelheit wirkten seine grünen Augen beinahe schwarz. Lotte konnte nicht atmen, nicht denken, nicht handeln. Wie gebannt stand sie da und schaute ihn einfach nur an. In diesem Moment wurde ihr klar, dass sie sich all die Jahre etwas vorgemacht hatte.
    Sie war nicht über die alte Geschichte hinweg – keineswegs! Sie hatte sie verdrängt, irgendwo im hintersten Winkel ihres Bewusstseins verborgen, in der Hoffnung, dass die Geister der Vergangenheit sie niemals wieder heimsuchen würden.
    Doch nun musste sie erkennen, dass kein Mensch vor seinem eigenen Schicksal davonlaufen konnte.
    Diese Erkenntnis erschütterte sie zutiefst.
    “Lorenz”, stieß sie heiser hervor. “Was … Wie lange stehst du schon da? Hast du etwa nach mir gesucht?”
    Er schien einen Moment zu brauchen, um ihre Frage zu erfassen, dann verfinsterte sich sein Gesichtsausdruck, und er schüttelte den Kopf.
    “Nein, natürlich nicht”, erwiderte er brüsk. “Glaub mir, ich verspüre nicht das geringste Verlangen, dich zu sehen.” Mit einem knappen Nicken deutete er auf ihren Zeichenblock. “Was ist das?”
    Sie zuckte mit den Schultern. “Nur ein paar Entwürfe, nichts Besonderes. Ich …”
    “Zeig her!” Damit nahm er ihr den Block einfach aus der Hand und musterte ihre Skizze im Mondschein. Anfangs runzelte er die Stirn, dann nickte er andeutungsweise. Schließlich blickte er auf und musterte sie forschend. “Nette Idee – aber ich habe bereits andere Pläne.”
    “Andere Pläne?” Lotte schüttelte den Kopf. “Nein, mein Lieber, nicht mit mir! Tjaderborg hat mir gesagt, dass wir als gleichberechtigte Partner zusammenarbeiten werden. Du bist nicht mehr allein derjenige, der die Entscheidungen trifft!”
    “Wie bitte?” Mit einem kleinen Lachen sah er sie ungläubig an. “Nein, auf keinen Fall! Ich lasse mir von einer kleinen Gartendesignerin wie dir nicht auf der Nase herumtanzen!”
    “Das wirst du wohl müssen. Dieser Job ist für mich eine einmalige Chance, Lorenz. Wenn du das Gefühl hast, nicht mit mir zusammenarbeiten zu können, solltest du vielleicht besser gehen. Ich werde dich ganz bestimmt nicht zurückhalten.”
    “Niemals!” Er umfasste ihren Oberarmen und zwang sie, ihn anzusehen. “Es wird dir nicht gelingen, mich von hier vertreiben, hörst du?”
    Einen Moment standen sie so da und blickten einander fest in die Augen. Keiner von beiden war bereit, auch nur einen Schritt zurückzuweichen. Und dann – Lotte konnte nicht sagen, wann und warum – veränderte sich die Stimmung urplötzlich. Die Luft zwischen ihnen knisterte förmlich, und sie verspürte den unwiderstehlichen
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