Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kugelfaenger

Der Kugelfaenger

Titel: Der Kugelfaenger
Autoren: L. S. Rydell
Vom Netzwerk:
Spreche ich mit Mr. Thomas Hunt?“
    „Ja. Und wer sind Sie?“
    „Ich bin Andrew Taylor. Es wird Sie wahrscheinlich nicht sehr überraschen, von einem Anwalt zu hören“, tönt es aus dem Hörer.
    Ein Anwalt? Was habe ich denn mit einem Anwalt zu tun?
    „Ich bin der Anwalt von Mr. Brian Kingsley.“
    Oh nein. Lieber Gott, bitte mach, dass das nicht wahr ist.
    „Und was führt Sie zu mir?“ Tom versucht, den Ahnungslosen zu spielen und ignoriert dabei das fassungslose Gesicht seines Bosses.
    „Das kann ich Ihnen gerne sagen, Mr. Hunt“, sagt Andrew Taylor mit deutlich unterkühlter Stimme. Nein, sie ist geradezu frostig. „Mein Mandant hat sich wegen massiver Beleidigung und Körperverletzung an mich gewandt. Sie haben ihn regelrecht zusammengeschlagen.“
    „Ach, tatsächlich?“
    „Ja, tatsächlich.“ Andrew Taylors Stimme wird eine Spur schärfer. „Sie haben meinen Mandanten als ein, ich zitiere, „krankes Schwein“ und als einen „paranoiden Idioten“ und „verdammten Scheißkerl mit Vakuum im Hirn“ bezeichnet, bevor Sie ihn verprügelt haben. Und das vor Zeugen.“
    „Ich war nicht im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte“, wiegelt Tom ab.
    Sein Chef macht ein entsetztes Gesicht.
    „Sie standen zu diesem Zeitpunkt nicht unter Alkoholeinfluss und auch nicht unter Drogen“, entgegnet Andrew Taylor sachlich. „Medikamente sind auch ausgeschlossen. Sie wussten ganz genau, was Sie da tun, Mr. Hunt. Und mein Mandant nimmt diesen Vorfall verdammt ernst.“
    Okay, Zeit, sich der unausweichlichen Wahrheit zu stellen.
    „Wie sieht Ihr weiteres Vorgehen aus, Mr. Taylor?“
    „Nun, zuerst einmal hat mein Mandant Anzeige erstattet. Das weitere wird sich dann noch ergeben.“
    „Wird es zu einer Gerichtsverhandlung kommen?“
    „Ja“, sagt Andrew Taylor ohne Umschweife. „Darauf können Sie sich verlassen.“
    Tom sieht aus dem Fenster, ohne jedoch irgendetwas wahrzunehmen.
Also wird es keine außergerichtliche Einigung geben.
    „Und Sie werden bestimmt auch dafür sorgen, dass es zu einer Verurteilung kommt, nicht wahr?“
    „So sieht es aus.“
    Diese Schweine wollen mich fertig machen.
    „Und was droht mir in diesem Fall?“
    Andrew Taylor ist ganz in seinem Element. Er zählt Tom verschiedene Paragrafen auf, von denen er nicht einmal die Hälfte versteht.
    „Letztendlich wird auf Sie eine empfindliche Geldstrafe zukommen und auch eine Gefängnisstrafe ist nicht ausgeschlossen.“
    Die wollen nicht nur, sie werden mich auch fertig machen.
    Er bedankt sich höflich bei Anwalt Taylor für die Mühe, die er sich mit seinem Anruf gemacht hat. Dann legt er auf.
    So fühlt man sich also, wenn man vom Himmel auf den blanken Erdboden knallt, denkt Tom.
    Er starrt das Telefon an und lehnt sich zurück. Dann bedeckt er sein Gesicht mit den Händen.
    „Sag mal, Thomas, bist du vollkommen verrückt geworden? Ich hab’ gedacht ich kriege einen Vogel, als mir das dieser Anwalt erzählt hat. Was ist denn bitteschön in dich gefahren? Du schlägst einen unserer Klienten krankenhausreif, nachdem du ihn beleidigt hast! Du bist Personenschützer, du bist dafür zuständig, dass ihm
nicht mal ein einziger, winziger Bartstoppel
gekrümmt wird. Und was machst du? Du
verprügelst
ihn! Das darf doch wohl nicht wahr sein!“ David Hunt ist erstaunlich gut bei Stimme. Sein abgemagertes und krank aussehendes Gestell würde gar nicht darauf schließen lassen. Er holt tief Luft und will schon weitersprechen, als ihn Tom ungeduldig unterbricht. „Dad, ich habe überhaupt nichts unrechtes getan.“ Er reibt sich die Stirn. „Dieser Mann-“ Weiter kommt er nicht, weil sein Vater wieder das Wort an sich reißt. „Du hast überhaupt nichts unrechtes getan? Behauptest du allen ernstes, dass du nichts
unrechtes
getan hast?“ Er blickt seinen Sohn an, als würde er ihm am liebsten eine scheuern. „Weißt du, wie sich das anhört? Krank hört sich das an, Thomas, scheiß krank.“
    Tom hasst es, wenn sein Vater ihn mit seinem vollen Namen anspricht. Das weiß David und darum tut er es immer wieder umso lieber.
    Er fährt mit einem gefährlichen Unterton in der Stimme fort und versucht seine Wut unter Kontrolle zu halten. „Ist dir eigentlich bewusst, wer dieser Mann ist?“ David fährt sich mit einem Taschentuch über das schweißbedeckte Gesicht, das nun allmählich seine käsige Farbe verliert und sich stattdessen zart rosa färbt. „Wohl eher nicht, sonst müsste ich nicht von solchen Sachen hören!“ Er sieht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher