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Der Kruzifix-Killer

Der Kruzifix-Killer

Titel: Der Kruzifix-Killer
Autoren: Chris Carter
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Polizeimarke heraus, und der Beamte trat einen Schritt zur Seite.
    »Bitte sehr, Detective!«
    Auf einem Tisch neben der Tür lagen die üblichen Accessoires bereit: Overalls, Überzieher für die Schuhe und Haarhauben aus blauer Plastikfolie, daneben eine Box mit Einmalhandschuhen. Hunter zog sich die Sachen über und machte die Tür auf, um seinem nächsten Alptraum zu begegnen.
    Der Anblick, der sich ihm beim Betreten des Raums bot, raubte ihm den Atem.
    »Heiliger Himmel.« Seine Stimme war bestenfalls ein Flüstern.

5
     
    H unter stand im Eingang zu einem großen, zweigeteilten Raum, der nur von zwei sich bewegenden Lichtkegeln erleuchtet war – den Taschenlampen von Captain Bolter und Dr. Winston. Zu Hunters Überraschung war dieses Zimmer weit besser erhalten als der Rest des Hauses. Bei dem Anblick, der sich ihm bot, verkrampfte sich Hunters Magen.
    Direkt ihm gegenüber, ungefähr einen Meter von der rückwärtigen Zimmerwand entfernt, hing die nackte Leiche einer Frau. Sie war an den Handgelenken zwischen zwei Holzpfosten aufgehängt, und ihre Knie berührten den Boden, so dass ihr Körper ein Y bildete. Die Fesseln an ihren Handgelenken, die mit dem oberen Ende der Pfosten verbunden waren, hatten ihr tief ins Fleisch geschnitten: Das Blut war ihre dünnen Arme hinuntergeronnen und angetrocknet. Hunter starrte auf das Gesicht der Frau, während sein Gehirn zu verarbeiten versuchte, was er da sah.
    »Gott im Himmel.«
    Ein Schwarm Fliegen umschwirrte unablässig und mit quälendem Gesurre die Leiche, ließ jedoch ihr Gesicht unbehelligt. Ihr hautloses Gesicht. Eine konturenlose Masse aus Muskelgewebe.
    »Hunter! Wie nett, dass Sie sich doch noch blicken lassen.« Captain Bolter stand neben Dr. Winston, dem Leiter der forensischen Abteilung, am anderen Ende des Zimmers.
    Hunter starrte immer noch wie gebannt auf die Frauenleiche. »Wurde sie gehäutet?«, fragte er schließlich in fassungslosem Ton von der Tür her.
    »Bei lebendigem Leib … Jemand hat sie bei lebendigem Leib gehäutet«, korrigierte Dr. Winston Hunter in sachlichem Tonfall. »Sie starb erst Stunden nachdem ihr die Haut vom Gesicht gezogen worden war.«
    »Das ist nicht Ihr Ernst!« Hunters Blick richtete sich erneut auf die gesichtslose Frau. Die fehlende Gesichtshaut ließ ihre Augen grotesk hervortreten. Sie schienen ihn geradewegs anzustarren. Ihr Mund stand offen. Die Zähne fehlten.
    Hunter schätzte sie auf höchstens fünfundzwanzig. Ihre Beine, Bauch und Arme waren wohlgeformt: Es war klar, dass sie sich fit gehalten hatte und stolz auf ihren Körper gewesen war. Ihre glatten, goldblonden Haare reichten ihr bis auf den Rücken. Sie musste eine sehr attraktive Frau gewesen sein.
    »Es kommt noch ärger«, sagte Dr. Winston. »Sehen Sie mal hinter die Tür.«
    Hunter trat ins Zimmer, schloss die Tür hinter sich und starrte sie einige Sekunden verwirrt an.
    »Ein Ganzkörperspiegel?«, fragte er verdutzt, während ihm sein eigenes Abbild entgegenblickte. Einer plötzlichen Eingebung folgend trat er einen Schritt zur Seite. Auf einmal war das Spiegelbild der Frau zu sehen.
    »O mein Gott! Der Killer hat sie dabei zusehen lassen.« Ihr Körper befand sich direkt gegenüber der Tür.
    »Ganz offensichtlich«, stimmte Dr. Winston zu. »Vermutlich verbrachte sie ihre letzten Lebensstunden vor ihrem eigenen entstellten Spiegelbild – mentale Folter zusätzlich zur physischen.«
    »Der Spiegel war nicht ursprünglich an dieser Tür …«, stellte Hunter fest und blickte sich in dem Raum um. »… oder überhaupt in diesem Zimmer. Der sieht nagelneu aus.«
    »Genau. Der Spiegel und die beiden Holzpfosten wurden eigens hier angebracht, um die Qualen des Opfers zu erhöhen«, bestätigte Dr. Winston.
    Direkt vor Hunters Augen ging die Schlafzimmertür auf und riss ihn aus seinem entgeisterten Blick in den Spiegel. Garcia kam mit einem Becher Kaffee in der Hand herein. »Hier, bitte«, sagte er und reichte Hunter den Becher.
    »Ich glaube, ich verzichte im Moment doch lieber«, erwiderte Hunter mit einer ablehnenden Geste. »Meinem Magen ging’s schon mal besser, und hellwach bin ich inzwischen auch.«
    Da Captain Bolter und Dr. Winston ebenfalls den Kopf schüttelten zum Zeichen, dass sie kein Interesse hatten, öffnete Garcia die Tür und reichte den Becher dem jungen Polizisten draußen. »Hier bitte, für Sie. Sie sehen aus, als könnten Sie einen gebrauchen.«
    »Äh! Danke, Sir«, stammelte der Beamte überrascht.
    »Gern
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