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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition)
Autoren: Richard Schwartz
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Angus?«, meinte Ragnar. »Angus? Steh auf, verdammt!«
    Doch nicht nur Angus ging in die Knie, die meisten hier taten es ihm nach. Selbst ich verspürte den Drang dazu, doch ich wollte einfach nicht.
    Neben mir führte Asela eine Geste aus, doch der Verfluchte lachte nur. »Hast du vergessen, dass hier nur die Magie des Kaisers gestattet ist?« Der Verfluchte lächelte und trat näher.
    »Komm, Asela, beuge schon das Knie. Auch du wirst wieder vor mir kriechen, wie schon zuvor.«
    »Diesmal nicht«, schwor Asela zähneknirschend. »Diesmal nicht!«
    »Das werden wir noch sehen« säuselte der dunkle Kaiser. »Wer steht denn noch?« Er hob eine fein geschwungene Augenbraue. »Das überrascht mich«, sagte er und verbeugte sich leicht vor Armin, der ihn zornig ansah. Ragnar stand noch, Leandra, Serafine und Desina ebenso, Santer und der Kommandant, auch Varosch und die drei Priester, deren Lippen sich bewegten, als sie beteten. Zokora lag gekrümmt auf dem Boden und keuchte, als sie sich gegen diesen Einfluss zu wehren versuchte.
    »Wünscht ihr euch nicht, ihr könntet euch auf mich stürzen?«, fragte er. »Kommt, seid wütend. Ich mag es, denn es macht mich stärker. Hasst mich, wenn ihr wollt, das nährt mich ebenso. Verzweifelt, und schenkt mir den Genuss!«
    »Ich werde dich erschlagen!«, sagte Ragnar entschlossen und trat langsam vor. Seine Muskeln zitterten, Schweiß stand auf seiner Stirn. »Meine Axt ist von einem Gott geschmiedet, sie wird auch dich zur Strecke bringen!«
    »Sie gibt dir die Kraft von Riesen, hörte ich. Aber auch Riesen können niederknien.«
    Ragnars Augen sprangen fast aus seinem Schädel, als er sich gegen das stemmte, das ihn niederdrückte. Während wir hilflos zusahen, ging er langsam zu Boden, dann fiel ihm die Axt aus den Händen, und er brach stöhnend zusammen.
    Kolaron ging gemächlich zum Thron des Kaisers, sah ihn nachdenklich an – und setzte sich darauf.
    »Kommt dorthin«, bat er freundlich, »wo ich euch sehen kann.«
    Ein fremder Wille bewegte meine Beine, und ich schloss mich der Reihe an, die nun vor ihm stand.
    »Wie ist das möglich?«, flüsterte Asela. »Des Kaisers Wille unterbindet Magie an diesem Ort!«
    »Aber nicht Gefühle. Du kennst es doch, ich habe oft genug an dir damit herumgespielt. Angst, Verzweiflung, Hoffnung, Liebe und Trauer, oder auch Vertrauen und Freude. Was ihr auch wollt«, lächelte Kolaron, »das kann ich euch geben.« Er lachte leise. »Also«, sagte er. »Da ihr mich nicht lieben wollt, wie wäre es mit Furcht?«
    Sie rollte über mich wie eine Woge, brach jeden Damm, riss alle alten Ängste, Wunden und Schmerzen erneut auf, alles, was mir je an Schrecken widerfahren war, türmte sich in meinem Geist auf und fraß wie eine kalte Spinne meinen Willen innerhalb eines Lidschlags. Wimmernd fiel ich zu Boden.
    »Das war ein Fehler«, sagte Zokora kühl und sprang auf. Kolarons Kopf zuckte herum, ungläubig sah er sie an, ich spürte, wie der Bann brach, und griff nach Seelenreißer. Im nächsten Moment jedoch schoss ein dunkler Strahl aus seiner Hand auf Zokora zu. Der Strahl hätte sie getroffen, wenn sich nicht Varosch dazwischengeworfen hätte.
    Zokora fauchte wie eine Katze, sprang schneller vor, als man zusehen konnte, ihre schwarze Klinge zog eine dunkle Spur – und König Perdis’ Kopf fiel vor uns auf den Boden, während in meinen Ohren ein ferner Schrei erklang.
    »Götter«, keuchte der Kommandant. »Was für ein Ungeheuer …« Er schaute auf das Gesicht mit dem kleinen Spitzbart herab, das einen ungläubigen Ausdruck zeigte. Stöhnend oder fluchend, oder auch nur still und bedrückt, standen wir auf und sahen auf das herab, was von König Perdis übrig war.
    »Wie?«, fragte ich Zokora rau.
    »Ich bin in Liebe ungeübt«, sagte sie mit belegter Stimme. »Sie war es, die mich fast besiegt hätte. Aber Furcht …« Sie zuckte mit den Schultern. »Wenn du in einem Netz hängst und eine Spinne, die dreimal so groß ist wie du, ihre Eier in deinen Körper legt, dann ist das Anlass zur Furcht«, meinte sie und starrte auf das abgeschlagene Haupt. »Kolaron war zu feige, uns wahrhaftig gegenüberzutreten.«
    »Bei allen Göttern«, entfuhr es dem Marschall, der kreidebleich war und wankte. »Wer seid Ihr?«
    »Ich diene Solante. Ich beuge mich vor niemandem, außer den Göttern!« Sie lächelte. »Desina? Du kannst das Tor jetzt öffnen.« Sie sah sich um. »Oder bezweifelt noch jemand, dass wir ein geeintes Reich brauchen, um gegen
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