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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition)
Autoren: Richard Schwartz
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das alles gefährden, für das Ihr gekämpft und gelitten habt. Hier im Alten Reich kennen bislang nur wenige das Ausmaß der Bedrohung durch Thalak, dafür sind alle auf der Suche nach einem Schuldigen für die Toten der Flut.«
    »Obrist …«, begann Leandra, doch er hob wieder die Hand.
    »Ich verspreche Euch, dass zu einem anderen Zeitpunkt alle Eure Fragen Antwort finden. Aber jetzt läuft uns doch die Zeit davon, also beantworte ich Euch die Fragen, die Ihr schon gestellt habt.« Er holte tief Luft. »Ein Teil der gegnerischen Agenten wurde gestellt und erschlagen. Doch zur Zeit müssen wir davon ausgehen, dass es noch mindestens einen oder sogar mehrere Nekromanten in der Stadt gibt, und auch noch andere Agenten, die für den Feind arbeiten. Der Vorwurf, dass Ihr es wart, die für den Vulkanausbruch verantwortlich seid, kommt nicht von ungefähr. Es ist möglich, dass sich jemand verplappert hat, aber es sind nur wenige, die von Eurer Rolle dabei wissen. Und dennoch wurde schon mit dem Finger auf Euch gezeigt, noch bevor die Sturmtänzer Euch gefunden und geborgen hat. Diese Gerüchte gewinnen im Handelsrat mehr und mehr an Gewicht. Und es ist dieser Rat, der die Geschicke der Stadt lenkt, und selbst der Kommandant hätte Mühe, sich über ihn hinwegzusetzen. Ein Letztes noch: Wir lernten auf die harte Art, dass es niemanden gibt, dem man vollends trauen kann. Der Feind hat Möglichkeiten, auch die treueste Seele zu verführen, zu täuschen oder zu verblenden. Erst vor zwei Tagen wurde ein Anschlag auf die Eule verübt, von einem unserer Soldaten, der dem Kaiser treu ergeben ist und niemals auf einen solchen Gedanken gekommen wäre. Schlimmer noch, er konnte sich an die Tat nicht einmal mehr erinnern. Ich muss Euch raten, Euch nicht darauf zu verlassen, hier sicher zu sein. Der Feind hat mit Gewissheit ein Interesse daran, Euch alle tot zu sehen.«
    »Aufmunternde Worte«, meinte Leandra bitter, und der Obrist nickte, sein Lächeln war ihm vergangen. »Bessere habe ich nicht für Euch«, sagte er und erhob sich.
    Die seltsame Audienz war damit beendet.

3. Ein Freundschaftsdienst
     
    Hier oben im siebten Stock der Zitadelle lagen auch die Privatgemächer des Kommandanten und anderer wichtiger Offiziere. Es gab keinen sichereren Ort im ganzen Reich als diesen. Genau deshalb gab es mir zu denken, als ich herausfand, dass man hier auch uns drei Gemächer zur Verfügung gestellt hatte. Ein Gutes hatte es: Leandra ließ sich leicht überzeugen, meine Gemächer mit mir zu teilen.
    »Ist dir etwas aufgefallen?«, fragte sie und unterdrückte ein Gähnen. Sie ließ achtlos ihr Gewand fallen, setzte sich auf das breite Bett und stellte Steinherz zur Seite.
    »Nur, dass diese Räume im Schnitt denen des Obristen ähneln. Aber sie sind karger. Die gute Nachricht ist, dass es hier eines dieser wundersamen Bäder gibt, die du so liebst.«
    »Das ist gut zu wissen«, meinte sie und lehnte sich im Bett zurück. »Aber das ist nicht das, was ich meinte. Der Obrist war voller Fragen an mich und auch Serafine, die ihn zu faszinieren scheint. Aber dich hat er sehr wenig gefragt.«
    »Vielleicht war ich nur noch nicht dran«, meinte ich und legte mich neben sie. »Wir …«
    Ihr leises Schnarchen unterbrach mich und ließ mich schmunzeln. Fünf Kerzenlängen waren es nur noch bis zur Audienz, doch der Obrist hatte versprochen, uns rechtzeitig wecken zu lassen. Ich legte mich in die Kissen, zog die Decke über uns und schlief ebenfalls ein.
     
    Serafine weckte uns. Leandra nuschelte etwas und kuschelte sich tiefer in die Laken, während ich mich festhielt, um nicht aus Versehen aus der Hängematte zu fallen, wie es mir so oft an Bord der Schneevogel ergangen war. Es war eine Erleichterung festzustellen, dass dieses Bett nicht schwankte.
    »Was ist?«, fragte ich und schüttelte den Kopf wie ein nasser Hund. Fetzen eines dunklen Traums hingen mir noch nach. »Ist es denn schon so weit?«
    »Nein«, sagte Serafine leise. »Du kannst sie schlafen lassen. Es geht um Angus.«
    Ich unterdrückte ein Stöhnen. Der Nordmann war uns in Gasalabad mehr als hilfreich gewesen, und im Schmugglerhafen Alderloft hatte er mir und Serafine wahrscheinlich das Leben gerettet, als er eine Kriegsbestie aus Thalak erschlug, jedoch schien er eine Neigung zu besitzen, in Schwierigkeiten zu geraten.
    »Er und Sieglinde machten sich auf die Suche nach einem guten Bier und fanden eine Taverne, in der auch Varländer verkehrten. Dort kam es zu einem
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