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Der Krieg der Zwerge

Der Krieg der Zwerge

Titel: Der Krieg der Zwerge
Autoren: Markus Heitz
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nicht ein herrliches Ende für einen Sonnenumlauf, Gelehrter? Wir haben eine Menge Arbeit vor uns.« Mit diesen Worten hob er die besudelten Beile, und ein Schatten fiel auf sein Gesicht. »Aber sie bereitet mir nicht ganz so viel Vergnügen wie sonst. Mein Bruder fehlt mir. Zusammen haben wir dreimal so viele erledigt. Die nächsten zwanzig sind für Boëndal.« Mit einem Schlachtruf auf den Lippen, stürzte er sich wieder ins Getümmel.
»Sein heißes Blut wird irgendwann sein Verderben sein«, mutmaßte ein Zwerg neben Tungdil leise, ehe er sich ebenfalls an dem Gemetzel beteiligte.
    Ich bete darum, dass es nicht so kommt. Tungdil ließ sich für einen Augenblick zurückfallen, setzte sein Signalhorn an die Lippen und spielte die vereinbarte Tonfolge, um Prinz Mallen mitzuteilen, dass die Zwerge eingetroffen waren und auf der gegenüberliegenden Seite kämpften. Damit verhinderte er, dass Mallens Bogenschützen ihre tödlichen Geschosse aus Versehen gegen sie richteten. Zwerge waren auf diese Distanz und unter den deutlich größeren Feinden schwer auszumachen. Kurz darauf hörte er die geblasene Antwort, und mit neuem Eifer kehrte er zu seinen Leuten zurück.
Sie wüteten bis zu den Abendstunden, wobei die Fußsoldaten Mallens sehr zum Ärger Ingrimmschs ins Geschehen eingriffen. Eine Schwadron des Prinzen jagte die Orks und Bogglins, die sich absetzen wollten, doch so sehr sich die Bestien bemühten, Raum zwischen sich und die Schlacht zu bringen, sie wurden von den Pferden und den Soldaten eingeholt und mit Lanzen gespickt.
So kam es, dass die kleine Ebene vor Einbruch der Nacht beinahe keinen Platz mehr für die Kadaver der Ungeheuer bot und der Boden so satt mit grünem Blut getränkt war, dass es in schmalen Bächen zusammen mit dem Tauwasser ablief.
Zwerge und Menschen trafen sich auf dem Nordhügel, hinter dem sich das Lager der Soldaten aus Idoslân befand. Mallen lenkte sein Pferd zu Tungdil, schwang sich aus dem Sattel und reichte ihm die Hand. Seine Rüstung wies einige Beulen und Schrammen auf, doch abgesehen von einem Schnitt im rechten Unterarm blieben ihm schwere Verletzungen erspart. »Tungdil Goldhand, es freut mich, Euch wohlbehalten zu sehen.«
Der Zwerg grinste, weil er von dem Herrscher wie ein vornehmer Herr angesprochen wurde, nahm dessen Hand und schüttelte sie. »Einmal mehr haben mein Volk und die Menschen gut miteinander gekämpft.« Gemeinsam blickten sie auf die bis auf den letzten Ork vernichtete Streitmacht. »Damit dürften wir den Bewohnern Gauragars einiges an Kummer erspart haben.«
Das Gesicht des Prinzen verfinsterte sich. »Es hat dennoch Leben gekostet. Unterwegs fanden wir Dörfer und Siedlungen, die von den Horden geplündert und gebrandschatzt waren.« Seine Augen suchten die funkelnden Sterne, die sich allmählich am dunkelblauen Himmel zeigten. »Aber Ihr habt Recht. Wenn wir sie nicht aufgehalten hätten, würden noch mehr sterben.«
»Ihr habt ohne uns angefangen«, beschwerte sich Boïndil halblaut, aber deutlich genug, um von dem Herrscher vernommen zu werden. »Ihr habt sie so verschreckt, dass sie sich gar nicht mehr richtig gewehrt haben.« Er verschränkte die muskulösen Unterarme betont langsam vor seiner imposanten Brust, und der Ausdruck in den braunen Augen machte deutlich, dass er es den Menschen übel nahm.
Mallen kannte die Eigenarten Boïndils und wusste, wie er die Bemerkung, die eigentlich nicht für seine Ohren bestimmt gewesen war, einzuordnen hatte. Daher ließ er sich erst gar nicht auf einen Disput mit ihm ein. »Wir werden das nächste Mal auf euch warten«, versprach er stattdessen. »Seid einfach pünktlicher.«
    »Pünktlicher?«, begehrte Ingrimmsch auf und reckte den Kopf, dass der schwarze Bart zitterte. »Ihr könnt froh sein, dass wir überhaupt erschienen sind, um euch beizustehen. Die Schienen der Tunnel sind nach dem verfluchten Beben verbogen, und teilweise lagen Brocken auf unserem Weg, die so groß wie ein Trollarsch waren. Ihr könnt von Glück reden …«
»Bitte, mäßige dich«, griff Tungdil beschwichtigend ein, ehe der Zwilling sich vollends vergaß. »Prinz Mallen hat Recht, wir kamen später als verabredet.« Er wandte sich an den Herrscher und rollte dabei mit den Augen, um ihm zu zeigen, dass er die Sache auf sich beruhen lassen sollte. »Aber es endete in einem großen Sieg für das Geborgene Land, nicht wahr?«
»Durchaus«, nickte der blonde Ido und bemühte sich, ernst dreinzuschauen. »Ohne die Zwerge hätten wir
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