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Der Krieg Der Diebe

Titel: Der Krieg Der Diebe
Autoren: Robert Asprin
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Stiefsohn, A-barsis. Aber in den Himmel konnte er sich nicht zurückziehen, denn sein Fleisch regenerierte sich ständig. Um sich zu vergewissern, ob dies tatsächlich noch der Fall war, hatte er sich vergangene Nacht zum Fluß begeben und sich die Pulsadern beider Hände aufgeschnitten. Er hatte nicht einmal bis fünfzig zählen müssen, da stillte sich die Blutung, und die Heilung begann. Diese Gabe des Heilens - wenn man es überhaupt Gabe nennen konnte - war ihm also erhalten geblieben, und da sie gottgegeben war, »liebte« ihn offenbar eine überirdische Macht immer noch.
    Eine Augenblickslaune hieß ihn, an der Waffenschmiede anzuhalten, die die Söldner bevorzugten.
    Drei der davor angebundenen Pferde waren ihm bekannt. Eines war Nikos Hengst, ein großer Rappe mit rötlichem Glanz, einem mächtigen Schädel, mit einem Schweißband aus Schaffell.
    Das Pferd, das so gefährlich wie häßlich war, forderte Tempus’ Tros schnaubend heraus - der Rappe nahm es übel, daß das Tros Nikos Stute bestiegen hatte.
    Tempus band das Pferd ganz an der Seite an und trat ins Innere, zwischen Armbrüste, Schwingenflügler, herumliegende metallene und hölzerne Bolzen und Schwerter.
    Nur eine Frau saß hinter dem Verkaufstisch. Sie war schön und eitel, hatte sich den Hals mit Schmuck beladen und sich offenbar mit Duftstoffen überschüttet. Sie kannte ihn, und in Sekundenschnelle nahm seine Nase ihren beißenden, nervösen Schweiß wahr und den Duft einer Frau, die sich in die Enge getrieben fühlt.
    »Marc ist mit den Jungs im Hinterhof, sie richten die neuen Armbrüste aus. Soll ich ihn holen, Lord Marschall? Oder kann ich Euch helfen? Was es hier gibt, mein Lord, ist Euer zum Ausprobieren oder als unser Geschenk ...« Sie breitete die Arme weit aus, daß die zahlreichen Reifen klimperten, und deutete auf die Waffen in den Regalen.
    »Ich werde mich draußen umsehen, Madam, bleibt ruhig sitzen.«
    Sie blieb sitzen, obgleich nicht ruhig, aber da er es verlangte, gehorchte sie.
    In dem ummauerten Hof standen zehn Männer hinter dem Palisadenzaun, von dem aus die Schießübungen stattfangen. In hundert Meter Entfernung waren drei Ochsenfelle an die Wand genagelt und auf ihnen rot die Zielscheibe gemalt. Zwischen den Fellen standen drei Rüstungen aus gehärtetem Vierschichtleder, mit Bronzeplatten verstärkt und mit Stroh gefüllt.
    Der Schmied kniete am Boden. In einen Schreibstock hatte er eine Armbrust eingespannt, deren Besitzer in der Nähe stand. Der Schmied hämmerte auf das Visier, dann legte er seine Feile zur Seite, stöhnte und sagte: »Versuch es jetzt, Straton. Sie müßte nun gerade schießen. Ich gewann heute vormittag ziemlich gute Ergebnisse mit ihr. Aber es ist dein Auge, dem sie angepaßt werden muß .«
    Der Schmied mit dem großen Kopf und den grob geschnittenen Zügen, die der Bart milderte, plagte sich übertrieben mühsam hoch und wandte sich einem anderen Kunden zu, der gerade zur Schußlinie kam. »Nein, Katzenpfote, nicht so. Aber wenn du willst, kann ich auch die Spannung ändern .« Marc trat näher heran und wies Niko an, die Armbrust zur Schulter zu heben und so zu schießen. Da sah er Tempus. Sich die Hände an der Schürze abwischend, verließ er die Gruppe.
    Bolzen spuckten von fünf Armbrüsten und schlugen ein. »Halt!« rief der Ausbilder, und alle gingen zur Wand, um sich der Zielgenauigkeit zu vergewissern und um zu sehen, wie tief die Bolzen eingedrungen waren.
    Kopfschüttelnd sagte der Schmied zu Tempus: »Straton hat ein Problem, das ich nicht lösen kann. Ich habe die Armbrust genau ausgerichtet und selbst dreimal ins Schwarze getroffen, aber wenn er damit schießt, ist es, als zielte er zwei Fuß tiefer.«
    »Für den Bogen ist der Name Leben, aber die Arbeit ist Tod. Im Kampf wird er mit der Armbrust richtig treffen. Hier macht er sich zu viele Gedanken, wie man seine Leistungen einschätzt. Er denkt nicht genug an seine Waffe, dafür aber zuviel an seine Freunde.«
    Die scharfen Augen des Schmiedes richteten sich flüchtig auf Straton, und er rieb sich das lächelnde Gesicht mit schmieriger Hand. »Ja, da habt Ihr recht. Und was ist mit Euch, Lord Tempus? Wir haben den neuen Hartstahl. Aber ich muß ehrlich sein, ich verstehe nicht, warum alle so versessen darauf sind und gern den doppelten Preis bezahlen, obwohl das menschliche Fleisch so leicht verwundbar ist, daß selbst Holz die kühnste Brust durchbohren kann.«
    »Keinen Stahl, ich nehme mir nur eine Kiste Kurzpfeile mit
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