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Der König der Lügen

Der König der Lügen

Titel: Der König der Lügen
Autoren: John Hart
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war nicht gut gelaufen. »Das hier ist ein Höflichkeitsgespräch, Work. Über die Tatsache hinaus, dass wir seinen Leichnam gefunden haben, kann ich nichts sagen.«
    »Er ist jetzt seit achtzehn Monaten verschwunden, Douglas eine verdammt lange Zeit mit nichts als Fragen, Gerüchten und den Blicken, die einem die Leute zuwerfen, wenn sie denken, man merkt es nicht. Haben Sie eine Vorstellung davon, wie schwer das war?«
    »Das kann ich Ihnen zwar nachfühlen, Work, aber es ändert nichts. Wir sind noch nicht mal mit der Tatortuntersuchung fertig. Ich kann den Fall nicht mit einem Strafverteidiger besprechen. Sie wissen, wie schlecht das aussehen würde.«
    «Ich bitte Sie, Douglas. Es geht um meinen Vater, nicht um einen namenlosen Drogendealer.« Er blieb ungerührt. »Herrgott, Sie kennen mich doch mein Leben lang.«
    Das stimmte — er kannte mich von Kindesbeinen an —, doch wenn das Anlass zur Rührseligkeit gab, drang sie nicht bis an die Oberfläche seiner lichtlosen Augen. Ich setzte mich und rieb mir das Gesicht mit der Flachen Hand. Ich roch den Knastgcstank an meiner Handfläche und fragte mich, ob er ihn auch riechen konnte.
    »Wir können den Dienstweg einhalten«, fuhr ich in leiserem Ton fort, »aber Sie wissen, dass es richtig wäre, es mir zu sagen.«
    »Für uns ist es Mord, Work, und für dieses County wird es die größte Story seit zehn Jahren werden. Das bringt mich in eine heikle Position. Die Presse wird durchdrehen.«
    »Ich muss es wissen, Douglas. Für Jean war es ein unglaublich harter Schlag. Sie ist seit dem Abend damals nicht mehr wie früher —das haben Sie gesehen. Wenn ich ihr vom Tod unseres Vaters erzählen soll, muss ich ihr ein paar Einzelheiten mitteilen können. Das wird sie wollen. Verflucht, sie wird es brauchen. Aber vor allem muss ich wissen, wie schlimm es ist. Ich muss sie vorbereiten. Wie Sie sagen: Sie sollte es nicht aus der Zeitung erfahren.« Ich atmete tief durch und konzentrierte mich. Ich musste den Tatort sehen, und dazu brauchte ich sein Einverständnis. »Bei Jean darf man jetzt nichts falsch machen.«
    Er legte die Fingerkuppen unter dem Kinn zusammen, wie ich es schon tausendmal gesehen hatte, aber Jean war meine Trumpfkarte, und das wusste ich. Zwischen meiner Schwester und der Tochter des Staatsanwalts hatte eine besondere Freundschaft bestanden. Sie waren zusammen aufgewachsen, enge Freundinnen gewesen, und Jean hatte mit ihr im Auto gesessen, als ein betrunkener Fahrer über die Mittellinie geschossen und frontal mit ihnen zusammengeprallt war. Jean hatte eine leichte Gehirnerschütterung davongetragen. Douglas' Tochter war praktisch enthauptet wurden. So war es eben, sagten die Leute: Ebenso gut hätte es anders sein können. Jean sang bei der Beerdigung, und bei der Erinnerung daran kamen Douglas noch heute die Tränen. Sir war praktisch unter seinem Dach aufgewachsen, und ich bezweifelte, dass irgendjemand außer mir ihren Schmerz. so fühlen konnte wie Douglas.
    Die Stille dehnte sich, und ich wusste, dass mein Pfeil durch diesen kleinen Spalt in seiner Rüstung gedrungen war. Ich setzte nach, bevor Douglas zu lange nachdenken konnte.
    »Es ist viel Zeit vergangen. Sind Sie sicher, dass er es ist?«
    »Es ist Ezra. Der Coroner ist jetzt am Tatort und wird den amtlichen Befund bekannt geben, aber ich habe mit Detective Mills gesprochen, und sie versichert mir, dass er es ist.«
    »Ich will sehen, wo es passiert ist.«
    Das verblüffte ihn. Mit offenem Mund starrte er mich an, bis er ihn wieder zuklappte.
    »Sobald der Tatort freigegeben ist —«
    »Jetzt sofort, Douglas. Bitte.«
    Vielleicht war da etwas in meinem Gesicht. Vielleicht lag es daran, dass er mich ein Leben lang gekannt und zehn Jahre gemocht hatte. Vielleicht war es doch wegen Jean. Was immer der Grund war, ich hatte gewonnen.
    »Fünf Minuten«, sagte er. »Und Sie weichen nicht von Detective Mills' Seite.«
    Mills erwartete mich auf dem Parkplatz des ehemaligen Einkaufszentrums, wo der Leichnam gefunden worden war, und sie sah nicht erfreut aus, »stinksauer« war das Signal, das sie aussandte -von den Sohlen ihrer teuren Schuhe bis zu den Spitzen ihres männlichen Haarschnitts. Sie hatte ein spitzes Gesicht, das ihren von Natur aus misstrauischen Ausdruck betonte; aus diesem Grund war es unmöglich, dass irgendjemand sie schön finden konnte, aber sie hatte eine gute Figur. Sie war Mitte dreißig — ungefähr so alt wie ich —, lebte jedoch allein, schon immer. Allen
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