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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot
Autoren: T.H. White
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fest, und rostig wird sie auch. Die ganze
Nacht mußt du dasitzen und das Zeug saubermachen und schmieren. Ach, ich
wünsche mir so, ich hätt’ ein hübsches Häuschen, in dem ich wohnen könnte, ein
Haus mit Betten drin und richtigen Kissen und Laken. Wenn ich reich war’,
würd’ ich mir eins kaufen. Ein feines Bett mit einem feinen Kissen und einem
feinen Laken, in dem man liegen kann. Und dann würd’ ich dies Biest von einem
Gaul auf die Weide schicken, und dem Biest von einem Schweißhund würd’ ich
sagen, er soll sich davonmachen und spielen, und diese biestige Rüstung würd’
ich aus dem Fenster werfen, und das biestige Biest würd’ ich sausen lassen:
soll sich selber jagen – ja, das tat’ ich.«
    »Wenn Ihr mir den Weg nach Hause zeigen könntet«,
sagte Wart listig, »würde Sir Ector Euch bestimmt ein Bett für die Nacht
geben.«
    »Meinst du wirklich?« rief der König. »Ein
richtiges Bett?«
    »Ein Federbett.«
    König Pellinores
Augen wurden groß und rund wie Untertassen. »Ein Federbett!« sprach er langsam
nach. »Mit Kissen?«
    »Daunenkissen.«
    »Daunenkissen!«
flüsterte der König und hielt den Atem an. Dann, mit einem andächtigen
Ausatmen: »Was für ein wunderbares Haus muß dein Herr haben!«
    »Ich glaube
nicht, daß es weiter als zwei Stunden weg ist«, sagte Wart, seinen Vorteil
nutzend.
    »Und dieser Herr
hat dich wirklich ausgesandt, mich einzuladen?« (Ihm war entfallen, daß Wart
sich verirrt hatte.) »Wie nett von ihm, wie außerordentlich nett von ihm, muß
ich schon sagen, was?«
    »Er wird sich
freuen, uns zu sehen«, sagte Wart wahrheitsgemäß.
    »Oh, wie nett
von ihm«, rief der König wieder und begann mit seinen diversen Gerätschaften zu
hantieren. »Und was für ein hochmögender Herr muß er sein, daß er ein Federbett
hat! – Vermutlich werde ich’s mit jemandem teilen müssen?« setzte er fragend
hinzu.
    »Ihr könnt eins
für Euch alleine haben.«
    »Ein Federbett
für einen ganz allein, mit Laken und einem Kissen – vielleicht sogar zwei
Kissen, oder einem Kissen und einer Kopfstütze –, und nicht zum Frühstück
aufstehn müssen! Steht dein Vormund zum Frühstück auf?«
    »Nie«, sagte
Wart.
    »Flöhe im Bett?«
    »Kein einziger.«
    »Nein!« sagte
Pellinore. »Das klingt zu schön, um wahr zu sein, muß ich schon sagen. Ein
Federbett, und ewig keine Losung mehr. Was hast du gesagt: Wie lang brauchen
wir dahin?«
    »Zwei Stunden«,
sagte Wart – aber das zweite Wort mußte er brüllen, denn alles ging in einem
Geräusch unter, das sich dicht neben ihnen erhoben hatte .
    »Was war das?« fragte Wart laut.
    »Holla!« rief der König.
    »Barmherzigkeit!«
    »Das Biest!«
    Und allsogleich hatte der eifrige Jägersmann alles
andere vergessen und widmete sich ganz seiner Aufgabe. Er wischte die Brille
an seiner Hose ab, an der Sitzfläche, dem einzig verfügbaren Stück Stoff,
während um sie her Läuten und Bellen anhub. Er befestigte sie behutsam auf der
Spitze seiner langen Nase, ehe das Visier automatisch herunterklappte. Er
packte seine Tjost-Lanze mit der Rechten und galoppierte auf den Lärm zu. Die
um den Baum geschlungene Leine brachte ihn zum Stehen – der hohlmäulige
Schweißhund gab ein melancholisches Kläffen von sich –, und mit großem Getöse
fiel er vom Pferd. Im Handumdrehen hatte er sich wieder erhoben – Wart war
überzeugt, daß die Brille in Scherben gegangen sein mußte – und hüpfte, einen
Fuß im Steigbügel, um das weiße Pferd herum. Die Gurte hielten, und irgendwie
kam er in den Sattel, die Lanze zwischen den Beinen, und dann sauste er im
Galopp um den Baum, immer wieder, entgegengesetzt der Richtung, in der der Hund
sich aufgewickelt hatte. Er machte drei Umrundungen zuviel, gleichzeitig
rannte der Köter kläffend anders herum, und dann kamen sie, nach vier oder fünf
Anläufen, beide von diesem Hindernis frei. »Juchhu, was!« rief König Pellinore,
schwenkte seine Lanze in der Luft und schwankte aufgeregt im Sattel. Dann
verschwand er im Dunkel des Waldes; das unglückliche Hundetier folgte ihm am
Ende der Leine.
     
     
     
     
     
    KAPITEL 3
     
     
    Der Junge schlief gut in
dem Waldnest, das er sich ausgesucht hatte; es war ein leichter, doch
erholsamer Schlaf, wie ihn Menschen haben, die es nicht gewöhnt sind, im Freien
zu schlafen. Zuerst tauchte er nur knapp unter die Schlaf-Oberfläche und trieb
dahin wie ein Lachs in seichtem Gewässer, so dicht unter der Oberfläche, daß
er wähnte, in der Luft zu
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