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Der Knochenmönch

Der Knochenmönch

Titel: Der Knochenmönch
Autoren: Jason Dark
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Gegner?
    Es gab sie, das stand für ihn fest, aber es gelang ihm nicht, sie zu entdecken. Sie hielten sich im Hintergrund, sie waren geschützt, und in diesem Schutz – einem Geflecht aus wirtschaftlichen Interessen und politischer Macht – hatten sie gedeihen können.
    Er trank das Gemisch aus Wasser und Wein, während seine Blicke über die Bahn huschten und die andere Seite der Tribüne hochglitten, wo sich nur die Ränge befanden.
    Da oben war es düster, grau. Nur selten bewegte sich jemand über den Gang. Von gegenüber waren die Menschen nur mehr als Schatten zu erkennen, und der Jesuit dachte daran, wie gut sich dort jemand verbergen konnte, ohne gesehen zu werden.
    Aber er saß grübelnd hinter der hellen Scheibe wie auf dem Präsentierteller.
    Er dachte an Mord. Die andere Seite würde selbst vor einer solchen Tat nicht zurückschrecken, um keinerlei Informationen an die Öffentlichkeit dringen zu lassen. Wie gern hätte er noch mit William Cartland Kontakt aufgenommen, nur war dessen Büro nicht besetzt, wie er durch mehrere Anrufe erfahren hatte.
    Der Anwalt war verschwunden oder veneist, wie es hieß. Für immer verschwunden?
    Die Augen des Mannes stanten gegen das Glas, als könnte er dort die Wahrheit herausfinden. Er sah sie nicht, deshalb leerte er es bis auf den letzten Tropfen.
    Wieder schaute er nach links.
    Auf der Eisfläche liefen nur noch wenige Menschen. Und in einer Viertelstunde würde er wahrscheinlich allein sein. Er wollte das Laufen bis zum letzten Augenblick genießen, dachte aber auch daran, daß er, wenn er sich allein auf der Eisfläche befand, eine gute Zielscheibe für einen Attentäter darstellen würde.
    Linda trat lächelnd an seinen Tisch. Der Jesuit hob den Kopf und schaute sich verwundert um. Soeben verließ der zweitletzte Gast das Lokal, er war noch der einzige, bei dem die Bedienung kassieren wollte.
    »Schade, daß Sie schließen.«
    »So ist das nun mal. Im Sommer haben wir mehr Zulauf. Da ist auch länger geöffnet.«
    »Ich weiß.«
    Linda hatte die Rechnung auf einen schmalen Zettel geschrieben.
    Driscoll zahlte und legte noch ein kräftiges Trinkgeld dazu, für das sich die Kellnerin bedankte.
    »Wann sind Sie denn wieder hier, Hochwürden?«
    Driscoll lehnte sich zurück. Er seufzte dabei leicht. »Das kann ich nicht genau sagen, Linda.«
    »Nicht morgen?«
    »Ich denke nicht.«
    »Übermorgen dann?«
    »Kann sein. Ich habe sehr viel zu tun in der nächsten Zeit. Da weiß ich wirklich nicht, ob ich noch die Zeit aufbringen kann, mich hier zu vergnügen und zu entspannen.«
    »Das ist schade.«
    »Warum? Sie werden andere Gäste haben.«
    Linda bekam vor ihrer Antwort einen roten Kopf. »Ja, aber nicht so nette.« Dann lief sie schnell weg und sah nicht, wie der Mann lächelnd hinter ihr herschaute.
    Father Driscoll stand auf. Er nahm dabei seine Schlittschuhe hoch und reckte sich. Dann streifte er seine Jacke über den dunklen Pullover und verließ das Lokal.
    Normalerweise ging er die Treppe zur Eisfläche mit federnden Schritten hinab. Das war heute nicht der Fall.
    Er mußte immer wieder daran denken, daß er sich möglicherweise in der Schußlinie eines Jägers befand, und sein Magen zog sich zusammen.
    Noch zwei Läufer bewegten sich auf dem Eis. Driscoll sah sie, als er auf der schmalen Bank saß und die Schuhe zuschnürte. Die Läufer waren harmlos, ein junges Pärchen, das seinen Spaß hatte. Beide liefen noch nicht perfekt, landeten hin und wieder auf ihrem Hosenboden und hatten dabei einen Heidenspaß, denn ihr Gelächter echote durch die große Halle.
    Der große ›Raubvogel‹ fuhr wieder. Mit einer leicht anmutenden, dennoch kräftigen Bewegung hatte er sich abgestoßen und glitt auf die Mitte der Eisfläche zu. Er erlebte wieder dieses herrliche Gefühl, das auch ein Taucher kennen mußte, wenn er in das Wasser sprang, um wenig später hinein in die Tiefe zu stoßen.
    Es war einfach wunderbar, dies erleben zu können und trotzdem war es nicht wie sonst.
    Etwas störte ihn – etwas, das er nicht sehen, sondern nur fühlen konnte.
    Es war eine Kälte, die aber nichts mit der normalen draußen vor der Halle zu tun hatte. Diese stammte von innen, sie war wie kühle Watte, die sich um seinen Körper gelegt hatte und ihn bedrängte. Er fuhr längst nicht mehr so locker wie sonst. Er schien an einem Faden zu hängen, der an seinem Rücken befestigt war, und an dem jemand zerrte, um ihn in seinen eleganten Vorwärtsbewegungen zu stoppen.
    Das Paar turnte
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