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Der Knochenmönch

Der Knochenmönch

Titel: Der Knochenmönch
Autoren: Jason Dark
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über die Kapuze. »Geben Sie gut auf Ihr Kind acht. Es ist das Wertvollste, das Sie besitzen, Madam.«
    »Danke.«
    Driscoll schaute den beiden nach, wie sie die Treppe hochgingen, dann schnallte er seine Schlittschuhe ab, weil er eine Pause einlegen wollte.
    Er verspürte Durst. Es gab ein Lokal an der Eisbahn, und mit den über die linke Schulter gehängten Schlittschuhen ging Driscoll die Stufen hoch. Die Treppe bildete eine Schneise innerhalb der Tribüne, an deren oberen Rand sich das Lokal anschloß. Die Wände waren verglast, so daß die Gäste, die dort saßen, von oben auf die Bahn schauen konnten.
    Father Driscoll saß gern am Fenster. Er hoffte, auch jetzt einen freien Platz zu erwischen, und lächelte, denn er konnte sogar unter drei nicht besetzten Tischen wählen.
    Er nahm den, von dem aus er den besten Überblick hatte. Das Lokal war nicht gerade gemütlich eingerichtet, aber es ließ sich aushalten, und er wollte ja auch keine Stunden hier verbringen.
    Die Schlittschuhe stellte er neben den Stuhl und schlug die Karte auf. Es gab kleine Gerichte, und er entschied sich für ein Sandwich mit Pastete.
    Dazu trank er Wasser und ein Glas Weißwein. Er würde beides mischen, weil ihn eine Schorle immer am besten erfrischte.
    Sein Blick glitt hinunter auf die Eisbahn. Von dieser Höhe aus gesehen wirkte sie wie ein fremdes Land, eine kalte Insel inmitten der Dunkelheit, denn das Licht der starken Lampen spiegelte sich nicht nur auf dem Eis, es gab ihm auch eine andere Farbe. So schimmerte es in einem ungewöhnlichen Blau, in das sich auch Grün- und Grautöne mischten.
    Als läge unter ihm ein großes Wasser, das plötzlich erstarrt war.
    Und auf diesem Wasser bewegten sich die Läufer. Es waren nicht mehr so viele, und es würden immer weniger werden. Nach der Pause wollte der Pfarrer noch einmal zuschlagen und seine Bahnen ziehen. Aus Erfahrung wußte er, daß er dann so gut wie allein über das Eis gleiten würde und auf niemanden Rücksicht zu nehmen brauchte.
    Die Bedienung trat an seinen Tisch und brachte das Bestellte. Er kannte die Frau, sie kannte ihn, und er konnte es ihr einfach nicht abgewöhnen, ihn als Hochwürden anzusprechen. Sie tat es immer wieder, auch jetzt.
    »Ich hoffe, es schmeckt Ihnen, Hoch würden.«
    »Danke, Linda, bei Ihnen immer.« Sie wurde etwas verlegen. »Och, das sagen Sie doch nur so.«
    »Habe ich mich schon einmal beschwert?«
    Ihr Gesicht mit den runden Pustewangen verzog sich zu einem Lächeln.
    »Nein, Hochwürden, das haben Sie nicht.«
    »Sehen Sie.«
    »Ich wünsche Ihnen auch heute, daß es Ihnen schmeckt.«
    »Danke, Linda.«
    Driscoll goß Wein und Wasser zusammen. Es entstand die Schorle. Er mußte lächeln, als er an das Symbolhafte seines Tuns dachte. Wein und Wasser, beides hatte eine tiefere Bedeutung.
    Er nahm erst einen kleinen, dann einen großen Schluck, bevor er nach dem Sandwich griff und hineinbiß. Es war frisch, die Pastete schmeckte gut, und der Jesuit aß mit großem Appetit. Das Laufen hatte ihm heute wieder großen Spaß bereitet, und eigentlich hätte er zufrieden sein können.
    Er war es trotzdem nicht, und das hatte einen Grund.
    Eine innere Unruhe hielt ihn gepackt. Driscoll fühlte sich wie jemand, der seine Antennen ausgestreckt hatte, um in der Gegend herumzuhorchen, ob sich dort etwas versteckte, das negative Auswirkungen auf ihn haben könnte.
    Er fand nichts.
    Beruhigter war er trotzdem nicht. Das Gefühl kam auch nicht von ungefähr, er spürte es schon seit längerem, praktisch seit der Zeit, als er den Beichtstuhl verlassen hatte, in dem ihm der Anwalt William Cartland so einiges anvertraut hatte.
    Ausgerechnet ihm, aber Cartland hatte einfach nicht gewußt, mit wem er sonst – einen alten Freund aus den Studententagen ausgenommen – über die Probleme reden konnte.
    Seit diesem Gespräch also war nichts mehr wie sonst.
    Man lauerte, man war hinter ihm her, obwohl er noch keinen gesehen hatte. Die andere Seite, die Macht des Bösen, der negative Urtrieb, von dem auch Cartland gesprochen hatte, war nicht mehr nur eine kleine Pflanze, er hatte sich schon zu einem Baum entwickelt. Wenn er jetzt nicht gefällt werden konnte, war alles verloren, dann erzitterte die Kirche in ihren Grundfesten.
    Cartland hatte ihm nicht alles sagen können. Was Driscoll aber wußte, hätte einem Dritten die Haare zu Berge stehen lassen.
    Die Sorgen bedrückten ihn und bewirkten, daß sich in seinem Gesicht die Falten vertieften.
    Wo steckten die
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