Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Knochenmönch

Der Knochenmönch

Titel: Der Knochenmönch
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
wußte nicht, wie lange sein Besuch dauern würde. Zudem war William Cartland sicherlich nicht zu Fuß hier. Er würde ihn dann wieder mitnehmen können, wenn sie eine Lösung gefunden hatten. »Das ist sehr freundlich von Ihnen, aber ich komme schon zurecht.«
    »Wie Sie möchten, Sir.«
    Horace F. Sinclair holte einen Schein aus der Brieftasche und verzichtete auf Wechselgeld.
    »Oh – danke. Das ist sehr großzügig von Ihnen.«
    »Sie waren auch ein guter Fahrer.«
    Das Gesicht des dunkelhäutigen Mannes verzog sich zu einem Lächeln.
    »Es tut gut, wenn ein Fahrgast so etwas sagt.«
    »Was wären wir Menschen ohne Lob?« Sinclair schnallte sich los und öffnete den. Wagenschlag. Er stieg etwas steifbeinig aus. In seinem Alter spielten die Knochen nicht mehr so mit wie bei jüngeren Menschen.
    Dann stand er neben dem Wagen und schaute zu, wie der Driver sein Auto auf dem kle inen Kirchplatz drehte. Kies knirschte unter den Reifen und spritzte weg.
    Horace F. Sinclair schaute dem Taxi so lange nach, bis es nicht mehr zu sehen war. Erst dann drehte er sich langsam um und wandte sich se inem eigentlichen Ziel zu.
    Es war eine Kirche.
    Sie stand einsam in der Gegend, und in dieser winterlichen Zeit wirkte sie noch verlassener. Das mochte an dem grauen Himmel liegen und an den blattlosen Bäumen, die in der Nähe ständeifc Dunkle Vögel hockten auf den Ästen, um sich auszuruhen.
    Es war schon etwas seltsam, daß sich William Cartland gerade diesen Ort als Treffpunkt ausgesucht hatte, aber er hatte darauf bestanden und erklärt, daß sie dort wirklich ungestört sein würden, was unbedingt der Fall sein mußte. Denn es ging um eine Information, die so unglaublich war, daß sie niemand glauben würde. Sie mußte aber unbedingt weitergegeben werden. Da kannte William Cartland keinen besseren als Horace F.
    Sinclair, einen alten Freund aus Jugendtagen, dem er vertrauen konnte.
    Ob die Kirche dabei für ihn eine besondere Bedeutung hatte, wußte Sinclair nicht, als er sie anschaute.
    Kirchen flößten ihm normalerweise Vertrauen ein. Selbst von außen her gaben sie das Gefühl des Schutzes, was jedoch bei dieser Fassade nicht der Fall war.
    Es lag nicht allein an dem alten grauen Gestein oder an der winterlichen Umgebung, hier waren einfach die Strömungen nicht gut, wie der alte Herr fand.
    Im Taxi hatte er den Mantel nicht zugeknöpft gehabt. Das holte er jetzt nach und stellte auch den Kragen hoch, denn der Wind war kalt. Er wehte aus nördlicher Richtung über das Land hinweg und schien mit unzähligen Totenfingern nach ihm zu greifen und an ihm zu zerren.
    Bis auf Horace F. Sinclair war der Kirchplatz leer. Der Kies sah nicht mehr hell aus, er hatte im Laufe der Zeit einen graugrünen Schimmer angenommen. Die kleinen Steine stachen bei jedem Schritt in die Sohlen des Mannes.
    Sinclair näherte sich der Tür, zu der keine Treppe hochführte. Es war keine große Kirche, den Namen Kathedrale hätte sie nicht verdient, sie war einfach normal. Dazu zählten auch die Ausmaße der Fenster, deren einst bunte Scheiben nun mit einer Staubschicht bedeckt waren.
    Er wußte nicht, was William Cartland ihm sagen würde, aber das ungute Gefühl blieb. Sinclair erinnerte sich daran, daß er während des Telefongesprächs angefragt hatte, ob er nicht seinen Sohn John einweihen sollte, das aber hatte Cartland abgelehnt und ihn, wenn überhaupt, auf später vertröstet. Noch stand nichts hundertprozentig fest, die Dinge waren zwar im Fluß, befanden sich aber mehr im Stadium der Vorbereitung.
    Altes Laub, noch vom letzten Herbst übriggeblieben, wurde vom Wind erfaßt, der es raschelnd über den Boden schleuderte. Hinter der Kirche befand sich eine Mauer, das hatte Sinclair während der Herfahrt gesehen. Er mußte dem Taxifahrer recht geben, dies hier war in der Tat eine sehr einsame Gegend.
    Vor der Tür blieb er stehen. Eingehüllt in den weiten, grauen Mantel und mit dem hochgestellten Kragen glich Horace F. Sinclair einem Dieb, der sich heimlich in ein Haus schleichen wollte. Er verschmolz mit dem Grau der Nische, deren hinteres Ende die Kirchentür bildete.
    Sinclair hatte seine Lederhandschuhe nicht ausgezogen. Er legte eine Hand auf den Türgriff, drückte mit der Schulter gegen das Holz und spürte den leichten Ruck, als sich die Tür öffnete.
    In den Angeln knarzte sie. Das Geräusch hörte sich an, als würde ein Tier stöhnen.
    Ein weiter Raum öffnete sich dem Eintretenden. Sinclair spürte sofort die besondere
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher