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Der kleine Freund: Roman (German Edition)

Der kleine Freund: Roman (German Edition)

Titel: Der kleine Freund: Roman (German Edition)
Autoren: Donna Tartt
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eine klasse Idee! Ich mach’s wie Liebesgrüße aus Moskau. Weißt du, mit der Aktentasche ...«
    »... die Kugeln und Tränengas verschießt.«
    »Die Kugeln und Tränengas verschießt! Und die Schuhe! Die Schuhe!« Er redete von Agent Klebbs Schuhen, in denen vorn Schnappmesser verborgen waren.
    »Ja, das ist klasse. Hely ...«
    »Und der Schlagring, weißt du, auf dem Trainingsgelände,
weißt du, wo sie dem großen blonden Typen in den Magen schlägt?«
    »Hely? Ich würde es nicht übertreiben.«
    »Nein. Nicht zu sehr. Aber wie ’ne Geschichte halt«, schlug Hely fröhlich vor.
    »Ja«, sagte Harriet. »Wie’ne Geschichte.«

    »Lawrence Eugene Ratliff?«
    Der Fremde hielt Eugene an, bevor er das Treppenhaus erreicht hatte. Es war ein großer, freundlich aussehender Mann mit einem struppigen blonden Schnurrbart und harten, grauen, vorquellenden Augen.
    »Wo wollen Sie hin?«
    »Ah...« Eugene schaute auf seine Hände. Er hatte noch einmal zum Zimmer des Mädchens hinaufgehen wollen, um zu sehen, ob er nicht doch etwas aus ihr herausholen könnte, aber das konnte er natürlich nicht sagen.
    »Was dagegen, wenn ich Sie begleite?«
    »Kein Problem«, sagte Eugene in dem liebenswürdigen Ton, der ihm an diesem Tag bisher noch keine guten Dienste geleistet hatte.
    Ihre Schritte hallten laut, als sie am Treppenhaus vorbei zum Ende des Korridors gingen, auf die Tür zu, über der EXIT stand.
    »Ich belästige Sie ungern«, sagte der Mann und stieß die Tür auf, »zumal unter solchen Umständen, aber ich würde gern ein Wort mit Ihnen reden, wenn Sie gestatten.«
    Sie traten aus dem antiseptischen Halbdunkel hinaus in die sengende Hitze. »Was kann ich für Sie tun?«, fragte Eugene und strich sich mit einer Hand das Haar zurück. Er war müde und steif, denn er hatte die Nacht auf einem Stuhl verbracht, und auch wenn er seit einer Weile ein bisschen zu viel Zeit im Krankenhaus verbrachte, war diese glühende Nachmittagsssonne das Letzte, wonach er sich sehnte.
    Der Fremde setzte sich auf eine Betonbank und winkte Eugene, ebenfalls Platz zu nehmen. »Ich suche Ihren Bruder Danny.«
    Eugene setzte sich neben ihn und schwieg. Er hatte genug Erfahrung im Umgang mit der Polizei, um zu wissen, dass es – immer – am klügsten war, sich nicht in die Karten sehen zu lassen.
    Der Cop klatschte in die Hände. »Junge, es ist wirklich heiß hier draußen, was?« Er wühlte eine Packung Zigaretten aus der Tasche und zündete sich gemächlich eine an. »Ihr Bruder Danny ist mit einem gewissen Alphonse de Bienville befreundet«, sagte er und blies den Rauch aus dem Mundwinkel. »Kennen Sie den?«
    »Ich weiß, wer er ist.« Alphonse war Catfishs Taufname.
    »Scheint ein viel beschäftigter Bursche zu sein.« Und in vertraulichem Ton fuhr er fort: »In jeder verdammten Sache, die hier läuft, hat er doch seine Finger, oder?«
    »Kann ich nicht sagen.« Eugene gab sich mit Catfish möglichst wenig ab. Catfishs lockere, lässige, respektlose Art bereitete ihm Unbehagen. In seiner Gegenwart fehlten ihm die Worte, und er war verlegen, er wusste nie, was er antworten sollte, und hatte immer das Gefühl, dass Catfish sich hinter seinem Rücken über ihn lustig machte.
    »Welche Rolle spielt er in dem kleinen Geschäft, das ihr da draußen führt?«
    Eugene erstarrte innerlich; seine Hände baumelten zwischen den Knien, und er bemühte sich, keine Miene zu verziehen.
    Der Cop unterdrückte ein Gähnen und legte dann den ausgestreckten Arm auf die Lehne der Bank. Er hatte die Gewohnheit, sich nervös mit der flachen Hand auf den Bauch zu klopfen wie ein Mann, der gerade ein bisschen abgenommen hat und sich jetzt vergewissern will, dass sein Bauch noch flach ist.
    »Hören Sie, wir wissen Bescheid, Eugene«, sagte er. »Wir wissen, was da draußen bei euch läuft. Ein halbes Dutzend Leute sind draußen bei Ihrer Großmutter. Also kommen Sie, machen Sie mir nichts vor, und sparen Sie uns beiden ein bisschen Zeit.«
    »Ich will ehrlich zu Ihnen sein.« Eugene drehte sich um und sah ihm ins Gesicht. »Ich hab mit dem, was da draußen im Schuppen ist, nichts zu tun.«
    »Also wissen Sie von dem Labor. Sagen Sie mir, wo die Drogen sind.«
    »Sir, Sie wissen darüber mehr als ich, und das ist die Wahrheit.«
    »Tja, da gibt’s noch’ne Kleinigkeit, die Sie vielleicht wissen möchten. Ein Officer ist da draußen in eine von diesen... Fallen gelaufen, die Sie da rund ums Gelände gelegt haben, und hat sich verletzt. Zum Glück ist er
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