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Der Klang des Herzens

Titel: Der Klang des Herzens
Autoren: Jojo Moyes
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Schmerzen?«, fragte sie sofort und strich zärtlich über seine Stirn, seine Schläfe, genoss es, ihn anfassen zu können.
    Er sagte nichts. Auf seiner rechten Schläfe prangte ein dicker Bluterguss, der nun erst richtig erblüht war.
    »Brauchst du was gegen die Schmerzen?« Sie überlegte, wo die Schwester die Schmerztabletten hingelegt hatte.
    »Es tut mir leid«, sagte er leise.
    »Was denn?«
    Er schüttelte den Kopf.
    Sie richtete sich ein wenig auf. »Was sollte dir denn leidtun?«
    »Verzeih. Ich kann das nicht.«
    Eine lange, schwere Pause trat ein.
    »Ich verstehe nicht.« Sie wich ein Stück zurück.
    Es dauerte ein Weilchen, bevor er mit zögernder Stimme zu sprechen begann. Draußen schrillte irgendwo ungeduldig ein Telefon, aber niemand ging ran.
    »Das mit uns kann nicht gutgehen.«
    Aber ich weiß doch, was ich fühle, hätte sie am liebsten gesagt. Und ich weiß, was du fühlst. Aber solche Sätze erinnerten zu sehr an Matt. »Das ist doch albern.« Sie versuchte zu lächeln. »Können wir nicht einfach … schauen, wie es geht?«
    »Das könntest du? Einfach reinspringen und hoffen, dass es gutgeht?« So, wie er das sagte, schien es verantwortungslos zu sein.
    »So habe ich’s nicht gemeint.«
    »Isabel, wir sind einfach zu verschieden.«
    Sie starrte ihn an, den sturen Zug um seinen Mund, die Art, wie er ihrem Blick auswich.
    »Du weißt es, stimmt’s?«, sagte sie leise.
    »Was denn?«
    Die Kinder schliefen noch.
    »Das mit Matt.«

    Er zuckte zusammen, und da wusste sie, dass sie richtig vermutet hatte.
    »Ich wusste es. All das sind bloß Ausflüchte. Also gut, ich will dir sagen, wie das war. Es war in dieser Nacht, als wir den Stromausfall hatten. Ich war betrunken. Ich war einsam. Ich war auf einem absoluten Tiefpunkt, seit mein Mann gestorben war. Und wenn ich ganz ehrlich bin – ein Teil von mir hat geglaubt, dass es das ist, was ich will.«
    »Du musst mir nichts sagen …«
    »Doch, das muss ich!«, entgegnete sie heftig. »Weil es nun mal passiert ist und weil es ein schrecklicher Fehler war. Glaub mir, es ist kein Tag vergangen, an dem ich es nicht bereut hätte. Aber was geschehen ist, hat nichts mit dir zu tun. Mit dem, was ich für dich empfinde.«
    »Du brauchst mir …«
    »Doch. Denn so bin ich nicht. Ich bin nicht so ein Mensch. Ich bin nicht flatterhaft. Wenn ich mich für jemanden entscheide, dann bleibt es dabei.«
    »Ich wollte nicht sagen, dass …«
    »Weißt du was? Ich habe bis dahin mit nur einem Mann geschlafen: mit Laurent. Ich musste sechsunddreißig Jahre alt werden, bevor ich mit einem anderen Mann geschlafen habe. Einfach lachhaft! Matt …«
    »Es hat nichts mit Matt zu tun!«, explodierte er. Kitty drehte sich verschlafen auf die Seite. Byron senkte seine Stimme. »Ich weiß , dass er in dieser Nacht da war. Ich war schließlich da. Unten im Heizungskeller. Aber ich hab dir das nie vorgeworfen. Ich hab dich nie verurteilt. Matt und der ganze Zirkus mit dem Haus, das alles hat nur die Wahrheit verschleiert.«
    »Die Wahrheit?«
    Er stieß einen tiefen Seufzer aus. »Dass es mit uns nicht gut gehen würde.«
    »Wie kannst du so was sagen? Woher willst du das wissen?«

    »Isabel …«
    »Warum willst du’s denn nicht wenigstens versuchen?«
    »Weil ich dir nichts zu bieten habe. Nichts! Kein Zuhause. Keine Sicherheit.«
    »So was bedeutet mir nichts.«
    »Weil du es hast. So was sagt sich leicht, wenn man es hat.«
    Er wich noch immer ihrem Blick aus.
    Sie wartete.
    »Ich will nicht, dass du mich in einem Jahr anschaust und … anders empfindest. Weil ich nichts habe.«
    Sie schwiegen einen Moment lang.
    Schließlich fragte Isabel: »Weißt du denn nicht, was gestern da draußen passiert ist, Byron? Das war das Schlimmste, was ich je erlebt habe. Und ich meine nicht das Haus. Du und Thierry, ihr hättet tot sein können.«
    Sie schob den Kopf vor, schaute ihm tief in die Augen. »Aber das seid ihr nicht. Ihr lebt noch. Alle leben noch. Und wenn ich eins gelernt habe im letzten Jahr, dann dies: Man muss das Glück ergreifen, wenn es sich einem bietet.«
    Thierry murmelte im Schlaf, aber sie achtete nicht darauf.
    »Du hast uns geholfen, nicht aufzugeben. Thierry, die Kinder … du hast uns allen etwas gegeben.« Sie war den Tränen nahe. »Etwas, das wir brauchten. Das ich brauchte. Bitte, Byron, tu mir das nicht an. Stoß mich nicht weg. Ich brauche dich.«
    Er biss die Zähne zusammen. »Isabel … Ich bin nun mal ein Realist. Ich kann die Dinge nicht
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