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Der Klabautermann

Der Klabautermann

Titel: Der Klabautermann
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mochte das stimmen. Für die, die ihn später verfluchten, war es dumme Blindheit gewesen.
    Vor dem Mittagessen besuchte Falkenhausen wieder seine Frau Erna im Hospital. Sie lag noch im Bett, war aber munter und schien den Schock überwunden zu haben. Dr. Schmitz hatte für heute noch Bettruhe angeordnet.
    Bevor Arno Falkenhausen das Krankenzimmer betrat, bat Dr. Schmitz ihn ins Sprechzimmer. Falkenhausen bekam einen Schreck und folgte ihm mit plötzlich weichen Knien.
    »Eine … eine Komplikation?« fragte er stockend.
    »Nein! Warum?«
    »Wenn Sie mich so geheimnisvoll zu sich bitten …«
    »Ich wollte Ihnen im Gegenteil eine erfreuliche Mitteilung machen.«
    »Das beruhigt mich. Erna geht es gut?«
    »Sagen wir: den Umständen entsprechend – ja. Ihre Frau braucht noch Ruhe und viel Ablenkung, um dieses Erlebnis zu verdrängen und später zu vergessen. Im übrigen war die ganze Sache harmlos.«
    »Harmlos? Das nennen Sie harmlos, Doktor, wenn man meine Frau vergewaltigen will?«
    »Darüber wollte ich mit Ihnen sprechen, Herr Falkenhausen. Ich habe mit Ihrer Genehmigung Ihre Frau untersucht. Nichts, aber auch gar nichts deutet darauf hin, daß sie vergewaltigt worden ist oder daß man den Versuch dazu machte. Keine Kratzspuren, keine Druckstellen, keinerlei Anzeichen von Gewalttätigkeit. Nur auf dem Rücken, wo sie den Stoß bekommen hat, der sie umwarf, bildet sich ein kleiner blauer Fleck, eben ein Hämatom. Das ist alles.«
    »Und das aufgezogene Kleid?« fragte Arno Falkenhausen, wirklich von einem inneren Druck befreit. »Meine Frau war hinten bis zu den Hüften entblößt. Was soll das gewesen sein?«
    »Auf keinen Fall der Versuch, Ihre Frau zu entkleiden. Bei einer Notzüchtigung hätte sich der Täter nie damit aufgehalten, den Reißverschluß zu öffnen. Es hätte alles schnell geschehen müssen, und da gibt es für den Täter andere Möglichkeiten, als eine Frau korrekt aus dem Kleid zu schälen.« Dr. Schmitz hob die Schultern, wie so oft in den letzten Tagen. »Wir rätseln alle herum, was das zu bedeuten hat. Das Herunterziehen des Reißverschlusses ist völlig sinnlos. Unmotiviert. Auch Ihre Frau kann da nicht erklären.«
    »Aber es ist geschehen«, sagte Falkenhausen laut. »Und nichts geschieht ohne Grund.«
    »Auch hinter dieses Geheimnis werden wir noch kommen.«
    »Welches Geheimnis haben Sie denn schon gelöst?« fragte Falkenhausen anzüglich.
    »Wir wissen endlich, daß ein ›Blinder‹ an Bord ist.«
    »Eine ungeheure, umwerfende Erkenntnis!« sagte Falkenhausen ironisch.
    »Das ist sie.« Dr. Schmitz blieb sachlich und unbeirrt. »Dieser ungebetene Gast ist nicht nur ein einfacher Schwarzfahrer, sondern dazu auch noch ein Psychopath. Und das macht uns allen Sorgen bis Singapur. Dort nämlich – so hoffen wir – steigt er wieder aus.«
    »Hoffen Sie …«
    »Hoffen ist jetzt unsere größte Stärke. Es gibt auf der ganzen Welt kein Schiff, das sich vor blinden Passagieren schützen kann. An Bord kann man immer kommen, es gibt da eine Menge Tricks. Nur ist das hier bei uns etwas Besonderes, ein Novum: Ein ›Blinder‹, der sich nicht still verkriecht bis zum Ziel seiner Reise, sondern der auf dem Schiff herumspukt. So etwas gibt es normalerweise nicht, und deshalb sind wir überzeugt, daß es sich um einer Psychopathen handeln muß.«
    »Bis Singapur sind es noch zwei Tage.«
    »Nicht mehr ganz. Morgen gegen Abend, genau um 18 Uhr, legen wir an der Pier an.«
    »Bis dahin kann noch viel passieren.«
    »Das ist auch unsere Sorge.« Dr. Schmitz nahm einen Schluck Mineralwasser. Seit dem Saufduell in der vergangenen Nacht mit Hallinsky trank er nur noch Wasser. »Heute abend ist Kapitäns-Dinner. Wir überlegen, ob wir das Schiff in eine Festung verwandeln sollen«, sagte er sarkastisch. »In eine belagerte Festung, wohlverstanden.«
    »Na, dann prost.«
    »Bitte nicht das Wort Prost!« Dr. Schmitz hob abwehrend beide Hände. »Ich bekomme dabei sofort Sodbrennen. Ich muß mich bei Ihnen noch für gestern nacht entschuldigen. Ich hatte anständig geladen.«
    »Vergessen, Doktor.« Falkenhausen lachte und gab ihm die Hand. »Kann ich jetzt zu meiner Frau?«
    »Jederzeit. Und morgen früh können Sie sie wieder mitnehmen in die Kabine.«
    »Danke, Doktor.«
    Ehefrauen mit fünfundzwanzigjähriger Praxis und Erfahrung sind immer mißtrauisch, wenn Krankheit sie hindert, den Ehemann im Auge zu behalten, vor allem auf einem Schiff mit einer Reihe schöner Frauen.
    So ließ auch Erna sich
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