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Der Klabautermann

Der Klabautermann

Titel: Der Klabautermann
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mein Junge«, sagte er.
    »Er dachte, Sie nehmen ihm seine Apfelsine weg«, wurde Coco von Beatrice verteidigt. Sie saß auf der anderen Seite neben ihm. »Und Ihr Reißverschluß, Frau Falkenhausen, reizte ihn natürlich. Was ist das, dachte er, zog daran und lachte vor Freude.«
    »Und er mag Bier, das macht ihn mir doppelt sympathisch!« rief Hallinsky. »Kann man ihn zu einem Pils einladen, oder ist das schon Tierquälerei?«
    »Ein Glas Limonade wäre besser.«
    Coco schlug wieder die Hände zusammen. Ein nur für ihn allein abgestellter Steward servierte ihm auf einem Zinnteller drei reife, geschälte, duftende Bananen Sie waren festlich garniert mit Kiwischeiben und geteilten Erdbeeren.
    »Ich sehe schon«, meinte Dr. Schwengler fröhlich, »Herr Coco ist ein Feinschmecker. Nur das Beste, das Süßeste …«
    »So ist es!« sagte der Leitende Erste Hartmann. »Er lag ja auch bei Beatrice im Bett …«
    Der Kapitänstisch jubelte auf, Coco griff zur ersten Banane, und es war begeisternd zu sehen, daß Beatrice noch tief rot werden konnte.
    Pünktlich um 18 Uhr legte das Schiff an der Pier von Singapur an. Die Feuerlöschboote ließen ihre Nebelhörner erschallen. Über die Toppen geflaggt und mit Lichtgirlanden begrüßte das Schiff die herrliche Stadt. Die sauberste Stadt ganz Asiens.
    Auf dem Promenadendeck drängten sich die Passagiere an der Steuerbord-Reling und blickten hinunter auf die Pier. Dort wartete ein kleiner, geschlossener Wagen mit der Aufschrift: ›Zoo of Singapore‹. Zwei Wärter in weißen Kitteln lehnten an der Kühlerhaube und winkten zu den Passagieren hinauf. Alle Decks waren jetzt voll von Menschen und beobachteten das Anlegen, das Herunterlassen der Gangway, die Aufstellung von zwei Maaten in Paradeuniform und das Erscheinen des Leitenden Ersten, der als Erster die Erde von Singapur betrat. Er ging hinüber zu den Wärtern, sprach mit ihnen, kehrte zur Gangway zurück, und die Wärter öffneten die Tür des kleinen Lieferwagens.
    Auf dem Promenadendeck wartete auch die Bordband. Obersteward Victor stand daneben, per Sprechfunkgerät mit dem Hauptdeck verbunden.
    »Jetzt!« sagte er und nickte. Er sagte es sehr ernst und mit ein wenig Trauer im Gesicht.
    An der Hand von Beatrice erschien Coco, auf der Gangway. Die Bordband setzte mit einem dumpfen Trommelwirbel ein und spielte dann: Muß i denn, muß i denn zum Städtele hinaus …
    Hallinsky, der neben der Baronin und Falkenhausen stand, wischte sich über die Augen. »Ich könnte heulen«, sagte er mit schwankender Stimme. »Jetzt kommt er wieder hinter Gitter. Ich habe den ganzen Tag herumtelegrafiert und telefoniert. Nichts zu machen … ich kann ihn nicht mitnehmen. Ich könnte heulen!«
    Langsam stieg Coco an Beatrices Hand die Gangway hinab. Unten auf der Pier grüßten die Maate, als ginge ein König von Bord. Der Leitende Erste löste Beatrice ab und führte Coco an der Hand zu dem wartenden Wagen.
    Von allen Decks klatschte man jetzt. »Coco«, riefen sie im Sprechchor: »Coco! Coco!« Generaldirektoren und Konsuls, Chefärzte und Vorstandsmitglieder, Fabrikanten und Selbständige aller Berufe, Millionäre und Sparer, Junge und Alte.
    »Coco … Coco …«
    Kapitän Hellersen stand auf der Brückennock und hob die Hand an die Mütze. Er sagte leise, ganz leise vor sich hin: »Adieu, Coco. Mach's gut … Beim nächsten Stop in Singapur besuche ich dich.«
    Coco wußte, daß dies ein Abschied war. Bevor er in den Wagen kletterte, drehte er sich noch einmal um, riß sich die Mütze des Chief, die er behalten durfte, vom Kopf und schwenkte sie durch die Luft. Jubel antwortete ihm, nur Hallinsky lehnte sich schwer gegen die Baronin und sagte weinerlich: »Jetzt heule ich wirklich. Verzeihen Sie, Baronin … ich kann nicht anders.«
    Und die Baronin sagte: »Jetzt sehe ich, welch guter Mensch Sie sind. Ich kaufe das Grundstück an der Algarve.«
    Worauf Hallinsky wirklich die Tränen kamen.
    Noch einmal winkte Coco, umarmte den Leitenden Ersten, stieg in den Wagen und sah hinauf zu dem riesigen Schiff. Dann klappten die Türen zu. Brutal, wie viele es fanden. Aber das Leben ist nun einmal so. Abschiednehmen ist immer grausam.
    Langsam rollte der Wagen des ›Zoo of Singapore‹ über die Pier davon. Wie verlassen, wie ein Vergessener stand der Leitende Erste auf der noch leeren Pier und winkte dem Wagen nach. An der Gangway lehnte Beatrice.
    Mein lieber Coco … vergiß uns nicht. Wir kommen dich besuchen, wir alle … mögest du
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