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Der Kirchendieb

Der Kirchendieb

Titel: Der Kirchendieb
Autoren: Claudia Frieser
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Morgen hat er gesagt, dass die Kirchenschätze
     noch viel zu heiß sind, um sie auf dem Markt anzubieten«.
    »Dann muss er es woanders verstecken. Habt ihr eine Vorstellung, wo?«, fragte Johanna Zenkers Schüler.
    Niemand wusste etwas.
    »Lasst ihn uns abwechselnd beschatten«, schlug Krischer vor. »Während des Unterrichtes behaltet ihr ihn im Auge, danach werden
     wir ihm wie sein Schatten folgen, lautlos und unbemerkt. Von nun an wird der Mann nicht einmal mehr in der Nase bohren können,
     ohne dass wir es sehen.«
    »Genau!«, stimmte Ludwig zu.
    »Und wir fangen gleich damit an«, schlug Claeß vor.
    Alle waren einverstanden. Johanna und Andreas strahlten. Sie hatten tatsächlich das scheinbar Unmögliche geschafft. Arm und
     Reich. Das geht vielleicht doch zusammen.

[ Menü ]
    Verhängnisvoller Besuch

    Die Woche verging. Obwohl die Kinder den Schulmeister Tag und Nacht nicht aus den Augen ließen, blieb das Diebesgut unauffindbar.
     Die Wege des Mannes führten zu keinerlei Versteck, er schleppte nichts Verdächtiges mit sich herum und sämtliche Besuche hatten
     mit der Schule zu tun. Es gab auch keine weiteren Einbrüche. Von Tag zu Tag sah Johanna die Belohnung mehr dahinschwinden.
    »Was, wenn ich mich getäuscht habe?«, fragte Johanna unsicher, als sie abends mit Andreas lernte.
    »Wäre er dir dann wie ein Irrer hinterhergerannt, als er dich am Schulhausfenster gesehen hat?«, meinte Andreas.
    Doch Johanna schüttelte den Kopf. »Vielleicht mag er es nicht, beobachtet zu werden, oder er hatte einfach schlechte Laune«.
    »Denk nach, Johanna! Du hast ihn eindeutig wiedererkannt.«
    »Ja, aber wenn du ihn beim Stehlen in der Kirche nur auch gesehen hättest, dann   …«
    »Dann hätte er mich doch auch erkannt. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, was er mit mir angestellt hätte«. Andreas schauderte
     bei dem Gedanken. »Wir kriegen ihn. Du wirst schon sehen«, versuchte er, seine Freundin aufzumuntern. Aber Johanna hatte sich
     viel zu viele Hoffnungen auf die reiche Belohnung gemacht, sich darauf gefreut, wieder zu Hause wohnen zu dürfen. Ihre Enttäuschung
     war einfach zu groß. Außerdem rückte auch für
Holzbock
der Tag der Hinrichtung immer näher.
    Der nächste Tag, ein Samstag, begann dann doch ganz hoffnungsvoll. Völlig unerwartet gab Theres Johanna am Mittag frei, um
     ihre Familie zu besuchen. Sie hatte ihr sogar in ein Leinentuch Brot, Käse und ein großes Stück geräucherten Schinken für
     ihre Mutter und ihre Brüder eingepackt.
    »Weil du die Woche so fleißig gearbeitet hast«, hatte sie gesagt und sie sogar dabei angelächelt.
    Johanna hatte sich wie an Weihnachten gefühlt und für einen Moment sogar den Schulmeister vergessen. Ihre Mutter und Brüder
     machten große Augen, als Johanna das festliche Essen auspackte. Am Nachmittag war Johanna wieder zurück in der Rheingasse.
     Zu ihrer Überraschung war Theres immer noch nett zu ihr. Sie musste heute nicht wieüblich Gemüse schnippeln, sondern durfte für die kranke Ursula einspringen und dem Kaufmann und seinem Besuch Getränke auftragen.
    »Stolzenberg empfängt heute nicht unten in der Schreibstube«, meinte Theres und schickte Johanna in den ersten Stock.
    Sie freute sich riesig, denn sie konnte sich an den herrschaftlichen Räumen mit den bunten Wandteppichen, die man Gobelins
     nennt, nicht sattsehen. Laut Theres hatte sie Stolzenberg eigens aus Frankreich kommen lassen. Ganze Bildergeschichten gab
     es zu sehen, allerlei Fabeltiere und das höfisch-ritterliche Leben. Sie waren ein Vermögen wert, kosteten so viel wie ein
     ganzes Haus. Das traf auch auf vieles in der Küche zu. Allein die fremd klingenden Gewürze aus dem fernen Indien, allen voran
     der Pfeffer, oder die zahlreichen Früchte aus dem Mittelmeerraum standen den wertvollen venezianischen Gläsern, den bunten
     Keramikschüsseln aus Andalusien oder der hochwertigen Seide aus China in nichts nach.
    Johanna zog ihr Sonntagskleid an, da Theres meinte, mit ihrem Küchenkleid wäre sie für den Besuch des Herren kein schöner
     Anblick.
    Mit einer Kanne teurem französischem Rotwein in der Hand eilte sie die Treppe hinauf in den Saal.So wie es ihr beigebracht worden war, klopfte sie an der Tür und wartete auf ein
Herein.
Mit demütig gesenktem Kopf ging sie zum Tisch. Aus den Augenwinkeln sah sie dort Herrn Stolzenberg mit einem Mann sitzen.
     Sie waren in ein Gespräch vertieft. Johanna konnte nur ein paar Wortfetzen hören.
    Als aber ihr Herr fragte:
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