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Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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unbeschreiblicher Kraft in sämtliche Richtungen. Dumpf hallte es in Serenas Ohren wider, die Haare flogen ihr wie in einem Sturm um den Kopf.
    Doch die Druckwelle, die eben noch bis in die Baumwipfel gefahren war, war im nächsten Augenblick schon wieder abgeflaut. Kein Lüftchen bewegte sich mehr auf der kleinen Lichtung am Wasserfall. Auf dem Gras zwischen Rand und Draec le Nantres schimmerte nun ein einzelner goldener Kelch.
    Serena spürte, dass sich Calandra bewegte und aus ihrer Umarmung löste. Ehe sich einer der beiden Männer nach dem neu geformten Gefäß bücken konnte, hatte Calandra es schon mit ihren behandschuhten Händen aufgehoben.
    Doch als sie sich abwandte, um den Kelch fortzutragen, tauchten Silas de Mortaine und drei Gestaltwandler plötzlich aus dem Dunkel des Waldes auf und stellten sich ihr in den Weg.
    »Ah, Calandra«, knurrte Silas. »Lange ist es her.«
    Er ließ ihr keine Zeit zum Atemholen. Mit der behandschuhten Rechten schlug er der Frau ins Gesicht. Sie stürzte hart zu Boden, wobei sie um ein Haar mit dem Kopf gegen eine scharfe Kante des Granitfelsens gestoßen wäre. Der Kelch fiel ihr aus der Hand.
    Rand machte einen Satz nach vorn, um das Artefakt aufzuheben, wurde indes von einer Stahlklinge daran gehindert, die ihm einer der Gestaltwandler von hinten an die Kehle hielt. Aus den Augenwinkeln sah Rand, dass auch le Nantres bedroht wurde und nicht einmal mehr Zeit gehabt hatte, sein Schwert zu ziehen. Silas’ gedungene Schergen indes machten keine Anstalten, den Kelch aufzuheben; sie durften es auch nicht, wussten sie doch, dass sie auf der Stelle in einem Feuerball verglüht wären, sobald sie den Schatz berührten, den sie beschützen mussten. Der dritte Gestaltwandler hatte sowohl Serena als auch Calandra ergriffen und zwang die beiden Frauen, Silas de Mortaine anzuschauen.
    »Sie hat deine Augen, Calandra«, stellte Silas fest und ging ohne Eile zu der Stelle, an der der Kelch lag. Dann hob er das Gefäß langsam auf, ehe er sich schwungvoll wieder den Frauen zuwandte. »Und sie hat auch deine Dummheit geerbt. Hast du wirklich geglaubt, du könntest mir entkommen, Mädchen?«
    »Bitte, Silas«, sagte Calandra mit fester Stimme. »Lass sie gehen. Sie hat nichts mit dem Kelch zu tun. Wenn du jemandem die Schuld geben musst, dann mir.«
    »Ganz recht, Calandra, und ich werde dafür sorgen, dass du dafür bezahlst.«
    Ein edles weißes Pferd stand am Rand der Lichtung. Von dem erbarmungslosen Ritt, den Silas dem Tier abverlangt hatte, hatte es Schaum vorm Maul. Zu ebendiesem Pferd ging de Mortaine nun, den Kelch in der Hand. Rand sah, dass der Schurke Mühe hatte, den Schatz zu halten, denn sowie Silas sich den Satteltaschen näherte, begannen die drei Steine des jüngst verschmolzenen Kelchs zu glühen. Rand kochte vor Wut, als er sah, dass de Mortaine den letzten der vier kleinen Kelche hervorholte.
    »Bei allen Heiligen, wir müssen ihn aufhalten!«, rief Rand und wollte schon loslaufen, wurde von dem Gestaltwandler aber grob zurückgehalten.
    De Mortaine wandte sich ihm mit einem bösen Lächeln zu. »Seht her, ein neues Zeitalter beginnt!«, verkündete er heiser, und ein wildes Leuchten lag in seinen Augen. Die Haare standen ihm vom Kopf ab, als er die beiden Gefäße in Händen hielt. Einen Moment lang versuchte er, der Magie des Drachenkelchs zu widerstehen, und lachte wie ein Verrückter. Schließlich führte er die Kelche mit einem Siegesruf zusammen.
    Rand rechnete mit einem weiteren blendenden Lichtspiel und einer übernatürlichen Kraftentfaltung. Auch nun, als der Drachenkelch seine ursprüngliche Form erhielt, erstrahlte ein Licht. Doch dies war eine farbenprächtige, aufsteigende Spirale, der eine unglaubliche Hitze entströmte. Die geheime Kraft des Kelchs erfasste die ganze Lichtung am Wasserfall und jeden, der dort stand. Ein Prickeln durchlief Rand, die Haare an seinen Armen richteten sich auf. Doch es war keine erschreckende Kraft, die von den vier Steinen ausging, eher war es so, als weile ein edles, unsichtbares Wesen unter ihnen.
    Selbst de Mortaine schien sprachlos zu sein – zumindest für einen Augenblick.
    »Bei Gott«, murmelte er vor sich hin und starrte auf den Schatz in seinen Händen. »Ich hatte vergessen, wie es sich anfühlt.« Er warf einen Blick auf das kristallklare Wasser des Weihers. »Aber nie werde ich vergessen, wie ein Schluck aus diesem Kelch schmeckt. Lange musste ich warten, um diese Schale wieder an die Lippen setzen zu
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