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Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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Kehle grub sich in seine Haut, und im nächsten Augenblick hätte ihn der Gestaltwandler getötet. Doch sowie die Klinge sich bewegte, setzte Rand sich zur Wehr. Rasch zog er den Arm eng an die Brust und rammte seinem Gegner den Ellenbogen in die Magengrube. Der Mann keuchte auf, und Rand nutzte die Gelegenheit, als der tödliche Stahl seinen Hals kurz verließ.
    Mit einem Aufbrüllen stieß er dem Gegner den Hinterkopf hart ins Gesicht. Der Gestaltwandler heulte vor Schmerzen auf, hielt sich die gebrochene Nase und musste Rand freigeben. Diesen Augenblick nutzte Rand. Er wirbelte herum, entriss dem Schurken das Schwert und rammte ihm die Klinge in die Brust.
    »Serena!«, schrie er verzweifelt und schaute sich auf der Lichtung um, da er die Frauen nicht sofort sah.
    Serena und Calandra setzten sich gegen den Gestaltwandler zur Wehr, der sie vor de Mortaine gezerrt hatte. Verzweifelt versuchte Serena, sich dem klauenartigen Griff des Mannes zu entwinden, fiel mit einem Schrei zu Boden, zerrte aber weiterhin am Bein des Gegners. Calandra trat wie wild um sich, schlug blind nach dem Mann und bohrte ihre Zähne in seinen Unterarm. Die Frauen setzten de Mortaines Spießgesellen unerwartet hart zu, sodass er nicht an seine Waffe kam. Doch plötzlich veränderte sich seine Gestalt. Der Körper wurde von einem Fell überzogen, das Gesicht verformte sich zu einer raubtierartigen Schnauze. Die schwarzen Lippen entblößten scharfe Fangzähne.
    »Beim Heiligen Kreuz! Serena! Calandra!«
    Rand sprang über den toten Gestaltwandler, riss das Schwert hoch und eilte zu den bedrängten Frauen. Hart traf er das Untier an der Schulter und wich zurück, als das Blut aus der Wunde spritzte. Der Gestaltwandler heulte vor Schmerzen auf, wirbelte auf schwankenden Beinen herum – nunmehr halb Mensch, halb Wolf – und schlug Calandra mit einem mächtigen Hieb zu Boden. Die schwarzen Klauen durchtrennten ihr schlichtes Gewand und hinterließen vier blutige Risse auf ihrem Bauch.
    »Mutter!«, entfuhr es Serena mit schreckgeweiteten Augen, als sie Calandra zu Boden sinken sah.
    Der Gestaltwandler schleuderte nun auch Serena zu Boden und heftete die blutunterlaufenen Augen auf Rand. Knurrend und mit gefletschten Zähnen kam er auf ihn zu.
    Rand winkte das Untier zu sich. »Komm nur, du Schurke. Ich warte auf dich.«
    Der Gestaltwandler machte einen gewaltigen Satz nach vorn. Rand hatte keine Zeit mehr, mit dem Schwert auszuholen, traf den Gegner nur leicht an der Seite und wurde selbst zu Boden geworfen. Tödliche Zähne schnappten nach seinem Gesicht und verletzten ihn am Hals. Die Klauen der Bestie bohrten sich durch Rands Kleidung, packten ihn wie ein Stück Beute. Rand versuchte noch, den Gegner mit einer geschickten Körperdrehung abzuschütteln und sich aufzurichten, doch das Tier ließ nicht von ihm ab und drängte ihn in das dornige Dickicht. Immer wieder schlug Rand nach dem verzerrten Gesicht seines Gegners, bis ihm Blut und Speichel über die Faust sickerten.
    Aus den Augenwinkeln sah er, dass le Nantres ebenfalls in einen Kampf auf Leben und Tod verwickelt war. Er keuchte und prustete, teilte indes heftige Schläge aus und ließ sich nicht bezwingen. Auf einem anderen Schlachtfeld wäre Rand womöglich froh gewesen, einen Krieger wie Draec le Nantres an seiner Seite zu wissen. Der Ritter focht wie ein Dämon – und alles nur wegen des Drachenkelchs. Aber Rand dachte in diesem Augenblick nur an eines: Er musste Serena schützen.
    Entsetzt sah er, dass sie auf allen vieren zu Silas de Mortaines sterblichen Überresten kroch, die nicht mehr als ein schwelender Aschehaufen waren. Dort fand sie den Drachenkelch, hob ihn hoch, hielt ihn wie eine Waffe in der Hand und näherte sich der Stelle, an der Rand mit dem Gestaltwandler rang.
    »Serena, tu das nicht!«, rief er ihr außer Atem zu. »Bleib, wo du bist!«
    Aber er sah die Entschlossenheit, die Serenas Schritte lenkte. Ihre blauen Augen hatten sich verdunkelt und funkelten unheilvoll im Mondlicht. Sie kam näher, und als der Gestaltwandler wieder zubeißen wollte, presste ihm Serena den Drachenkelch auf den Rücken.
    Der Schrei, der durch die Nacht gellte, fuhr Rand durch Mark und Bein.
    Die Haut des Gestaltwandlers wurde durch die Magie des Kelchs versengt; es roch nach verbranntem Fleisch. Das Wesen bäumte sich auf und wirbelte von Schmerzen gezeichnet herum. Seine Gesichtszüge hatten keine festen Konturen mehr, wolfsähnliche und menschliche Züge gingen ineinander über.
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