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Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml
Autoren: Clancy Tom
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Mannschaft spielt Ihr Sohn noch einmal?« Ihr hübsches junges Gesicht verstärkte Marschall Jasows Interesse für Hockey noch.
    Nach einer Minute fand Mischa die Toilette. Selbstverständlich wurden Amerikaner und Russen zu verschiedenen geschickt. Filitow wusch sich die Hände und schaute in den goldgerahmten Spiegel. Dabei hatte er nur einen Gedanken: Schon wieder. Wieder ein Auftrag. Er seufzte und ordnete seine Kleidung. Eine Minute später war er wieder draußen in der Arena.
    Â»Entschuldigen Sie«, sagte Ryan, der beim Umdrehen mit einem älteren Herrn in Uniform zusammengestoßen war. Golowko sagte etwas in Russisch, das Ryan nicht mitbekam. Der Offizier machte eine Erwiderung zu Jack, die
höflich klang, und ging hinüber zum Verteidigungsminister.
    Â»Wer war das?« fragte Jack seinen russischen Begleiter.
    Â»Der Oberst ist persönlicher Referent des Ministers«, erwiderte Golowko.
    Â»Für einen Oberst ein bißchen alt, nicht wahr?«
    Â»Er ist ein Kriegsheld. Wir zwingen nicht alle diese Männer in den Ruhestand.«
    Â»Das ist wohl fair«, kommentierte Jack und ließ sich weiter über den Saal informieren.
    Â 
    Nach Mitternacht löste sich der Empfang auf. Ryan bestieg die ihm zugewiesene Limousine. Auf der Rückfahrt zur Botschaft sagte niemand etwas. Alle spürten die Wirkung des Alkohols, und in Autos, die leicht zu verwanzen waren, redete man in Moskau nicht. Zwei Männer schliefen ein, und auch Ryan wäre beinahe von Müdigkeit übermannt worden. Wach hielt ihn die Gewißheit, daß sie in fünf Stunden abflogen, und angesichts dieser Tatsache blieb er lieber müde, um dann im Flugzeug richtig schlafen zu können – etwas, das er erst seit kurzem fertigbrachte. In der Botschaft angekommen, zog er sich um und ging hinunter in die Kantine, um Kaffee zu trinken und sich Notizen zu machen.
    Die Ergebnisse der vergangenen vier Tage waren erstaunlich positiv. Ein Vertragsentwurf lag auf dem Tisch. Wie alle ähnlichen Papiere der letzten Zeit waren sie von den Sowjets eher als Verhandlungswerkzeug denn als Verhandlungsdokument gedacht. Einzelheiten standen bereits in der Presse, und schon lobten gewisse Kongreßmitglieder im Plenum die Fairneß des Vorschlags. Warum ging man nicht einfach darauf ein?
    In der Tat, warum nicht? fragte sich Jack und lächelte ironisch. Verifizierbarkeit war ein Grund. Der andere ... Gab es denn einen anderen? Gute Fragen. Warum hatten die Russen ihre Haltung so radikal geändert? Es gab Hinweise, daß Generalsekretär Narmonow die Verteidigungsausgaben reduzieren wollte, aber entgegen den Vorstellungen
in der Öffentlichkeit tat man das nicht bei Kernwaffen. Kernwaffen waren angesichts ihrer Wirkung billig, eine höchst kostengünstige Methode, Menschen zu töten. Ein Kernsprengkopf und seine Rakete waren zwar nicht billig, aber doch sehr viel billiger als die vergleichbare Vernichtungskraft von Panzern und Artillerie. War Narmonow aufrichtig an der Verringerung der Atomkriegsgefahr gelegen? Doch diese Gefahr ging nicht von den Waffen an sich, sondern wie immer von den Politikern und ihren Fehlern aus. War das Ganze nur symbolisch gemeint? Mit Symbolen konnte Narmonow leichter aufwarten als mit Substanz, sagte sich Ryan. Und wenn das Angebot nur symbolisch war – an wen richtete es sich dann?
    Narmonow hatte Charisma und Macht. Was für ein Mann war er? Worauf wollte er hinaus? Ryan schnaubte. Dafür war er nicht zuständig. Ein anderes CIA-Team war hier in Moskau damit befaßt, Narmonows politische Verwundbarkeit zu untersuchen. Seine Aufgabe, die leichtere, war es, die technische Seite zu analysieren. Nur kannte er leider die Antworten auf seine eigenen Fragen noch nicht.
    Â 
    Golowko saß bereits wieder in seinem Büro und machte sich in Langschrift umständlich Notizen. Ryan, schrieb er, würde dem Verhandlungsangebot widerstrebend zustimmen. Und da Ryan das Ohr des Direktors hatte, bedeutete das wahrscheinlich auch, daß die CIA seiner Empfehlung folgen würde. Der Nachrichtendienstoffizier legte den Stift hin und rieb sich die Augen. Mit einem Kater aufzuwachen, war an sich schon schlimm genug, aber wach bleiben zu müssen, um mit ihm den Sonnenaufgang willkommen zu heißen, war mehr, als man von einem sowjetischen Offizier verlangen konnte. Er fragte sich, warum seine Regierung das Angebot überhaupt gemacht hatte und warum
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