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Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml
Autoren: Clancy Tom
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strategischer Waffensysteme in der Sowjetunion. Bevor ein Abrüstungsabkommen unterzeichnet werden konnte, mußten beide Seiten ihre krankhaft mißtrauischen Institutionen davon überzeugen, daß ernste Streiche des Gegners ausgeschlossen waren. Jack beriet den Chefunterhändler auf diesem Gebiet, wenn dieser sich die Mühe machte, zuzuhören.
    Â»Verifizierbarkeit«, erwiderte er nach einem Augenblick, »ist ein sehr technisches und diffiziles Problem, mit dem ich leider nicht besonders gut vertraut bin. Was halten Ihre Leute von unserem Vorschlag zur Begrenzung landgestützter Systeme?«
    Â»Wir sind von unseren landgestützten Raketen abhängiger als Sie«, sagte Golowko und war nun, da sie zum Kern der sowjetischen Position kamen, mehr auf der Hut.
    Â»Ich verstehe nicht, warum Sie nicht ebensoviel Gewicht auf U-Boote legen wie wir.«
    Â»Eine Frage der Zuverlässigkeit, wie Sie wohl wissen.«
    Â»Ach wo, Unterseeboote sind doch verläßlich«, köderte ihn Ryan und betrachtete dabei eine prachtvolle antike Uhr.
    Â»Ich muß leider sagen, daß es bedauernswerte Zwischenfälle gab.«
    Â»Ach ja, das Yankee, das vor den Bermudas sank.«
    Â»Und das andere.«
    Â»Wie bitte?« Ryan drehte sich wieder um und mußte sich zusammennehmen, um nicht zu lächeln.
    Â»Ich bitte Sie, Dr. Ryan, beleidigen Sie meine Intelligenz nicht. Der Fall Roter Oktober ist Ihnen genauso bekannt wie mir.«
    Â»Wie war der Name noch mal? Ach ja, das Typhoon, das Sie vor den Karolinen verloren. Ich war damals in London und wurde nicht informiert.«
    Â»Ich finde, daß diese beiden Zwischenfälle unsere Probleme gut illustrieren. Wir können uns auf unsere Raketen-U-Boote nicht so uneingeschränkt verlassen wie Sie auf Ihre.«

    Â»Hmm.« Von den Kommandanten ganz zu schweigen, dachte Ryan und war bemüht, sich nichts anmerken zu lassen.
    Golowko blieb hartnäckig. »Darf ich Ihnen eine Frage zur Substanz stellen?«
    Â»Gerne, solange Sie keine Antwort zur Substanz erwarten.« Ryan lachte in sich hinein.
    Â»Werden Ihre Nachrichtendienste Einwände gegen den Vertragsentwurf erheben?«
    Â»Also bitte, wie soll ich darauf eine Antwort wissen?« Jack machte eine Pause. »Wie sieht es denn bei Ihnen aus?«
    Â»Unsere Staatssicherheitsorgane befolgen ihre Anweisungen«, versicherte Golowko.
    Wie du willst, dachte Ryan. »Wenn unser Präsident einen Abrüstungsvertrag akzeptiert und glaubt, ihn durch den Senat bringen zu können, ist es gleich, was CIA und Pentagon denken –
    Â»Aber Ihr militärisch-industrieller Komplex –«, unterbrach Golowko.
    Â»Darauf reitet man bei Ihnen viel zu gerne herum. Ehrlich, Sergej Nikolajewitsch, das wissen Sie doch besser.«
    Golowko aber war vom militärischen Nachrichtendienst und mochte in der Tat ahnungslos sein, sagte sich Ryan zu spät. Das Ausmaß der Mißverständnisse zwischen Amerika und der Sowjetunion war amüsant und überaus gefährlich zugleich. Ryan fragte sich, ob die hiesigen Nachrichtendienste die Wahrheit ans Tageslicht brachten, wie es die CIA gewöhnlich tat, oder ihren Herren lediglich sagten, was sie hören wollten, wie es die CIA in der Vergangenheit allzuoft getan hatte. Vermutlich letzteres, dachte er. Die russischen Nachrichtendienste waren zweifellos ebenso politisiert wie einstmals die CIA. Eine gute Seite von Judge Moore war, daß er hart gearbeitet hatte, um dem ein Ende zu setzen. Andererseits hatte Moore keinen besonderen Ehrgeiz, Präsident zu werden; das unterschied ihn von seinen sowjetischen Pendants. Hier hatte es ein Direktor des KGB bis an die Spitze geschafft; mindestens ein weiterer hatte den Versuch unternommen. Das machte das KGB zu einer politischen Größe und beeinträchtigte damit seine
Objektivität. Jack seufzte in sein Glas. Die zwischen den beiden Ländern existierenden Spannungen würden nicht verschwinden, wenn alle falschen Vorstellungen ausgeräumt waren, doch die Beziehungen mochten dann einfacher zu handhaben sein.
    Â»Darf ich einen Vorschlag machen?«
    Â»Aber sicher«, antwortete Golowko.
    Â»Lassen wir die Fachsimpelei. Erzählen Sie mir lieber etwas über diesen Saal, und ich lasse mir derweil den Champagner schmecken. Das spart uns beiden morgen eine Menge Zeit, wenn wir unsere Kontaktberichte abfassen müssen.«
    Â»Gut. Soll ich Ihnen einen Wodka
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