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Der Kandidat [microform] : Komödie in vier Aufzügen nach Flaubert

Der Kandidat [microform] : Komödie in vier Aufzügen nach Flaubert

Titel: Der Kandidat [microform] : Komödie in vier Aufzügen nach Flaubert
Autoren: 1878-1942 Carl Sternheim , 1821-1880. Candidat Gustave Flaubert
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denken.
    SieStreift Achim einen Strang Wolle zum Abwickeln über / die Hände:
    Wollen Sie die Wolle halten, Graf? Die Arme immer auseinander. Im übrigen vergißt uns Ihr Vater aber ganz.
    ACHIM gedämpft zu ihr:
    Er hat im Gegenteil fiir heute eine Unterredung mit Herrn Russek erbeten.
    FRAU RUSSEK:
    Wirklich?
    SEIDENSCHNUR zu Grübel: Hören Sie?
    LUISE: O Gott!
    ACHIM:
    Es betnflft eine Angelegenheit.
    SEIDENSCHNUR zu Grübel: Man kann sich schon denken.
    GRÜBEL: Teufel! Wenn jetzt nicht gleich Blattgold kommt . . .
    \

    VIERTER AUFTRITT
    Tritt auf von rechts Russek,
    LUISE: Papa!
    RUSSEK:
    Sich ihn dir nur an, Mädel. Du kannst stolz auf ihn sein!
    Zu Frau Russek: Guten Tag, Liebste.
    FRAU RUSSEK:
    Was gibts? Deine strahlende Miene . . .
    RUSSEK:
    Sie hier, Grübel? Mein guter Seidenschnur! Ihr wolltet die ersten sein. Ja, meine Lieben, ich bin gerührt. Meine Mitbürger . . .
    GRÜBEL: Wir wissen von nichts.
    SEIDENSCHNUR: Ahnungslos.
    . ACHIM: Aha!
    RUSSEK:
    Sie sind im Haus. Eine konservative Abordnung schlägt mich zum Kandidaten des Wahlkreises vor.
    GRÜBEL: Konservativ? Verflucht, man ist mir zuvorgekommen!
    LUISE: Papa!
    ACHIM: Bravo!

    FRAU RUSSEK: Welch Glück!
    SEIDENSCHNUR :
    Und Sic wollen annehmen?
    RUSSEK: Warum nicht? Ich bin doch konservativ.
    FRAU RUSSEK: Was hast du geantwortet?
    RUSSEK: Noch nichts. Ich wollte deine Meinung hören.
    FRAU RUSSEK: Laß dich wählen!
    LUISE: Aber natürlich!
    EVELYN: Splendid.
    RUSSEK: Ihr habt nichts dagegen?
    FRAU RUSSEK, LUISE, EVELYN, ACHIM:
    Im Gegenteil!
    RUSSEK:
    So kann ich sagen, man hat mich auch von Seiten meiner Familie gezwungen.
    Er mll gehen,
    GRUBEL leise zu ihm: Langsam! Vorsicht!
    RUSSEK: Was denn?
    GRÜBEL:
    Ein solches Anerbieten ist nicht ernst zu nehmen.

    RUSSEK; "^as heißt das?
    FÜNFTER AUFTRITT
    Tritt auf Heppner von rechts. HEPPNER;
    r
    Diener, meine Herrschaften! Die Versammlung drin hat mich beauftragt, Herrn Russek zu holen. Er soll seine Zustimmung geben.
    RUSSEK: NatürUch.
    DETTMICHEL tritt von rechts auf:
    Aber, aber! Schnell, Lieber, man wird ungeduldig!
    SEIDENSCHNUR: Auch so ein Heuchler, dieser Dettmichel.
    DETTMICHEL zu Achim: Ihr Herr Vater wünscht Sie zu sprechen.
    FRAU RUSSEK zu Russek: Voran!
    GRÜß EL zu Luise:
    Sein Vater ist da!
    Zu Russek: Suchen Sie einen Vorwand!
    Zu Heppner: Sagen Sie, Herr Russek sei unpäßlich; würde sich im Lauf des Tages entscheiden.
    HEPPNER exit.
    RUSSEK: Das ist stark!

    FRAU RUSSEK: Unerhört!
    DETTMICHEL: Aber, aber!
    GRÜBEL:
    Man nimmt eine Kandidatur nicht ohne weiteres an.
    RUSSEK ; Seit zwei Jahren denke ich nichts anderes.
    GRÜBEL:
    Eben darum. Fragen Sie den Notar, ob er Ihre Wahl verbürgt!
    SEIDENSCHNUR: Kaum.
    DETTMICHEL:
    Verbürgen? Nein. Doch glaube ich an die Möglich-keit. Freilich, die Gegenpartei . . .
    SEIDENSCHNUR. Ist stark.
    GRÜBEL zu Dettmtchel:
    Sie werden unsern Freund entschuldigen. Er muß sich besinnen.
    Zu Russek: Wollen Sie aber gleich aUes aufs Spiel setzen . . .
    RUSSEK:
    Vielleicht hat er recht.
    Zu Dettmtchel: Ersuchen Sie also die Herren . . .
    DETTMICHEL:
    Bitte, Graf Achim!
    Exit,

    GRÜBEL zu Achim: Sic müssen Papa gehorchen.
    ACHIM exlt, GRÜBEL 'wiü gleichfalls gehen,
    RUSSEK: Warum gehen Sie auch?
    GRÜBEL:
    Mein Geheimnis. Gleich werden Sie sehen und staunen!
    Exit,
    LUISE/«r sich: Was hat er vor?
    FRAU RUSSEK:
    Wieder eine Extravaganz.
    SEIDENSCHNUR: Ein merkwürdiger Jüngling.
    Zu Russek: Ich möchte Ihnen einen andern vorstellen.
    RUSSEK: Bringen Sie ihn nur.
    SEIDENSCHNUR: Er könnte Ihrem Geschmack nicht entsprechen . . . Herr Bach?
    FRAU RUSSEK zu sich: Bach! O Gott! ^
    RUSSEK:
    Der? Ausgeschlossen!
    Er reißt Luise eine Zeitung^ in der sie liest, aus der Hand.
    Dieses Blatt habe ich in meinem Hause verboten.

    FRAU RUSSEK : Aber . . .
    RUSSEK zu Sei den schnür:
    Da! Wieder Verse! ^
    SEIDENSCHNUR:
    Da er Dichter ist.
    RUSSEK :
    Dichter sind mir widerlich.
    Zu Luise: Jetzt weniger als je, meine Tochter!
    LUISE: Aber ich verteidige ihn nicht.
    EVELYN:
    Ich sprach einmal mit ihm. Er ist sehr reizend, Herr Russck.
    RUSSEK: Bitte, Miß Evelyn.
    Zu Frau Russek:
    Nimm Luise mit. Ich möchte mit Herrn Seidenschnur sprechen.
    FRAU RUSSEK, LUISE, EVELYN exeunt.
    SECHSTER AUFTRITT
    RUSSEK liest aus der Zeitung: Hören Sie: Überschrift: ,,Wicder an Sic."
    55
    Selbst die Sphinx, leblos in Steinen, würde meinen Schmerz beweinen.'*
    Du kannst mich mit deiner Sphinx ... Es ist die Fort-setzung der Korrespondenz. Dienstag vor acht
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