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Der Kampf um die Sieben Inseln

Titel: Der Kampf um die Sieben Inseln
Autoren: Adam Frank
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wegtreten, und kommen Sie dann bitte gleich in meine Kajüte!«
    Zur Gruppe der Midshipmen bemerkte David: »Meine Herren! Ich muß sehr eilig etwas erledigen und kann mich Ihnen jetzt nicht widmen. Später werden Sie sich manchmal wünschen, ich hätte weniger Zeit für Sie. Aber jetzt müssen Sie mich entschuldigen. Nehmen Sie die jungen Herren, die mich aus England begleitet haben, gut in Ihrer Mitte auf.«
    David stutzte ein wenig, als er seine Kajüte betrat. Sie war groß, aber er hatte ja schon einmal in der baltischen Flotte eine solche Kajüte bewohnt. Sie war jedoch wenig ansprechend möbliert, und zudem fehlten hier und da wichtige Stücke. Wie der Mund eines alten Seemannes mit Zahnlücken und schwarzen Stummeln, dachte er. Aber schon ertönte ein Klopfen an der Tür.
    Der Erste trat ein und nahm seinen Hut ab.
    »Kommen Sie, Mr. Watt!«, sagte David. »Suchen wir uns einen Platz. Bewirten kann ich Sie noch nicht. Dafür habe ich eine Nachricht, die Sie überraschen wird.«
    Watt sah ihn erstaunt an.
    »Der Mann, der sich als Richard Rossano ausgibt, ist ein feindlicher Agent. Der echte Leutnant Rossano ist im Juni siebenundneunzig vor meinen Augen in der Karibik gefallen. Ich kenne aus der Flottenliste keinen zweiten Leutnant mit dem gleichen Namen. Wann kam er an Bord? Hat er einen Burschen mitgebracht?«
    Mr. Watt hatte sich schnell gefaßt. »Er kam vor einer Woche, Sir, zeigte sein Patent und ein Schreiben des Kommandierenden Admirals, daß er zum Geschwader nach Palermo versetzt sei. Er brachte einen Burschen mit, der bei Gefechtsbereitschaft an einer Karronade eingeteilt ist, Sir.«
    David stand auf und ging einige Schritte auf und ab. »Ich würde ihn gern nach Palermo mitnehmen und beobachten, was er im Schilde führt. Aber das geht nicht. Innerhalb der nächsten zwei Stunden kommen sechzig Mann an Bord, die fast alle Leutnant Rossano kannten. Ich kann sie nicht alle dazu bringen, daß sie unauffällig so tun, als sei ihnen ein Leutnant Rossano unbekannt. Ich gehe jetzt zum Hafenkapitän, veranlasse, daß uns ein Befehl ausgestellt wird, der die Spanier zu einer Aktion verlockt. Sie schicken in einer Stunde diesen Leutnant zum Hafenkapitän und sagen, er solle einen wichtigen Befehl abholen, der nur Offizieren ausgehändigt werde. Sie suchen drei clevere Burschen aus, denen sie völlig vertrauen können. Die gehen vorher an Land und beschatten den Leutnant so, daß immer nur einer in seiner Nähe ist. Wenn der Leutnant von Bord ist, nehmen Sie sich in der Kartenkammer den Burschen vor und holen aus ihm raus, seit wann er mit dem Agenten zusammenarbeitet. Ist alles klar?«
    »Absolut, Sir. Um sieben Glasen der Vormittagswache schicke ich Leutnant Rossano zum Hafenadmiral. Drei fixe Jungen erwarten ihn am Kai und beschatten ihn unauffällig.«
    »Gut! Offiziell bin ich jetzt zum Essen bei meiner Familie. Lassen Sie bitte die Gig fertigmachen!«
    Der Sekretär des Hafenkapitäns wollte David nicht melden. Der Hafenkapitän sei auf dem Weg zum Kommodore des Konvois. Ob David nicht in zwei Stunden wiederkommen könne.
    »Ich habe eine sehr wichtige und sehr dringende Angelegenheit. Melden Sie mich sofort!« David hatte die Stimme etwas erhoben.
    Im Nebenzimmer wurde ein Stapfen hörbar. Dann riß jemand die Tür auf und fragte barsch: »Wer schreit hier herum?«
    David sah den dicken Mann mit aufgeknöpfter Weste, bemerkte den Stock und die Prothese am rechten Bein und sagte ruhig: »Ich war es, Jerry.«
    »Verdammt!« knurrte der Dicke und kniff die Augen zusammen. »Das ist doch David Winter, der Hannoveraner. Verdammt, die alten Zeiten stehen auf. Wann war das doch?«
    »Anno siebenundsiebzig auf der Shannon«, antwortete David.
    Der Hafenkapitän nickte. »Und heute ist sie in den Hafen eingelaufen, schmuck, wie eh und je. Komm rein!« Und zum Sekretär sagte er: »Keine Störung!«
    David fürchtete, daß es jetzt zu einer langen ›Weißt-du-noch-Sitzung‹ kommen würde, denn Jerry Desmond hatte auch als junger Midshipman schon gern geklönt. Darum sagte er schnell: »Jerry, ich habe eben einen feindlichen Agenten an Bord der Thunderer entdeckt und brauche deine Hilfe!«
    Aus Jerrys dickem Gesicht war das Lachen verschwunden. Er wirkte ernst und entschlossen. David erklärte in kurzen Worten, warum er sicher sei, daß der Mann nicht Leutnant Rossano sein könne, begründete, daß dieser in Gibraltar Helfer haben müsse und schlug einen fingierten Befehl des Kommandierenden Admirals für seine
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