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Der junge Seewolf

Titel: Der junge Seewolf
Autoren: Adam Frank
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Abercrombie. Jaulend sauste die Kugel vorbei.
    »Mr. Winter!« erklang Hauptmann Plates Stimme aus der Nähe.
    »Hierher!« rief David, und als er stapfenden Marschtritt näher kommen hörte, schrie er: »Albions, hierher. Zu Hilfe!«
    Hauptmann Plate stürzte zu ihnen, eine Pistole in der Hand. »Wer ist auf dem Schoner?«
    »Der Schreiber mit einer Depeschentasche des Majors«, sagte David.
    Die Mannschaft des Schoners tauchte auf, einige hielten Musketen, andere wollten die Leinen loswerfen.
    »Halt! Im Namen des Königs!« brüllte Plate und feuerte seine Pistole ab, als sie nicht aufhörten.
    Die Matrosen schossen mit Musketen zurück, und die Kugeln klatschten in die Kisten.
    David stürmte zu dem anmarschierenden Trupp Seesoldaten. Der Hauptmann fragte: »Was ist denn hier los?«
    »Der Schoner mit Geheimmaterial und Verrätern muß am Auslaufen gehindert werden, Sir!«
    Der Hauptmann befahl den Trupp in Linie, ließ anlegen und eine Salve auf die Schonerbesatzung feuern. Einige der Matrosen stürzten zu Boden, andere flüchteten unter Deck. Die Seesoldaten hantierten mit ihren Ladestöcken.
    »Vorrücken!« kommandierte der Hauptmann, und als einige Matrosen wieder an Deck wollten, um die Taue loszuwerfen: »Feuer!«
    Etwas flog von Bord des Schoners und klatschte auf das Wasser. Im Schein der Ankerlaterne sah David die Depeschentasche langsam wegtreiben.
    Das Beweismaterial, schoß es ihm durch den Kopf. Er riß sich Mantel, Rock und Schuhe vom Leib, sprang ins Wasser und schwamm der Tasche nach. Als er sie greifen konnte, war er vor Kälte fast erstarrt und rief um Hilfe. Sie warfen ihm ein Tau zu, zogen ihn zur Pier und halfen ihm heraus.
    Plate nahm die Tasche und sagte: »Abercrombie, drüben ist ein Gasthaus. Bringen Sie ihn dort hin. Sorgen Sie dafür, daß er trocken und warm wird. Die Dinge sind hier unter Kontrolle.« Und er ging mit den Seesoldaten an Bord des Schoners.
    David lag die beiden nächsten Tage im Krankenrevier der Albion und hustete und schniefte.
    »Alles halb so schlimm«, sagte der Schiffsarzt, »nur eine Erkältung.« Er traktierte ihn mit heißen Kartoffelpackungen auf der Brust und Tee.
    Am dritten Tag durfte er sich anziehen, als Gerichtssekretäre vom Stab seine Aussagen protokollieren wollten. Aber an Deck durfte er noch nicht.
    Auch Plate und Abercrombie mußten zwei Tage später ins Krankenrevier, als sie ihn besuchten und ihm erzählten, daß alle Verräter gefaßt seien. Sie hätten Nachrichten über Truppenbewegungen und Schiffstransporte weitergegeben, und der hessische Offizier habe sein eigenes Regiment verraten, das in der Weihnachtsnacht bei Trenton überfallen worden sei.
    Als ihn William aber drei Tage später besuchte und mitteilte, die Shannon laufe ein, da ließ sich David nicht mehr halten. Er meldete sich in seiner besten Uniform bei Lord Battesham von der zeitweiligen Kommandierung ab.
    Seine Lordschaft war sehr freundlich, dankte David für seine Dienste an Bord der Albion, versprach, die Bescheinigungen über seine Dienstzeit zur Shannon zu schicken, und wünschte ihm alles Gute.
    Kapitän Brisbane war beim Admiral, als David an Bord zurückkehrte, aber die anderen empfingen ihn sehr herzlich. Mr. Hope drückte seine beiden Hände, als er vom Examen berichtete und freute sich sichtlich. Morsey, Bates, Kelly gratulierten ihm zur Ernennung als Midshipman, Simmons und Harland umarmten ihn im Cockpit, Mr. Lenthall bestand darauf, ihn zu untersuchen, und riet noch zur Schonung.
    Als der Kapitän an Bord kam, blieb keine Zeit zur Meldung, denn Brisbane ließ alle Offiziere und Midshipmen in seine Kajüte bitten.
    »Meine Herren, ich habe wichtige Nachrichten. Daher kann ich nur kurz meiner Freude Ausdruck geben, daß Mr. Winter sich durch Tapferkeit ausgezeichnet hat, zum Midshipman befördert und in der ›Royal Gazette‹ rühmend erwähnt worden ist.«
    Er unterbrach das beifällige Gemurmel und fuhr fort: »Wir werden Mr. Winter später ehren müssen. Jetzt habe ich ihnen zu sagen, daß ich mich sofort nach Sheerness zu begeben und dort das völlig überholte Vierundsechziger-Linienschiff Anson zu übernehmen habe.«
    Er wehrte Gratulationen und beifälliges Klatschen ab. »Die Shannon verbleibt auf der Nordamerika-Station. Ich geleite einen Konvoi mit dem alten Fünfzig-Kanonen-Schiff Exeter nach England, das dort überholt oder abgewrackt wird. Mir ist gestattet worden, ein Fünftel meiner Besatzung mitzunehmen, alle Offiziere und die Deckoffiziere, die es
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