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Der indische Fluch

Der indische Fluch

Titel: Der indische Fluch
Autoren: Alfred Bekker
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Uhu zu hören.
    Von der jungen Frau war nichts mehr zu sehen.
    "Hallo!" rief ich, ohne wirklich eine Antwort zu erwarten.
    Ich verengte die Augen, aber in der Tiefe dieses finsteren Waldes war nicht das geringste zu sehen. Nur Dunkelheit.
    "Linda!"
    Das war Josh.
    Ich wandte mich zu ihm herum und ging zurück zum Wagen. Ein unbehagliches Gefühl hatte sich in meiner Magengegend breitgemacht.
    "Hey, Linda! Schau dir das mal an!"
    Josh kniete inzwischen vor dem Kotflügel des 190ers und starrte wie gebannt auf eine bestimmte Stelle, die er mit dem Schein seiner kleinen Taschenlampe beleuchtete.
    Ich trat zu ihm.
    "Was ist?"
    "So etwas habe ich noch nie gesehen!"
    "Mein Gott...", flüsterte ich, während mein Blick auf den dunklen Abdruck einer sehr zierlichen Hand fiel.
    Josh tastete mit den Fingern darüber und meinte dann:
    "Merkwürdig... Wie eingebrannt!"

    *
    Etwa eine knappe Viertelstunde später erreichten wir Pembroke Manor. Das graue Gemäuer des Hauptgebäudes erhob sich düster auf einer Lichtung. Die Nebengebäude waren unbeleuchtet und wirkten wie düstere Schatten.
    Das Landhaus wurde von Parkanlagen umgeben, die durch altertümlich wirkende, gußeiserne Laternen erleuchtet wurden.
    Vor dem großzügen, achtstufigen Portal hielt ich den Wagen an.
    "Dies muß es sein", meinte ich und stellte den Motor ab.
    Ich atmete tief durch. Dann wandte ich mich an Josh und meinte: "Mir geht diese Frau nicht aus dem Kopf..."
    "Das muß eine Wahnsinnige gewesen sein! Wer stellt sich schon bei Dunkelheit mitten auf die Straße?" Er zuckte die Schultern. "Vielleicht eine Selbstmörderin..."
    "Sie schien plötzlich wie vom Erdboden verschluckt...", murmelte ich tonlos und versuchte, mir die Szene noch einmal zu vergegenwärtigen.
    Josh machte eine wegwerfende Handbewegung.
    "Kein Wunder! Bei der Dunkelheit!"
    "Ich frage mich nur, warum sie weggerannt ist..."
    "...und wie sie ihren Handabdruck in den Lack brennen konnte!" ergänzte Josh.
    In diesem Moment stieg eine dunkel gekleidete, hoch aufragende Gestalt die Stufen des Portals hinab. Es schien sich um eine Art Butler zu handeln. Sein Gesicht war beinahe viereckig und wirkte sehr grobschlächtig. Die Eingangsbeleuchtung beschien sein Gesicht auf eine Art und Weise, die die harten Konturen noch unterstrich.
    Josh und ich stiegen aus.
    Der Butler trat näher. Er hatte kurzgeschorenes rotes Haar.
    Das Gesicht war übersäet von Sommersproßen.
    "Guten Abend", sagte er mit dunkler, kehliger Stimme. "Ich nehme an, Sie sind die Herrschaften vom London City Chronicle..."
    "Ja", sagte Josh. "Dies ist Miss Linda Chester und mein Name ist Josh Cody."
    "Wir hatten Sie schon vor einer ganzen Weile erwartet..."
    Aus den Worten des Butlers klang so etwas wie ein leiser Vorwurf mit, den ich geflissenlich überhörte.
    "Pembroke Manor liegt ziemlich abgeschieden", sagte ich.
    "Das ist einer der Gründe, weshalb Mrs. Carter den Besitz gekauft hat....", war die Erwiderung des Butlers, der es nicht für nötig zu halten schien, seinen Namen zu nennen.
    "Ich verstehe... Mrs. Carter möchte abseits des Medienrummels leben..."
    Er schwieg dazu und deutete mit dem Arm in Richtung des Portals. Dabei sah ich, daß das Jackett unter der Achsel etwas spannte.
    Ein Schulterholster! vermutete ich. Offenbar diente dieser Mann nicht nur als Butler, sondern auch als eine Art Leibwächter.
    Wir gingen die Stufen hinauf.
    Das Geländer war mit marmornen Löwenköpfen verziert, die uns grimmig entgegenblickten. Dieses Haus hatte etwas Abweisendes, Einschüchterndes an sich. Ich konnte nicht so recht erklären, woran es lag. Waren es die massiven Blöcke aus grauem Stein, aus denen es errichtet war? Oder war da noch etwas anderes, etwas, das sich nicht erklären ließ?
    Die Aura von Tod und Verzweiflung!
    Am Treppengeländer des Portals bemerkte ich Spinnweben und aus irgend einem Grund blieb mein Blick daran einen Moment lang haften...
    Unbehagen stieg in mir auf und mischte sich mit Ekel.
    "Ist irgend etwas?" fragte Josh und riß mich damit aus meiner Gedankenwelt heraus. Ich schüttelte den Kopf.
    "Nein."
    Wir gingen durch die große zweiflügelige und mit Eisen beschlagene Tür und betraten einen weiträumigen, sehr hohen Empfangsraum. An den Wänden hingen alte Gemälde.
    Landschaftsbilder zumeist, aber sie drückten allesamt eine düstere Stimmung aus. Tosende Stürme, wolkenverhangene Himmel und von Blitzen zerrissene Finsternis war ein immer wiederkehrendes Motiv. Wer immer diese Sammlung
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