Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der indische Fluch

Der indische Fluch

Titel: Der indische Fluch
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
Fenster zur Seele, so sagt man, aber ich als in diesem Moment die seinen studierte, sah ich nur ein großes Geheimnis. Ein Geheimnis, das er offenbar noch nicht preiszugeben bereit war.
    Er schluckte.
    Einige Augenblicke lang schwiegen wir, dann sagte er schließlich: "Warten Sie die Ermittlungen der Kriminalpolizei ab, Miss Chester!"
    "Das klingt aber nicht gerade, als würden Sie in deren Fähigkeiten besonders viel Vertrauen setzen, Dr, Ridley..."
    "Das haben Sie gesagt."
    "Wie auch immer..."
    "Ich bin müde, Miss Chester... Vielleicht sind Sie und Ihr Kollege so nett, ein bißchen darauf zu achten, daß am Tatort nicht alles umgeräumt wird, bevor die Kriminalpolizei eintrifft. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden..."
    "Sicher."
    "Gute Nacht, Miss Chester."
    Der Klang seiner Stimme war angenehm.
    Er schenkte mir ein charmantes, etwas flüchtiges Lächeln und wandte sich dann in Richtung der Tür. Ich sah ihm etwas verwirrt nach. Er wußte etwas, davon war ich überzeugt. Und ich fragte mich, ob ich ihn jetzt einfach so gehen lassen durfte.
    Ich wandte mich an Josh, der inzwischen den Gesprächen der anderen mehr oder minder interessiert zugehört hatte.
    "Bleib du hier!" murmelte ich. "Und halt Augen und Ohren auf..."
    "Wo willst du hin?"
    "Ich muß den Arzt noch etwas fragen."
    "Okay."
    "Bis gleich."

    *
    Draußen war es recht kühl und der Wind fuhr mir unangenehm durch den Morgenmantel, den ich noch immer trug.
    Mark Ridley war gerade dabei, die Fahrertür seines Landrovers zu öffnen. Mit einer lässigen Bewegung warf er den Arztkoffer auf den Beifahrersitz.
    "Dr. Ridley!" sagte ich laut, während ich die steinernen Stufen des imposanten Portals hinabstieg. Aber der Wind verschluckte meine Worte.
    Mit schnellen Schritten eilte ich auf den Landrover zu.
    Ridley sah mich aus den Augenwinkeln heraus und drehte sich zu mir herum.
    "Miss Bannistr?" fragte er, nachdem ich ihn erreicht hatte.
    Er hob die Augenbrauen dabei und schien etwas überrascht zu sein.

    "Kommen Sie, ich möchte Ihnen etwas zeigen."
    "Sie können, wann immer Sie wollen, in meine Praxis kommen!"
    "Nein, das hat nicht bis morgen Zeit! Kommen Sie!"
    Ic nahm ihn einfach bei der Hand er schlug die Tür des Landrovers zu. Ein paar Augenblicke später standen wir bei meinem kirschroten 190er Mercedes.
    "Ein schöner Wagen!" meinte er. "Ein richtiger Oldtimer, aber gut gepflegt... Dürfte einiges wert sein!" kommentierte er mit Bewunderung in der Stimme.
    "Eigentlich wollte ich Ihnen nicht meinen schönen Wagen zeigen, sondern daß hier!" erwiderte ich und deutete auf den schwarzen, in den Lack gebrannten Handabdruck am vorderen Kotflügel.
    Ridley war sofort hellwach. Seine Augenbrauen zogen sich zu einer Art Schlangenlinie zusammen und die Augen verengten sich ein wenig. Vorsichtig tastete er mit den Fingerkuppen darüber und atmete dann tief durch.
    "Wie ist das passiert?" fragte er dann erregt. Er sah mich dabei an und seine Augen leuchteten.
    "Als wir gestern hier her, nach Pembroke Manor kamen, stand plötzlich eine Frau mitten auf der Straße. Sie hatte langes schwarzes Haar und wirkte ziemlich exotisch. Ich konnte gerade noch bremsen..."
    "Und sie berührte Ihren Wagen", schloß Ridley.
    Ich nickte.
    "Ja, so war es. Dann lief sie davon, mitten in den finsteren Wald hinein. Ich habe noch hinter ihr hergerufen, aber sie gab keine Antwort... Später habe ich die Frau noch einmal gesehen."
    "Wo?"
    Er faßte mich bei den Schultern und bedachte mich mit einem durchdringenden Blick.
    Es schien sehr wichtig zu sein, auch wenn ich noch nicht die leiseste Ahnung hatte, worum es hier eigentlich ging.
    "Auf Pembroke Manor. Ich sah sie nur kurz, dann war sie verschwunden. Ich habe den Butler gefragt, ob noch jemand auf dem Landhaus wohnt, jemand von dem ich nichts weiß. Aber das leugnete er..."
    Ridley ließ mich los und blickte zur Seite. Er nickte leicht und atmete tief durch.
    "Ratami...", flüsterte er leise vor sich hin - so leise, daß ich es kaum verstehen konnte.
    "Was geht hier vor, Dr. Ridley? Sie scheinen etwas darüber zu wissen!" hakte ich nach.
    Er sah mich an und schien innerlich abzuwägem, in wie weit er mir vertrauen konnte.
    "Sie haben sie also wirklich gesehen, diese Frau?"
    vergewisserte er sich dann noch einmal.
    "Ja", bestätigte ich und fragte dann sogleich: "Ratami -
    ist das ihr Name?"
    Er nickte.
    "Ja, das ist ihr Name."
    "Und warum hat sie Gillian Carter getötet?"
    "Miss Chester, ich weiß nicht, ob..."
    "Sie können mir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher