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Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Titel: Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan
Autoren: Robert Ludlum
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behilflich sein konnte. »Geben Sie ihm eine Wache mit, und schicken Sie ihn zu mir herunter«, sagte er.
    Sieben Minuten später öffnete ein Sergeant des Marine Corps die Tür des Büros und ließ den Besucher eintreten, der ihm im Vorbeigehen zunickte. Der Sergeant zog sich zurück und schloß die Tür von draußen. Swann erhob sich unsicher. Der Abgeordnete entsprach so gar nicht dem Bild, das man sich – zumindest in Washington – von einem Mitglied des Repräsentantenhauses machte. Swann hatte jedenfalls noch nie einen Abgeordneten kennengelernt, der so ausgesehen hätte. Er trug Stiefel, eine Khakihose und eine sommerliche Safarijacke, die aus über Lagerfeuern schmorenden Bratpfannen unzählige Fettspritzer abbekommen hatte. Erlaubte sich da jemand einen schlechten Scherz mit ihm?

    »Herr Abgeordneter-«, sagte Swann, die Hand ausstreckend, brach jedoch ab, weil er den Namen des Mannes nicht wußte.
    »Evan Kendrick, Mr. Swann«, ergänzte der Besucher, kam auf den Schreibtisch zu und schüttelte Swann die Hand. »Ich bin der Vertreter des neunten Distrikts in Colorado. Es ist meine erste Amtsperiode.«
    »O ja, natürlich, vom neunten in Colorado. Tut mir leid, ich wußte nicht...«
    »Keine Entschuldigung nötig, außer vielleicht von mir – für mein Aussehen. Es gibt keinen Grund, warum Sie wissen sollten, wer ich bin...«
    »Lassen Sie mich hier gleich etwas sagen«, fiel Swann ihm scharf ins Wort. »Es gibt auch keinen Grund, warum Sie wissen sollten, wer ich bin, Herr Abgeordneter.«
    »Verstehe, aber es war nicht schwierig, das zu erfahren. Selbst neue Abgeordnete haben Zugang zu bestimmten Informationen – das heißt, wenigstens die Sekretärin, die ich geerbt habe, weiß sie sich zu beschaffen. Ich wußte, wo ich hier suchen mußte. Jemand von Consular Operations im Außenministerium...«
    »Der Name wird aber nicht offen >gehandelt<, Mr. Kendrick«, unterbrach Swann mit Nachdruck.
    »Bei uns wurde er es einmal – kurze Zeit. Egal, ich habe nicht nur einen Experten für den Nahen Osten gesucht, sondern jemanden, der die Sprache und ein Dutzend verschiedene Dialekte fließend spricht... Wie Sie, Mr. Swann.«
    »Sie waren wirklich fleißig.«
    »Sie ebenso«, erwiderte der Abgeordnete und nickte zur Tür hinüber, hinter der in dem riesigen Computerraum die Maschinen tickten und schnarrten. »Ich nehme an, Sie haben meine Botschaft verstanden, sonst wäre ich nicht hier.«
    »Ja«, stimmte Swann zu. »Sie haben mich wissen lassen, daß Sie vielleicht helfen könnten. Ist das richtig?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Mir war nur klar, daß ich meine Hilfe anbieten mußte.«
    »Ihre Hilfe anbieten? Auf welcher Basis?«
    »Darf ich mich setzen?«
    »Aber selbstverständlich. Ich wollte nicht unhöflich sein, bin nur verdammt müde.« Kendrick setzte sich, und auch Swann nahm wieder seinen Platz ein, wobei er den frischgebackenen Politiker seltsam ansah. »Sprechen Sie, Herr Abgeordneter. Jede
Minute ist kostbar, und wir haben uns mit dem ›Problem‹, wie Sie es meiner Sekretärin gegenüber nannten, schon lange, haarige Wochen beschäftigt. Ich weiß natürlich nicht, was Sie uns zu sagen haben, und ob es überhaupt relevant ist – doch falls es das ist, wüßte ich gern, warum Sie erst heute zu mir kommen?«
    »Ich hatte von den Ereignissen in Oman keine Ahnung. Wußte nicht, was geschehen war – und noch immer geschieht.«
    »Das kann ich nicht glauben! Verbringt der Kongreßabgeordnete des neunten Distrikts von Colorado die Parlamentsferien in der Weltabgeschiedenheit eines Benediktinerklosters?«
    »Nicht unbedingt.«
    »Oder ist es möglich, daß ein neuer, ehrgeiziger Abgeordneter, der ein bißchen Arabisch spricht«, fuhr Swann schnell, ruhig und nicht sehr freundlich fort, »und dem ein paar Hintertreppengerüchte über eine gewisse Abteilung hier im Haus zu Ohren gekommen sind – daß so ein Mann beschlossen hat, sich auf diesem Weg politische Sporen zu verdienen? Es wäre nicht das erstemal.«
    Kendrick saß steif auf seinem Stuhl, das Gesicht ausdruckslos, nicht aber die Augen. Sie verrieten, wie zornig er war. »Das ist eine Beleidigung«, sagte er.
    »Unter den gegebenen Umständen werde ich schnell beleidigend. Elf unserer Leute wurden ermordet, darunter drei Frauen. Zweihundertsechsunddreißig warten noch darauf, daß man ihnen den Kopf wegpustet. Und wenn ich Sie frage, ob Sie wirklich helfen können, antworten Sie, Sie wüßten es nicht, hätten aber Ihre Hilfe anbieten müssen.
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