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Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan

Titel: Der Ikarus-Plan - Ludlum, R: Ikarus-Plan
Autoren: Robert Ludlum
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Abgeordneter, es ist meine vielleicht voreingenommene Überzeugung, daß die meisten ehrgeizigen Männer – und Frauen – nur für ein öffentliches Amt kandidieren, um sich zu profilieren. Und wenn sie gewinnen, ist es ihnen einzig und allein um Macht und Einfluß zu tun. Alles zusammengenommen führt das natürlich dazu, daß sie ständig danach Ausschau
halten, wie sie sich am besten vermarkten können. Tut mir leid, das klingt sehr zynisch, aber ich lebe schon sehr lange in dieser Stadt und habe keinen Grund, meine Meinung zu ändern. Und Sie bringen mich ganz durcheinander. Ich weiß, woher Sie kommen, aber von einem neunten Distrikt in Colorado habe ich noch nie gehört. Ich bin nur sicher, daß es Denver nicht ist.«
    »Sie finden ihn kaum auf der Landkarte«, antwortete Kendrick gleichmütig. »Er liegt im Südwesten der Rockies und kocht sein eigenes Süppchen. Weil er so schön abgelegen ist, habe ich mich ja dort niedergelassen.«
    »Aber warum? Warum ausgerechnet Politik? Hat der Wunderknabe der Arabischen Emirate einen Distrikt entdeckt, den er sich nach seinen eigenen Bedürfnissen zurechtbiegen konnte?«
    »Nichts hat mir ferner gelegen.«
    »Das ist ein Statement, Herr Abgeordneter. Keine Antwort.«
    Evan Kendrick schwieg einen Moment und erwiderte Swanns Blick. Dann zuckte er mit den Schultern. Swann spürte eine gewisse Verlegenheit bei seinem Gegenüber. »Schon gut«, sagte Kendrick. »Nennen wir es einen Irrtum, der sich nicht wiederholen wird. Mein Amtsvorgänger war faul, anmaßend und wirtschaftete in seine eigene Tasche, und niemand schaute ihm auf die Finger. Ich hatte Zeit und ein großes Mundwerk. Ich hatte auch das Geld, ihm sein Grab zu schaufeln. Besonders stolz bin ich nicht auf das, was oder wie ich es getan habe, aber er ist weg vom Fenster, und ich trete in zwei Jahren oder noch früher zurück. Bis dahin habe ich bestimmt jemand gefunden, der sich für das Amt besser eignet als ich.«
    »In zwei Jahren?« fragte Swann. »Sie wurden voriges Jahr gewählt, im November, nicht wahr?«
    »Richtig.«
    »Und haben im Januar dieses Jahres Ihr Amt angetreten?«
    »Und?«
    »Ihre Amtszeit erstreckt sich über zwei Jahre. Sie haben entweder noch ein Jahr oder drei Jahre vor sich, nicht zwei oder noch weniger.«
    »Es gibt im Neunten keine echte Opposition, aber um sicherzustellen, daß das Mandat nicht wieder in die alte politische Mühle gerät, werde ich noch einmal kandidieren und dann zurücktreten.«
    »Das ist vielleicht eine Absprache!«

    »Für mich ist sie bindend. Ich will raus aus der Sache.«
    »Das ist deutlich, doch Sie ziehen eine mögliche Nebenerscheinung nicht in Betracht.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Angenommen, Sie kommen während der nächsten zwanzig Monate zu dem Schluß, daß es Ihnen hier gefällt. Was dann?«
    »Das ist ausgeschlossen, Mr. Swann. Sprechen wir wieder über Maskat. Was dort geschieht, ist eine verdammte Sauerei – das heißt, sind die Sicherheitsbedenken gegen mich so weit ausgeräumt, daß ich mich so äußern darf?«
    »Sie haben Ihre Unbedenklichkeitsbescheinigung, weil ich es bin, der sie ausstellt.« Swann schüttelte den grauhaarigen Kopf. »Eine verdammte Sauerei, Herr Abgeordneter, Sie sagen es. Und wir sind überzeugt, daß sie von außen geplant wurde.«
    »Das ist auch meine Meinung«, pflichtete Kendrick ihm bei.
    »Haben Sie irgendeine Idee?«
    »Ein paar sogar«, antwortete Kendrick. »Allgemeine Verunsicherung durch Störung des Gleichgewichts steht ganz oben auf der Liste. Macht das Land dicht, und laßt keinen hinein.«
    »Ein Umsturz?« fragte Swann. »Ein Putsch im Stil von Khomeini... Das würde nicht funktionieren. Die Situation ist eine völlig andere. Es gibt keinen Pfauenthron, keinen schwelenden Groll, keine Geheimpolizei.« Swann hielt inne und fügte nachdenklich hinzu: »Keinen Schah mit einer Armee von Gaunern und keinen Ayatollah mit einer Armee von Fanatikern. Es ist nicht das gleiche.«
    »Das wollte ich auch nicht andeuten. Oman ist nur der Anfang. Wer auch dahintersteckt, er will nicht die Macht im Land übernehmen. Er – oder mehrere – wollen andere einfach daran hindern, das Geld einzustecken.«
    »Was? Welches Geld?«
    »Milliarden. Langzeitprojekte, die überall am Persischen Golf, in Saudiarabien, in ganz Vorderasien auf den Zeichenbrettern schon fix und fertig sind. Was jetzt dort passiert, kommt etwa auf das gleiche hinaus, wie wenn man hier bei uns das Transport-und das Bauwesen lahmlegte oder die Piers
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