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Der Hund kommt - Roman

Der Hund kommt - Roman

Titel: Der Hund kommt - Roman
Autoren: Christine Noestlinger
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Schnaps. »Seit zehn Tagen suchen wir einen Ersatzhund! Kein Agent konnte uns einen verschaffen! Nichts als kleine Rattler und Pinscher und Dackel hat man mir geschickt. Alles gute Schauspieler, aber für diese Rolle total ungeeignet!« Der Direktor hob die Arme und streckte sie zur Zimmerdecke. »Dem Himmel sei Dank, dass er Sie geschickt hat!«
    Nun kannte sich der Hund aus. Er wollte dem Direktor erklären, dass er gar kein Schauspieler sei, aber der Direktor ließ ihn nicht zu Wort kommen. Er fing an, dem Hund die Rolle zu erklären. »Eine wunderbare Charakterrolle ist das«, schwärmte er. »Sie sind ein Prinz und lieben die Prinzessin aus dem Nachbarland, aber die ist in einen Windhund verliebt und will Sie nicht. Und da werden Sie traurig und trübsinnig, aber dann erfahren Sie, dass die Prinzessin den Windhund geheiratet hat und dass der Windhund böse zu ihr ist, und da beschließen Sie, die Prinzessin vom Windhund zu befreien ...«
    Je länger der Direktor erzählte, umso besser gefiel dem Hund die Sache! Warum eigentlich nicht, dachte er. Im Auswendiglernen war ich immer schon spitze, und traurig dreinschauen liegt mir, und gegen einen Windhund kämpfen – wenn er nicht davonrennt – ist eine Kleinigkeit.
    So behielt der Hund für sich, dass er gar kein Schauspieler war, und als der Direktor das ganze Theaterstück erzählt hatte, sagte der Hund: »Die Sache hat leider einen Haken. Ich und ein Schwein nämlich, wir sind Partner! Wir treten nur zusammen auf! Das haben wir so ausgemacht!«
    »Aber in dem Theaterstück ist keine Rolle für ein Schwein«, sagte der Direktor.
    »Dann muss ich ablehnen«, sagte der Hund. »Ohne mein Schwein läuft nichts bei mir!«
    Der Hund stand auf und tat, als wollte er weggehen.
    »So warten Sie doch«, rief der Direktor. Er sprang auf, packte den Hund am Schal und hielt ihn zurück. »Muss die Rolle für Ihr Schwein groß sein?«, fragte er.
    »Nicht unbedingt«, sagte der Hund. »Bloß auf der Bühne sollte es sein und das eine oder andere Wort sagen!«
    »Schön, dann bekommt Ihr Schwein eine Rolle.« Der Direktor ließ den Schal vom Hund los und setzte sich wieder. »Das Schwein wird Ihr Bruder. Es weicht Ihnen nicht von der Seite. Kleine Brüder haben das ja so an sich! Und manchmal sagt das Schwein: ›Mir soll’s recht sein, Bruder.‹ Genügt das?«
    Der Hund nickte und sagte: »Also gut. Dann werden jetzt das Schwein und ich den Text lernen!«
    Der Direktor schüttelte dem Hund die Pfote und teilte ihm mit, dass morgen um zehn Uhr die Generalprobe sei, und bat, der Hund möge pünktlich erscheinen.
    »Na, endlich!«, rief das Schwein, als der Hund zur Tür rauskam. »Hab ich einen Job?« Das Schwein sprang auf und hopste aufgeregt vor dem Hund herum.
    »Du hast eine Hauptrolle«, sagte der Hund. »Du bist das Schwein, dem alles recht sein soll! Und stell dir vor, ich habe auch eine Rolle bekommen. Ich bin dein Bruder!«
    Das Schwein freute sich mächtig. Es wollte feiern. Doch der Hund sagte, das sei ganz unmöglich, sie könnten nicht feiern, sie müssten lernen.
    Der Hund und das Schwein fuhren mit dem Moped auf eine Wiese vor der Stadt. Sie setzten sich ins Gras und der Hund übte mit dem Schwein den Satz: »Mir soll’s recht sein, Bruder!«
    Spät am Abend, als der Mond hinter den Hügeln aufging, hatte das Schwein seinen Satz endlich kapiert. Aber vom Lernen war das Schwein so müde geworden, dass es auf der Wiese einschlief. Der Hund deckte es mit seiner Strickjacke zu und fing an, die Prinzenrolle zu lernen. Gott sei Dank schien der Mond so hell, dass der Hund den Text im Mondlicht lesen konnte.
    Als die Sonne aufging, hatte es der Hund geschafft. Wie Schauspieler so sagen: Der Text saß perfekt!
    Natürlich war der Hund ziemlich müde. Nächte zu durchwachen, war er nicht gewohnt. Er gähnte ein bisschen.
    Das Schwein wurde munter, weil ihm die Sonne auf den Rüssel schien. Es gähnte auch, dann rief es: »Mir soll’s recht sein, Bruder!«
    Der Hund freute sich sehr, dass das Schwein seinen Satz noch wusste.
    Die Generalprobe war ein Erfolg! Der Theaterdirektor war ganz entzückt vom Hund. »Wo sind Sie denn bisher aufgetreten?«, fragte er. »Haben Sie im Verborgenen geblüht? Dass so ein Talent nicht weltberühmt ist, wundert mich!«
    »Ich war im Ausland«, sagte der Hund.
    »Ich war auch im Ausland«, sagte das Schwein. Aber das interessierte den Direktor nicht besonders. Er hörte gar nicht richtig hin. Das Schwein merkte das. »Wieso lobt er
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