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Der Hintermann

Der Hintermann

Titel: Der Hintermann
Autoren: Daniel Silva
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Smokingjacketts. Er zog sich in eine stille Ecke zurück, um den Anruf entgegenzunehmen, und kehrte dann an Chiaras Seite zurück.
    »Wer war das?«, fragte sie.
    »Adrian.«
    »Was wollte er?«
    »Er will, dass wir nach Langley kommen.«
    »Wann?«
    »Sofort.«

70
    L ANGLEY , V IRGINIA
    Raschid al-Hussseini war Carters Verhängnis gewesen – Carters brillante Idee, die gründlich schiefgegangen war. Gabriel hatte die schlimmsten Folgen beseitigt. Chalid der Falke hatte Carter mit seinem von Gabriel überbrachten Abschiedsgeschenk ein Mittel geliefert, den Rest zu bereinigen.
    Dieses Mittel war ein junger saudischer Dschihadi namens Jussuf. Langley und die NSA hörten seit einigen Monaten sein Telefon ab. In letzter Zeit gehörte Jussuf zu Raschids wichtigsten Kurieren. Raschid übergab ihm verschlüsselte Mitteilungen, die Jussuf dann Adressaten in aller Welt überbrachte. An diesem Abend erwartete Jussuf einen Anruf von einem Mann in Deutschland, den er für den Kopf einer neuen Zelle in Hamburg hielt. In Wirklichkeit gab es jedoch keine neue Zelle in Hamburg. Carter und das Team in Raschidistan hatten sie erfunden.
    »Er sitzt auf dem Beifahrersitz dieses Daihatsus«, sagte Carter und nickte zu einem der Großbildschirme des Operationszentrums Raschidistan hinüber. »Im Augenblick sind sie im Jemen auf einer einsamen Straße im Rafadh-Tal unterwegs. Vor ungefähr einer Stunde haben sie zwei weitere Männer aufgenommen. Wir vermuten, dass einer von ihnen Raschid ist. In zehn Minuten ruft unser angeblicher Zellenleiter aus Hamburg an. Wir haben ihn angewiesen, Jussuf in ein möglichst langes Gespräch zu verwickeln. Haben wir Glück, sagt auch Raschid etwas, während telefoniert wird. Wie Sie wissen, ist Raschid ziemlich redselig. Damit hat er seine Führungsoffiziere bei der Agency zum Wahnsinn getrieben. Er kann seine verdammte Klappe einfach nicht halten.«
    »Wer entscheidet, ob geschossen wird?«, fragte Gabriel.
    »Die NSA informiert mich, sobald im Hintergrund weitere Stimmen zu hören sind – und ob es eine eindeutige Zuordnung gibt. Zeigt die Computeranalyse, dass Raschid mit im Auto sitzt, schießen wir es ab. Bleibt jedoch der geringste Zweifel, lassen wir es weiterfahren. Schließlich wollen wir Jussuf auf keinen Fall liquidieren, bevor er uns zu Raschid führen kann.«
    »Ich möchte zuhören«, sagte Gabriel.
    »Dazu sind Sie hier.«
    Gabriel setzte sich einen Kopfhörer auf. Die zehn Minuten verstrichen langsam. Dann rief der Agent aus Hamburg an. Die beiden Männer begannen ein Gespräch auf Arabisch. Gabriel blendete das Gesagte jedoch aus. Die beiden waren unwichtig. Sie bildeten nur eine Tür zu einem Mann mit wunderbar verführerischer Beredsamkeit. Sprich mit mir , dachte Gabriel. Erzähl mir etwas Wichtiges, auch wenn’s nur eine deiner vielen Lügen ist.
    Jussuf und der angebliche Zellenleiter in Hamburg redeten noch immer miteinander, aber ihr Gespräch würde offenbar nicht mehr allzu lange weiterlaufen. Außer dem Rumpeln des Geländewagens auf der mit Schlaglöchern übersäten Straße hatte es bisher keinerlei Hintergrundgeräusche gegeben. Aber zuletzt hörte Gabriel, worauf er gewartet hatte: eine hingeworfene Bemerkung, nicht mehr. Er machte sich nicht die Mühe, sie in Gedanken zu übersetzen, er horchte nur auf Tonfall und Klangfarbe der Stimme. Einer Stimme, die er gut kannte. Es war die Stimme, die ihn im Leeren Viertel zum Tode verurteilt hatte.
    Wollen Sie sich zum Islam bekehren und Muslim werden?
    Gabriel wandte sich Adrian Carter zu, der nervös mit jemandem bei der NSA telefonierte. Gabriel hätte am liebsten gefragt, worauf sie noch warteten, aber er kannte die Antwort. Sie warteten darauf, dass die Computer bestätigten, was er bereits wusste – dass die Stimme im Hintergrund Raschid gehörte. Er beobachtete, wie der Geländewagen die Landstraße im Jemen entlangraste, und hörte zu, wie die beiden Dschihadisten, einer echt, der andere eine clevere Fälschung, ihr Gespräch beendeten. Dann knallte Carter in einem für ihn ganz untypischen Wutanfall den Telefonhörer auf die Gabel. »Sorry, dass ich Sie vergebens habe kommen lassen«, sagte er. »Vielleicht nächstes Mal.«
    »Es wird kein nächstes Mal geben, Adrian.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil hier und jetzt Schluss gemacht wird.«
    Carter zögerte. »Lasse ich die Predator jetzt schießen«, sagte er, »sterben vier Menschen, darunter auch Jussuf.«
    »In diesem Auto sitzen vier Terroristen«, sagte Gabriel. »Und
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